Handball „Bei großen Turnieren entscheiden Kleinigkeiten“

Die Oberbadische

Handball Die Europameisterschaft startet heute: Wir haben uns bei Handball-Experten aus der Region umgehört

Lörrach. Feuchte Hände, Schweißperlen auf der Stirn, laute Jubelschreie: Die Handball-Europameisterschaft startet heute und sorgt wieder für jede Menge Spannung vor den heimischen Fernsehgeräten. Die deutschen Jungs sind mit von der Partie. Die Nationalmannschaft startet heute (18.15, ZDF) gegen die Niederlande ins Turnier.

Bundestrainer Christian Prokop musste jede Menge verletzungsbedingte Absagen hinnehmen. Wie stark ist das Team? Wo landen die Deutschen? Und wer ist der große Titelfavorit? Unser Sportredakteur Mirko Bähr hat sich mit Handballern aus der Region unterhalten.

Lars Spieß (Spieler des Drittligisten TV Großwallstadt aus Brombach): „Die deutsche Mannschaft hat in dieser Form noch kein Turnier zusammen bestritten. Es gab viele Absagen von Spielern, die normalweise gesetzt sind. Ich denke da an Weinhold, Wiede, Ernst oder Strobel. Es wird interessant sein zu sehen, wie die neue Mannschaft funktioniert. Prokop hat insgesamt eine gute Kader-Wahl getroffen. Jogi Bitters Berufung ist für mich nachvollziehbar, auch wenn er sich schon im fortgeschrittenen Handballalter befindet. Er bringt schon seit Jahren konstant gute Leistungen. Alle Jungs sind gestandene Bundesligaakteure und können international mithalten. Aber es sind eben nicht 16 internationale Top-Akteure. Wenn ich mich auf den Europameister festlegen muss, dann auf Dänemark. Es ist die beste Mannschaft der Welt. Aber auch Norwegen mit dem Heimvorteil stufe ich als brandgefährlich ein. Zudem werden Frankreich, Kroatien und Deutschland ein Wörtchen mitreden.“

André Leuchtmann (Spieler des Landesligisten SG Maulburg/Steinen): „Es sind immer dieselben Titelkandidaten, die man einfach nennen muss. Ich könnte wir aber durchaus auch vorstellen, dass es Norwegen packt. Aber natürlich habe ich auch Dänemark auf dem Zettel, vielleicht sogar Schweden? Die Skandinavier machen das unter sich aus. Die Deutschen haben sicher keinen schlechten Kader beisammen, und auch der Schachzug mit Jogi Bitter ist klasse. Er bringt Leistung, hat eine besondere Ausstrahlung und ist gut für die Stimmung. Wir haben Top-Spieler wie Uwe Gensheimer dabei, sind am Kreis ebenso super aufgestellt wie auf halb links. Auch Paul Drux gefällt mir in der Mitte. Die größte Baustelle haben wir halb rechts. Die vielen Ausfälle können wir nicht kompensieren, das kann keine Nation. Wir werden Gruppenzweiter, aber dann wird es schwer in der Hauptrunde. Wenn wir uns für Olympia qualifizieren, wäre das ein großer Erfolg. Es ist möglich, wenn wir gut ins Turnier reinkommen und es innerhalb des Teams stimmt.“

Max Rinderle (Co-Trainer von Bundesligist Füchse Berlin aus Zell): „Bei großen Turnieren entscheiden einfach Kleinigkeiten über Sieg und Niederlage. Gerade bei einer EM ist die Leistungsdichte noch größer als bei einer Weltmeisterschaft. Das selbst gesteckte Ziel der Deutschen, nämlich das Halbfinale, ist sicherlich erreichbar. Wichtig ist ein guter Start ins Turnier, um auch Selbstvertrauen zu tanken. Die üblichen Favoriten gibt es auch dieses Mal. Als da wären Dänemark, Norwegen, aber auch Spanien und Kroatien. Wie gesagt, alle liegen dicht beieinander. Der deutsche Kader kommt spannend daher. Natürlich gab es viele Absagen, aber gerade auf der Mittelposition sehe ich gerade aus Füchse-Sicht eine tolle Chance für unseren Paul Drux, sich in den Fokus zu spielen und gute Akzente zu setzen. Dass er es kann, hat er bei uns schon gezeigt. Die Mischung ist gut. Da gibt es Jungs, die stark im Eins-gegen-Eins sind, andere werfen gut aus dem Rückraum, dazu gesellen sich Top-Kreisläufer. Also ich freue mich auf das Turnier und drücke fleißig die Daumen.“

Felix Hodapp (Trainer von Männer-Bezirksligist TV Todtnau): „Favorit für die EM ist für mich klar Dänemark. Wir sind in der Abwehr dank der Torhüter sicherlich sehr gut aufgestellt. Im Angriff sieht es nicht so gut aus. Die Absagen von Wiede, Weinhold und Strobel schwächen die Deutschen doch sehr. Das Angriffsspiel ist mir zu statisch und zu vorhersehbar. Das wird dann vor allem gegen gute Gegner das Problem sein. Ob wir nur über Gegenstöße erfolgreich sein werden, ist fraglich. Die Vorrunde werden wir überstehen, spätestens im Halbfinale wird meiner Meinung nach aber Schluss sein. Dafür wiegen die Ausfälle zu schwer.“

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