Handball Den Gegner im Flieger analysiert

Die Oberbadische
Max Rinderle, Co-Trainer der Füchse aus Berlin. Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Handball Max Rinderle stand mit seinem Team, den Berliner Füchsen, im Finale der Klub-Weltmeisterschaft

Berlin, Doha, Mannheim, Berlin: Max Rinderle, der in Zell aufgewachsene Co-Trainer des Bundesligisten Füchse Berlin, kommt ganz schön rum. Videoanalyse im Flieger, Windeln wechseln in der Hauptstadt – der 31-Jährige steht unter Strom. Es geht Schlag auf Schlag: Bundesliga, Klub-WM und wieder Bundesliga. Beim EHF-Pokalsieger wird nicht gejammert.

Zell/Berlin. Die Berliner erreichten in der Wüste das Finale, wo es dann aber eine 24:29 (12:13)-Niederlage gegen das Top-Team aus Barcelona setzte. Mit dem leidenschaftlichen Handballer hat sich unser Sportredakteur Mirko Bähr nach der Klub-Weltmeisterschaft am persischen Golf über die Termin-Hatz, die Bundesliga, seine Arbeit bei Füchsen und den TV Zell unterhalten.

Frage: Herr Rinderle, wo erreichen wir Sie gerade?

Zuhause in Berlin, unsere Kleine hält mich gerade mächtig auf Trab. Wir haben zwei Tage trainingsfrei, viele Jungs sind mit ihren Nationalmannschaften unterwegs, und in Berlin sind gerade Herbstferien. Ich habe unterrichtsfrei und verbringe die Zeit mit meiner Familie. Ich bin vor drei Monaten Papa geworden. Das ist wirklich wunderschön, ich genieße es in vollen Zügen.

Frage: Zuletzt waren aber Termin-Hatz und Flugzeug statt Fläschchen angesagt, oder?

Das ist richtig. Wir bekamen eine Wildcard für die Klub-Weltmeisterschaften in Doha. Am vergangenen Sonntag haben wir noch gegen Lemgo in der Bundesliga gespielt, dann sind wir am Abend in den Flieger gestiegen. In der Wüste haben wir uns mit zwei Siegen für das Finale qualifiziert, wo wir dem Top-Team FC Barcelona gegenüberstanden. Es ist schon überragend, wie diese Mannschaft besetzt ist. Der dritte Rückraumspieler wäre bei fast allen Bundesligisten in der Stammformation gesetzt.

Frage: Am Ende stand die erwartete Niederlage.

Wir haben verloren, das stimmt. Aber die Leistung war überragend. Gegen eines der besten Teams der Welt haben wir lange mitgehalten, gekämpft, alles gegeben. 35 Minuten war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Am Ende hat Barcelona eine kurze Schwächephase von uns gnadenlos ausgenutzt. Da ist uns neun Minuten lang kein Treffer gelungen. Danach haben wir uns wieder berappelt und das Ergebnis enger gestaltet.

Frage: Dann war man also im Lager der Füchse gar nicht enttäuscht über diese Niederlage?

Nein. Ganz im Gegenteil. Wir haben richtig gut gespielt, obwohl wir derzeit eine ganze Menge Ausfälle zu beklagen haben. Das ist schon tragisch. Drei Akteure sind schon seit längerer Zeit verletzt, in Doha kamen vor dem Finale noch zwei junge Spieler dazu, und dann haben sich gegen das Starensemble aus Katalonien auch noch Fabian Wiede und Mattias Zachrisson Blessuren zugezogen. Es ist wie verhext. Und so war es im Finale nur eine Frage der Zeit, bis die bestens besetzte Bank Barcelonas den Ausschlag gab.

Frage: Ein Spiel jagt das nächste: Nach der Klub-WM ging es für die Füchse und für Sie direkt nach Mannheim.

Ja, das Auswärtsspiel bei den Rhein-Neckar Löwen stand auf dem Plan. Freitag war das Endspiel, um 5 Uhr am nächsten Morgen haben wir aus dem Hotel ausgecheckt und sind um 16 Uhr in Mannheim gelandet. Dann haben wir uns auf den Gegner vorbereitet, für die Spieler standen Regeneration und Physio-Behandlungen auf dem Plan, danach ging es ins Bett. Am Sonntag wurde das Spiel um 13.30 Uhr angepfiffen. Wir haben 25:28 verloren, aber wenn man sich das Ergebnis, unsere Verletztenliste und die Vorbereitung auf dieses Top-Spiel anschaut, dann darf man durchaus von einer unglaublichen Leistung sprechen. Die Löwen konnten keinen Spieler schonen, mussten voll durchziehen. Acht Minuten vor Schluss waren wir noch mit zwei Toren dran. Beeindruckend, was unsere Spieler leisten, das war ja nicht nur körperlich, sondern auch mental eine riesige Belastung. Ich selbst habe auf dem Rückflug Videos angeschaut, den Gegner analysiert, die Stärken und Schwächen der Einzelspieler zusammengestellt.

Frage: Gejammert wird nicht?

Nein. Da stöhnt niemand, auch wenn er noch so müde und kaputt ist. Unser Kapitän Hans Lindberg hat die Jungs in Mannheim genauso eingeschworen: Jungs, es hilft jetzt nicht zu jammern. Vielmehr wolle man alles raushauen, was gehe. Insgesamt, so finde ich, haben diese Hiobsbotschaften das Team noch stärker zusammenrücken lassen. Es gibt bei uns eine Art Jetzt-erst-recht-Mentalität. Ich hoffe jetzt, dass sich das auch auf das Umfeld überträgt und die Zuschauer sehen, wie das alles das Team zusammenschweißt.

Frage: Mit 14:6-Zählern rangiert Berlin in der 1. Bundesliga auf Platz sechs. Was ist das Ziel in dieser Saison?

Wir wollen uns wieder für den europäischen Wettbewerb qualifizieren. Vergangene Runde wurden wir Dritter, haben dem EHF-Pokal geholt. Das war schon richtig klasse. Die Bundesliga ist doch sehr ausgeglichen. Da muss man gegen jede Mannschaft alles geben, da wird einem nie etwas geschenkt. Jeder kann jeden schlagen. Umso bemerkenswerter, wie unser Team mit dem Verletzungspech umgeht. Es wäre ein leichtes, jetzt alles schleifen zu lassen. Aber jeder Einzelne macht genau das Gegenteil. Jeder nimmt das Herz in die Hand, das stachelt das gesamte Team an.

Frage: Die Einstellung passt?

Und wie. Unser Cheftrainer Velmir Petkovic hat nach dem Spiel gegen die Löwen auf der Pressekonferenz deutlich gemacht, wie stolz er auf das Team sei. Und das ist mehr als eine Phrase. Petkovic ist ein alter Hase, der ist schon lange im Geschäft, der weiß, wie Mannschaften auf solche Rückschläge reagieren können. Ich selbst bin immer niedergeschlagen, wenn ich höre, es hat sich wieder ein Spieler verletzt. Das ist auf der einen Seite nicht gut für das Team, aber auf der anderen Seite geht es da vor allem auch um die Person. Man ist tagtäglich zusammen, man kennt und schätzt sich.

Frage: Und nun dürfen Sie für einen Moment durchschnaufen?

In Berlin sind gerade Herbstferien und bei den Füchsen zwei freie Tage für die Spieler angesagt, die nicht gleich nach dem Löwen-Spiel zu ihren Nationalmannschaften geflogen und gefahren sind. Donnerstag in einer Woche spielen wir in der Bundesliga zuhause dann gegen Stuttgart.

Frage: Ein Team aus ihrem Heimat-Bundesland. Wie fühlen Sie sich in Berlin?

Ich fühle mich pudelwohl, durfte meine Leidenschaft zum Beruf machen. Ich unterrichte Handball im Schul- und Leistungssportzentrum, was mir unheimlich viel Freude bereitet und bin Co-Trainer bei den Füchsen. Viel mehr geht wirklich nicht für einen Handball-Enthusiasten wie mich.

Frage: Wann geht es wieder mal in die Heimat?

Das wird wohl an Weihnachten sein. Aber natürlich verfolge ich das Geschehen in der Heimat. Ich finde es klasse, dass mit dem Neubau der Stadthalle in Zell der Handballsport beim TVZ wieder aus der Versenkung kam. Ein ehemaliger Mitspieler hat unser Auswärtsspiel in Ludwigshafen besucht. Das hat mich gefreut. Ich werde einen Abstecher in die Halle machen, wenn ich bei meinem Eltern zu Besuch bin.

Zur Person: Max Rinderle ist seit 2007 bei den Füchsen. Erst als Spieler der Zweiten und Ersten, jetzt gehört er zum Trainerteam des Bundesligisten. Seit drei Jahren fungiert der 31 Jahre alte Papa einer Tochter als Co-Trainer.

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