Handball Frech, schnell und hippelig

Die Oberbadische
Rebecca Dürr und die Freiburgerinnen wollen nun den Etablierten das Fürchten lernen. Fotos: zVg Foto: Die Oberbadische

Handball Ein Oberrhein-Quartett startet mit der HSG Freiburg das 2. Liga-Abenteuer

Sie nennen sich die Red Sparrows, die Roten Spatzen: Dieser Singvogel aus der Familie der Sperlinge fliegt schnell und geradlinig. Genau so spielen die Damen der HSG Freiburg auch. Und zwar ab sofort in der 2. Bundesliga. Am Wochenende startet das Abenteuer. Mittendrin befindet sich mit Nadine Czok, Rebecca Dürr, Beate Czok und Antje Matschenz ein Quartett vom Oberrhein.

Von Mirko Bähr

Freiburg. Kleinster Etat aller Klubs, aber dafür viel Herzblut und jede Menge Teamgeist: Die Ausgangslage ist klar. Die HSG Freiburg hat einen regelrechten Kraftakt vor sich. Das betrifft in erster Linie natürlich das sportliche Unterfangen gegen Vereine wie Werder Bremen, die Spreefüxxe Berlin, den HC Leipzig oder die Waiblingen Tigers. Aber auch der organisatorische Aufwand ist riesig. Die Auflagen sind umfangreich und müssen erfüllt werden. Ganz zu schweigen vom zeitlichen Rahmen.

Gleich dreimal liegt die Spielstätte mehr als 700 Kilometer entfernt, 801 sind es nach Berlin und sogar 916 Kilometer gilt es auf der Fahrt zum TSV Nord Harrislee direkt an der dänischen Grenze zurückzulegen. „Die weiten Strecken bestreiten wir mit der Bahn. Dann geht es freitags los und sonntags wieder nach Hause“, weiß Rebecca Dürr.

Wer jetzt aber glaubt, dass die Mädels von Coach Ralf Wiggenhauser nun die Augen verdrehen und lustlos die Koffer packen werden, der hat sich kräftig geschnitten. Czok, Dürr & Co. sind heiß wie Frittenfett.

Die zweithöchste Liga der Republik aufmischen

„Ziemlich cool“ findet es Dürr, dass man nach der völlig überraschenden Meisterschaft in Liga drei nun als Underdog die zweithöchste Spielklasse der Republik aufmischt. „Ich habe vergangene Runde kaum gewagt, daran zu glauben, nun ist es Realität. So richtig bewusst wird es aber erst, wenn wir erstmals um Punkte kämpfen“, lässt Dürr wissen.

Die Nummer zehn der Red Sparrows ist der Dreh- und Angelpunkt im Spiel und seit drei Jahren nun schon in Freiburg. In der Jugend bei der SG Maulburg/Steinen aktiv, ging es dann mit dem TV Brombach bis in Liga drei.

Nicht nur sie hat am Oberrhein ihre Wurzeln. Auch Torjägerin Nadine Czok (siehe nebenstehendes Interview), ihre Mama Beate Czok, die als Torwart-Trainerin und gute Seele den Spielerinnen eine wichtige Stütze ist, sowie Antje Matschenz, die vor dem Engagement bei der HSG beim TV Grenzach auf Punktejagd ging, nach der Saison 2017 ihre Karriere beendete und nun als Betreuerin des Teams und A-Jugend-Coach fungiert, haben ihren Anteil am Erfolg.

Nun also 2. Bundesliga. Und dafür wurde in den vergangenen Wochen und Monaten mächtig geschwitzt. Viermal unter der Woche, dazu am Samstag-Vormittag, wenn kein Turnier oder Spiel anstand, schufteten die HSG-Akteure in der Halle, bolzten Kondition, feilten an der Technik, verfeinerten die Automatismen.

Auch hier wurde nicht gestöhnt oder gemurrt, sondern mitgemacht, Vollgas gegeben. „Wir haben uns als Team einstimmig für den Aufstieg ausgesprochen und werden nun auch alles dafür tun, unser Ziel, den Nichtabstieg, zu erreichen“, lässt Dürr wissen. Sie sei schon ganz schön „hippelig“, könne es kaum erwarten. „Das geht allen so. Im Training sind alle voll konzentriert und auch etwas angespannt.“

Ganze 30 Meisterschaftsspiele stehen jetzt auf dem Programm in der eingleisigen Spielklasse. Los geht es in der Stadtsporthalle Melsungen, wenn die HSG am Samstag, 18 Uhr, bei der SG 09 Kirchhof antritt. Das erste Heimspiel in der Gerhard-Graf-Sporthalle findet dann am 14. September statt, wenn ab 20 Uhr der HSV Solingen-Gräfrath auf der Platte steht.

Teamgeist ist Trumpf bei den Red Sparrows

Dass die Spatzen im Konzert der Großen durchaus mitsingen können, zeigte der Auftritt jüngst beim Vorbereitungsturnier um den Lotto-Cup, wo am Ende Rang vier heraussprang. Gegen Erstligist Ketsch gab es im Halbfinale eine knappe Niederlage. „Unsere Leistung war aber voll in Ordnung“, grinst die 1,64 Meter große Controllerin. Auch die Schiris dieser Partie hatten „Becci“ und ihre Teamkolleginnen nicht so recht auf der Rechnung. „Sie haben uns vor dem Match gefragt, ob wir denn nur unsere Zweite Mannschaft geschickt haben“, nimmt es Dürr mit Humor. Denn genau hier könnte der Schlüssel zum Erfolg liegen. Spatzen sind ja klein, werden oft unterschätzt.

Angst haben die Freiburgerinnen nicht. „Wir werden alles geben und viel dazu lernen“, ist sie sich sicher. „Natürlich kommen da dicken Brocken auf uns zu. Und wenn 1,90 Meter große Frauen vor uns stehen, kann das dann schon schwierig werden. Aber wir werden unseren Teamgeist in die Waagschale werfen, die Arbeit auf vielen Schultern verteilen und versuchen, unsere Schnelligkeit auszunutzen.“

Als Einheit wurde die HSG Meister, als Einheit will man sich nun auch eine Etage höher präsentieren. „Jede kämpft für die andere, wir verstehen uns alle. Ich habe hier noch keinen Stress erlebt“, weiß Dürr um die Vorzüge des Teams. Stress will man dem Gegner machen – mehr als ihm lieb ist.

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