Handball Patrick Gempp

Mirko Bähr

Handball

Rückschläge wegstecken, wieder aufstehen, weiterkämpfen: Für die allermeisten Profisportlerinnen und -sportler herrscht während ihrer Karriere nicht immer nur eitel Sonnenschein. Wie es ist, wenn man mehr Zeit in der Physiotherapie-Praxis verbringt als auf dem Feld, davon kann Handballer Patrick Gempp ein Liedchen trällern. Doch wer nun meint, der 26-jährige Weiler lässt sich von schweren Verletzungen aus der Bahn werfen, der hat sich aber gewaltig getäuscht.

Spiele:

1. Bundesliga: 41 Spiele, 34 Tore

2. Bundesliga: 94 Spiele, 183 Tore.

DHB-Pokal: 6 Spiele, 13 Tore.

Stationen:

Bis 2016: ESV Weil am Rhein

Ab 2016: TV Großwallstadt

Ab 2017: Rimpar Wölfe

Ab 2020: HSG Wetzlar

Ab 2022: Dessau-Roßlauer HV

Von Mirko Bähr

Weil am Rhein. „Ich habe gelernt, dass Negativerlebnisse zu einer Sportkarriere dazugehören. Und, dass man daraus auch Positives mitnehmen kann“, sagt Gempp, der neben dem ganzen Umzugsstress derzeit eine schweißtreibende Vorbereitung in neuer Umgebung absolviert. Der Kreisläufer, der beim ESV Weil das Handball-ABC erlernte, hat jüngst einen Zwei-Jahres-Vertrag beim Zweitligisten Dessau-Roßlauer HV unterschrieben und will nun in Sachsen-Anhalt wieder durchstarten.

Vor gut zwei Jahren erfüllte sich der Bubentraum des 1,90 Meter-Hünen. Gempp schloss sich der HSG Wetzlar an und hatte sich somit einen begehrten Platz in der wohl besten Handballliga der Welt ergattert. Allerdings. Noch in der Vorbereitung zur Saison 2021/22 wurden bei einer Routineuntersuchung Auffälligkeiten an seinem Herzen festgestellt. Der Weiler musste erst einmal aussetzen.

Gempp ließ sich aber nicht unterkriegen und kam nach gut drei Monaten zurück. In seiner Premieren-Saison im Handball-Oberhaus kam der Kreisläufer immerhin auf 38 Partien, in der er 34-mal ins Schwarze traf. Sein Ehrgeiz war natürlich geweckt, in der zweiten Saison für die Mittelhessen wollte die Nummer 31 so richtig durchstarten.

Doch, man ahnt es. Es wurde nichts daraus. Im vergangenen September riss sich Gempp beim Auswärtsmatch in Magdeburg das vordere Kreuzband des linken Knies. Es war Spiel drei. „Damit war die Saison für mich schon gelaufen, ehe sie so richtig angefangen hat“, erinnert sich der ehemalige deutsche Junioren-Nationalspieler.

Früh kommunizierte Wetzlar, dass Gempp keinen neuen Vertrag erhalten werde. „Die Zeit in Wetzlar stand gesundheitlich für ihn unter keinem guten Stern. Das bedauern wir sehr, denn ‚Padde‘ ist ein talentierter Kreisläufer, ein grundehrlicher Arbeiter und ein toller Charakter“, ließ damals HSG-Geschäftsführer Björn Seipp wissen. „Die Zeit in Wetzlar war nicht einfach, ich bin einfach nicht so recht in Fahrt gekommen“, blickt Gempp zurück.

Und auch wenn er mit vielen Rückschlägen zu kämpfen hatte, so blickt er dennoch positiv auf diese Handball-Episode zurück. „Das waren sehr lehrreiche Jahre für mich. Ich konnte viel mitnehmen. Man lernt einen anderen Blickwinkel kennen, schaut sich Handballspiele ganz anders an. Und nette Menschen habe ich auch kennengelernt, Freunde hinzugewonnen“, erklärt Gempp.

Und natürlich nimmt der Weiler auch eine Menge Erfahrung mit in die Bauhausstadt. Gerne erinnert er sich an das erste Bundesligaspiel, an seinen ersten Treffer in der Beletage, aber auch an Begegnungen, wo er mehr Verantwortung übertragen bekam. „Wir haben Kiel geschlagen und den einen oder anderen Großen geärgert“, schmunzelt Gempp.

Sicherlich. Er hätte gerne Vollgas gegeben, hätte sich mit großer Leidenschaft in viel mehr Partien für die HSG zerrissen und gezeigt, dass er zurecht diese Chance erhalten habe, in der 1. Bundesliga sein Können unter Beweis zu stellen. Aber es sei eben anders gekommen. Gempp: „Es klingt jetzt vielleicht blöd, aber man kann auch so viel Gutes mitnehmen. Man lernt seinen Körper in solch einer Zeit viel besser kennen und nach unzähligen Fitnesseinheiten ist man körperlich auf einem ganz anderen Level.“

Die monatelangen Anstrengungen hätten, so erzählt der 26-Jährige, jeder Menge Wille und Ehrgeiz bedurft. „Das waren keine einfachen Monate“, hält er fest und verweist auf ein Tagebuch, was er in dieser Zeit geführt hat. Darin finden sich auch all die aufmunternden Nachrichten und Zeilen von Freunden, der Familie und der Partnerin wieder. „Ich habe eine tolle Unterstützung erfahren. Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt er.

All das sei ihm im ersten Testspiel für seinen neuen Verein dieser Tage gegen den SC DHfK Leipzig wieder durch den Kopf gegangen. „Ich wusste in diesem Moment, dass sich diese harte Arbeit gelohnt hat“. Gempp trägt nun das Trikot mit der Nummer acht für den Dessau-Roßlauer HV in der 2. Bundesliga.

„Mein erstes Ziel war es, wieder fit zu werden, im Mai/Juni habe ich mich dann nach einem Verein umgeschaut.“ Nach einem Gespräch mit Vanja Radic, der Gempp an der Junioren-Akademie in Großwallstadt trainierte und amtierender Co-Trainer in Dessau ist, ist er der Meinung, dass das gut passen könne“. „Padde“ gefällt die Art und Weise, wie Coach Uwe Jungandreas spielen lässt. „Wir sind eine junge Truppe, in der ich in Abwehr und Angriff Verantwortung übernehmen möchte. Unser Ziel ist es, schnellen, attraktiven Tempohandball zu spielen.“

Sein neuer Coach ist jedenfalls vom neuen Mann überzeugt: „Uns ist es gelungen, einen charakterstarken und professionellen Spieler zu verpflichten. Bereits zu seiner Zeit in Rimpar war er ein sehr unbequemer Gegenspieler“, wurde Jungandreas in der Vereinsmitteilung zitiert.

Der Wechsel aus der 1. in die 2. Bundesliga macht Gempp ganz und gar nichts aus. Im Gegenteil. „Ich habe richtig viel Bock auf Handball, will wieder Spaß haben und natürlich verletzungsfrei bleiben“, macht er deutlich. Und eine Rückkehr ins Oberhaus ist dann mittelfristig natürlich ganz und gar nicht ausgeschlossen. Das sind doch gute Aussichten.

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