Handball Volle Hütte, irre Wendungen

Die Oberbadische

Handball Landesliga-Derby: SG Maulburg/Steinen und HSG Dreiland trennen sich 30:30

Dieses Derby-Drehbuch hat Bestseller-Niveau: Was für eine Spannung, was für ein Lärmpegel in der vollen Halle, was für dramatische Wendungen! Das Aufeinandertreffen der beiden Nachbarn war nichts für schwache Nerven. Bis zur letzten Sekunde wurde die Entscheidung hinausgezögert. Und am Ende? Da teilten sich die SG Maulburg/Steinen und die HSG Dreiland beim 30:30 (13:16) die Zähler. Schiedlich-friedlich.

Von Mirko Bähr

Steinen. „Wir führen mit sieben Toren, bringen den Sieg nicht nach Hause, da darf man dann wohl von einem verlorenen Punkt sprechen“, schnaufte SG-Coach Frank Andris nach der Partie vor mehr als 350 Zuschauern in Steinens Sporthalle durch.

Es war wieder einmal ein leidenschaftlicher Auftritt seiner Jungs, die zuhause erneut zeigten, dass sie sich gegen keinen Gegner verstecken wollen. Schon gar nicht gegen den Nachbarn. Der hatte einen glänzenden Start erwischt und mit schnellem, schnörkellosen Spiel die Hausherren überrannt. Beim 5:9 aus Sicht der SG nahm Andris die Auszeit.

Nun agierte der Aufsteiger in der Defensive etwas kompakter, machte der HSG das Torewerfen nicht mehr ganz so einfach. Dennoch führte der Gast zur Halbzeit mit 16:13. Entscheidend absetzen konnte sich der Favorit nicht. Dafür sorgte allen voran Dominik Hess. Er behielt die Nerven, versenkte alleine sieben seiner acht verwandelten Siebenmeter in der ersten Hälfte. Da zeigten die jungen, einem solchen hitzigen Derby nicht immer gewachsenen Unparteiischen Niclas Mild/David Keßler allzu gerne auf den Strich.

Die SG reagierte in der Pause. Eike Nasdala stand nun im Kasten, hielt gleich einen Siebenmeter gegen Kevin Welte, und sorgte mit seinen Paraden dafür, dass sich das Blatt wendete. Die zweite Amtshandlung von Andris fruchtete ebenfalls. Jonas Schamberger wurde mit einer Manndeckung aus dem Verkehr gezogen. Während die Hausherren nun wie die Feuerwehr los legten, jeden Ball mit Schmackes versenkten und sich zu Höchstleistungen pushten, kam von der HSG nicht mehr viel.

Unverständlicherweise bretterten sie nun, obwohl ohne Harz gespielt wurde, immer wieder aus der Distanz auf die SG-Bude. Das Spielgerät schlug aber nicht im Tor, sondern zwei Etagen drüber an der Wand ein. Es ging nichts mehr. Zwei Treffer erzielte der Gast zwischen der 30. und 46. Minute. Die Hausherren dagegen netzten elfmal ein und sahen nach Nico Knoblichs Treffer zum 27:20 nach 48 Minuten bereits wie der sichere Sieger aus.

Foul an Palasz nach der Schlusssirene

„Wir haben den Fuß vom Gaspedal genommen, wollten zu oft den sicheren Ball spielen“, befand Andris. Angeführt vom 14-fachen Torschützen Welte, der die Verantwortung nun an sich riss, zeigte die HSG aber Moral. „Wir sind eingebrochen, haben in diesem Derby aber zurückgeschlagen. Das muss man uns hoch anrechnen“, so der Rechtsaußen. Sein Team kämpfte sich zurück, stellte die Hausherren mit der „offenen Deckung“ vor schier unlösbare Probleme. „Damit kamen wir gar nicht zurecht“, meinte der enttäuschte SG-Lenker André Leuchtmann.

25 Sekunden vor Schluss erzielte Welte den 30:30-Ausgleich. Das war es aber noch lange nicht. Denn: Jetzt war die SG am Zug, kam sogar zweimal zum Abschluss, doch fand in Keeper Lukas Stich ihren Meister. Als dramatisches Sahnehäubchen taugte dann noch ein vermeintliches Foul an Mateusz Palasz bei einem allerletzten Abschlussversuch. Siebenmeter forderte die HSG. Die Referees machten dagegen klar, dass die Uhr zu diesem Zeitpunkt bereits abgelaufen war. Die Gäste waren außer sich. Marco Bödeker fand dann wohl nicht die richtige Wortwahl und sah die Blaue Karte.

Schweiß gebadet rang nach der Begegnung auch HSG-Coach Igor Bojic um Worte. Er sprach von einem wilden, chaotischen Match, dass ein Spiegelbild der gegenwärtigen Situation sei. „Meine Jungs haben bis zum Schluss gekämpft“, erklärte Bojic, der seine Zukunft als Trainer aber infrage stellte. „Ich muss mit den Verantwortlichen reden, und entscheide dann, ob ich weiter mache“, so der Trainer. Mehr dazu sagen wollte er nicht.

Es war der überraschende Schlusspunkt eines Krimis, den auch Hennig Mankell nicht besser hätte schreiben können.

Tore für SG Maulburg/Steinen: Knoblich 5, Hess 10/8, Eichin 1, Tiedtke 8, Leuchtmann 4, Winkelbeiner 2.

Tore für HSG Dreiland: Palasz 1, Hopp 1, Bödeker 1, Knössel 5, Welte 14/6, Niklas Weber 2, Ludwig 4/1, Schamberger 2.

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