Handball Zwillinge gehen getrennte Wege

Die Oberbadische
Lars (l.) und Tom Spieß machen noch gemeinsame Sache. Ab der neuen Saison aber werden sie erstmals unterschiedliche Vereinstrikots tragen. Foto: zVg/Felix Müller Foto: Die Oberbadische

Handball Lars Spieß bleibt beim TV Großwallstadt, Bruder Tom verlässt den Verein mit unbekanntem Ziel

Bisher sind sie gemeinsam durch dick und dünn gegangen, haben im Gleichschritt ihre Handballkarriere lanciert und jahrelang im selben Team ihren Mann gestanden. Nun endet die gemeinsame Sportreise von Lars und Tom Spieß. Die Handball-Zwillinge aus Brombach werden ab der kommenden Saison für verschiedene Klubs das Trikot überstreifen.

Von Mirko Bähr

Lörrach. Noch stehen die Spieß-Brüder beim Drittligisten und künftigen Zweitliga-Vertreter TV Großwallstadt unter Vertrag. Doch nun ließ der Sportliche Leiter des TVG, Maik Pallach, die Katze aus dem Sack. Gegenüber dem „Main-Echo“ meinte er, dass Tom Spieß keinen neuen Vertrag erhält.

„Im Leistungssport trennen sich manchmal die Wege. Die Entscheidung, Toms Vertrag nicht zu verlängern, fiel bereits im Februar in gemeinsamen Gesprächen“, erläuterte Pallach. Der Rückraumspieler und Kreisläufer erhält zum Abschied aber ein dickes Lob. „Tom ist durch die TVG-Schule gegangen und hat unsere Werte mitgelebt. Er ist ein guter Typ, und wir wünschen ihm alles erdenklich Gute“, macht Geschäftsführer Stefan Wüst deutlich.

Sein Bruder Lars wird dagegen weiterhin für den Traditionsklub aus Bayern auflaufen, für den er in der nun abrupt beendeten Saison 15-Mal auf dem Feld stand und dabei 41 Treffer markierte. Dann aber brach sich der Spieler mit der Nummer 36 auf dem Rücken in der Partie gegen die HSG Bieberau/Modau die Mittelhand.

Seit 16 Jahren gemeinsam unterwegs

Apropos Verletzung. Davon kann Tom Spieß ein Lied singen. Die Saison 19/20 verlief alles andere als reibungslos für die Nummer 31. Nach einer Knie-OP musste er zu Beginn erst einmal zuschauen. Nach der Rückkehr bremste den 25-Jährigen gleich eine Oberschenkelblessur, die ihn wieder lange zurückwarf. Erst kurz vor dem Abbruch der Runde konnte Tom Spieß wieder sein Können präsentieren. Gerade in der Abwehr sorgte er für die notwendige Stabilität. Insgesamt kam er auf zwölf Partien und zehn Tore.

Nach vielen Jahren nun also die Trennung. Gemeinsam hatten sie 1999 bei den Minis des TV Brombach begonnen, zogen 2009 dann als B-Jugendliche weiter ins Handball-Leistungszentrum Großwallstadt, wo sie 2011 die Deutsche Meisterschaft der B-Jugend feierten. Ab der Runde 2011/2012 schlüpften sie außerdem parallel zwei Jahre für den TSV Lohr in der Bayernliga ins Trikot. Und auch der nächste Schritt, nämlich der in den Spitzensport, gelang gemeinsam.

2013 zog es die Zwillinge zur DJK Rimpar in die 2. Bundesliga, wo sie mit dem Aufsteiger auf dem fünften Tabellenplatz landeten, ehe zur Saison 2016/2017 die Rückkehr zum TVG erfolgte. 2018 gelangen die Meisterschaft in der 3. Liga und der Aufstieg in die 2. Bundesliga, und nun steht nach dem letztjährigen Abstieg die sofortige Rückkehr in Liga zwei fest.

Die Freude darüber ist aufgrund der Umstände in Zeiten der Corona-Pandemie schon etwas getrübt. „Ich habe den Aufstieg zur Kenntnis genommen, mich etwas gefreut, aber die großen Emotion waren da nicht dabei. Ganz anders, als wenn wir das sportlich erreicht hätten“, erklärt Lars Spieß. Und jetzt überwiege derzeit die Ungewissheit. „Wir wissen ja nicht, wann und wie es weitergeht.“ Und auch beruflich herrsche derzeit etwas Unsicherheit. Bei einem Automobilzulieferer sollte er als Werkstudent seine Arbeit aufnehmen. „Kurz vor dem Beginn wurde die Stelle gestrichen“, erklärt er.

„Ich müsste lügen, wenn ich jetzt sage, dass ich mich mega gefreut hätte. Die Krise hat doch die Sichtweise verändert. Die Prioritäten haben sich verschoben“, macht Tom Spieß klar, der seine berufliche Zukunft vermehrt in den Fokus rückt. Er schließt sein BWR-Studium in Aschaffenburg ab und ist auf der Suche nach einem Job. „Der Sport“, so ist er sich sicher, „leidet in der Corona-Krise. Die Vereine stehen vor enormen Herausforderungen“, sagt er. Ein Vorteil der Zwillinge ist, dass sie seit Jahren nicht nur auf die Karte Profi gesetzt, sondern auch die Karriere neben der Karriere in Angriff genommen haben.

Und wie wird es, künftig nicht mehr den Bruder an seiner Seite zu haben? „Das ist schwierig zu beantworten, wir hatten diese Situation ja noch nie“, meint Lars Spieß. Schade sei es schon ein wenig, schließlich habe man auf und neben dem Spielfeld perfekt harmoniert. „Mir wird da sicher etwas fehlen.“

Auch Bruder Tom fehlen selbstverständlich die Erfahrungswerte. Wobei er selbst 2013 bei der Junioren-WM im Gegensatz zu Lars nicht mitmischen konnte und 2015 dann Lars im Gegensatz zu ihm aufgrund einer Verletzung im Aufgebot der Deutschen fehlte. „Es wird eine Umstellung, aber wir werden damit klarkommen und nicht auf dem Feld in Tränen ausbrechen“, schmunzelt er.

Wo er künftig seiner großen Leidenschaft nachgehen wird, steht noch nicht fest. „Ich habe noch nirgends unterschrieben. Es ist halt schwierig in der aktuellen Lage. Die Vereine halten sich zurück, wissen beispielsweise nicht, welche Sponsorengelder ihnen zur Verfügung stehen“, macht Tom Spieß klar. Das eine oder andere Gespräch hat es aber bereits gegeben.

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