Hasel „Der Niedergang war voraussehbar“

Markgräfler Tagblatt

Heimatgeschichte: Bodenfunde geben Auskunft über die Glashütte in Glashütten / Raubbau an der Natur

Von Michael Werndorff

Was so unscheinbar aussieht, eröffnet den Wissenschaftlern neue Einblicke in die Vergangenheit der heimischen Glashütten: Dem Hasler Lokalhistoriker Clemens Wittwer ist es gelungen, originale Stücke der historischen Glashütte zu sichten. Gemeinsam mit Waldglasexperte Werner Störk wurde die Sammlung am Donnerstagabend im Hasler Gemeindehaus der Öffentlichkeit vorgestellt.

Hasel . „Die Fundstücke geben uns einen Einblick in die letzten Stunden, ja Minuten der Glashütte in Glashütten“, erklärte Störk im gut besuchten Gemeindesaal. Das gebe es sonst nirgends, unterstrich er die wissenschaftliche Bedeutung der Hütte, die im Zeitraum von 1630 bis 1715 ihre Blüte und den Niedergang erlebte.

Historische Quellen wie Kirchenurkunden und Verträge seien gut erschlossen, doch dank des Fundes eines Quarzbrockens könne nun auch erstmals nachgewiesen werden, dass der zur Herstellung nötige Rohstoff nicht als Kiesel aus Flussbetten geklaubt und anschließend gehämmert, sondern im Bergbau erschlossen wurde, nimmt der Glasexperte an. Für den Fachmann sei das jedenfalls ein Sensationsfund. „Zudem können wir dank der Funde das Leben der Glasmacher nachzeichnen und zeigen, in welchem kulturellen wie auch wirtschaftlichem Umfeld sie lebten.“

Es seien keine einfachen Bedingungen gewesen, nimmt Störk die Zuhörer mit auf eine Reise in eine Epoche, in der Millionen von Menschen der Pest und Kriegen zum Opfer fielen. Hinzu kam der Raubbau an der Natur und die Konkurrenz zu den ansässigen Eisenhütten, die für ihre Produktion weit weniger Holz benötigten. Im Vergleich betrug der Verbrauchsfaktor beider Wirtschaftszweige eins zu zehn. Zur Herstellung von einer Tonne Glas wurden 250 Tonnen Holz benötigt, und eine Ofenfüllung verschlang 54 Tonnen bestes Buchenholz. „Daher war der Niedergang der Glasproduktion vorgezeichnet“, so Störk.

Zudem sei vielerorts das transparente, mit Manganquarz produzierte venezianische Glas beliebter gewesen als das grüne Waldglas aus heimischer Herstellung. „Das weiße Glas war eine Sensation und fand den Weg auch nach Basel.“

Das Wissen um die Glasherstellung wurde vom Vater auf den Sohn vererbt: „Es war eine Geheimkunst, von der die Menschen keine schriftlichen Aufzeichnungen anfertigten.“ Und weil das Geheimnis bewahrt werden musste, wurden die Hütten samt Öfen und Lager nach der Aufgabe zerstört und ein neuer Standort gesucht. Das geschah nach etwa 30 bis 45 Jahren, wenn die Waldrodung so weit fortgeschritten war, dass in der Umgebung kein Holz mehr zu Pottasche verarbeitet werden konnte. „Es war ein waldfressendes Gewerbe“, machte Störk den Zuhörern im Rahmen seiner lebhaften Präsentation deutlich und er ließ nicht unerwähnt, dass die für den Schwarzwald typische Fichte das Ergebnis späterer Aufforstungsmaßnahmen war. Damals sei der Baum im Mischwald eine Seltenheit gewesen, so Störk.

Wenn es nach ihm und Wittwer gehe, sollen die Fundstücke öffentlich ausgestellt werden. Schließlich legen diese doch ein lebendiges Zeugnis der Vergangenheit ab, sind beide überzeugt. „Es wäre zu schade, die Funde im Keller verstauben zu lassen“, unterstrich Wittwer.

Störk konnte den Glassteinen deren genaue Position am Ofen zuordnen. Es finden sich Teile der Bodenplatte darunter aber auch solche, die unterhalb der Arbeitsöffnungen lagen, wo die Glasbläser mit ihren Werkzeugen hantierten und das heiße Glas abtropfte. Laut Störk lassen die Funde Rückschlüsse zu, dass die heimischen Glasmacher immer wieder mit der Zusammensetzung der Rohstoffe experimentierten.

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