Zur Gnadenhochzeit blickt der 91-jährige Gerhard Vogt, der jahrelang für unsere Zeitung als Autor tätig war, auf sieben Jahrzehnte mit seiner Ehefrau Elsa, heute 89 Jahre alt, zurück.
Elsa und Gerhard Vogt aus Hasel feiern am heutigen Montag ihren 70. Hochzeitstag.
Zur Gnadenhochzeit blickt der 91-jährige Gerhard Vogt, der jahrelang für unsere Zeitung als Autor tätig war, auf sieben Jahrzehnte mit seiner Ehefrau Elsa, heute 89 Jahre alt, zurück.
Es war der Winter 1951/52, der Gerhard Vogts Leben eine entscheidende Wendung gab. Damals lag der Schnee meterhoch. „Da war ein Fahren mit dem Motorrad nicht möglich“, berichtet Vogt. Der Weg zur Arbeit war auch mit dem Bus unmöglich. Ein Kollege aus Hasel bot ihm eine pragmatische Lösung an: Er fragte seine Vermieterin, ob ein Zimmer für Vogt frei wäre. So zog Vogt für einige Zeit nach Hasel, bis die Wetterlage es erlaubte, wieder nach Hause zu pendeln. Die Vermieterin meldete ihn kurzerhand beim Musikverein Hasel an. Sie wusste, dass Vogt zuvor aktiver Musiker in der Knabenmusik Schopfheim war.
So fand er rasch Anschluss an die Dorfgemeinschaft – und begegnete Elsa. Sie war beim 75. Jubiläum des Musikvereins sogar Festjungfrau. Intensiver lernten sich die beiden kennen, als Elsa im selben Betrieb wie Gerhard zu arbeiten begann. Es waren ungewöhnliche Umstände die zur Hochzeit am 25. November 1954 führten. Ursprünglich war eine Heirat im Sommer geplant. Doch Elsas Vater, ein Bauer, bestand darauf, dass erst nach der Ernte geheiratet wird. Die Feier fand im Elternhaus statt, eine echte Bauernhochzeit mit Musik, Gesang und lustigen Beiträgen.
Zunächst lebte das junge Paar zusammen mit Elsas Eltern und hatte nur ein Zimmer zur Verfügung. Erst nach knapp einem Jahr konnten sie in eine Wohnung ziehen. „Es gab nur ein Trockenklo, kein Bad“, erinnert sich Vogt.
Im Dezember 1954 kam Tochter Bärbel zur Welt. Die Zukunftspläne der kleinen Familie änderten sich durch einen tragischer Unfall auf dem Feld, bei dem Elsas Mutter tödlich verunglückte. Elsas Vater bat darum, dass Elsa sich um ihre beiden jüngeren Schwestern kümmert, sodass das Ehepaar in Hasel wohnen blieb. 1960 wurde die Familie durch die Geburt von Sohn Bernd, der leider bereits im Alter von 62 Jahren verstorben ist, komplett.
Einige Jahre übernahmen Gerhard und Elsa Vogt bei ihrem Arbeitgeber den Werksverkehr und beförderten mit einem Kleinbus Mitarbeiter aus Hasel, Dossenbach und Gersbach in zwei Schichten, „also begann die Arbeit um 5 Uhr und dauerte bis 23 Uhr“. Nach einiger Zeit musste Elsa diese Tätigkeit aufgrund von gesundheitlichen Problemen aufgeben. Wochenends fuhr Gerhard auch Fußballmannschaften oder Besucher zu Theater und Konzerten nach Basel. Als der Betrieb sein Lager und den Versand nach Atzenbach verlagerte, stieg Vogt zum Abteilungsleiter auf und übernahm zeitweise auch die Funktion des Betriebsleiters. Neben seinem Beruf engagierte er sich als Dorfberichterstatter für die regionalen Zeitungen.
Die Honorare als Berichterstatter investierten die Vogts in Reisen. Über 40 Länder von Thailand bis Hawaii besuchten sie, „teils mit dem eigenen Pkw, viele Busreisen und Kreuzfahrten“, schildert Vogt. Besonders gerne erinnert er sich an eine Reise durch Russland.
Ein prägendes Ereignis begleitete die Familie über alle Jahrzehnte: 1942 kam eine 15-jährige Ukrainerin auf den elterlichen Hof und bot ihre Hilfe an. Sie wurde fortan wie ein Familienmitglied behandelt. „Sie sprach in Kürze perfektes Alemannisch“, berichtet Vogt. Gegen ihren Willen musste sie jedoch in ihre Heimat zurückkehren. Vogt widmete dieser Geschichte mehrere Artikel in unserer Zeitung, die große Resonanz fanden.
Das Ehepaar feiert heute seinen Jubeltag im Kreise der Familie. Die beiden sind dankbar und stolz darauf, noch ihre Tochter, einen Enkel, zwei Enkelinnen und zwei Urenkel zu haben, die sie besuchen und unterstützen.