Hasel Über Schienen wächst Gras

Harald Pflüger

Zugverkehr: VDV plädiert für Reaktivierung der Wehratalbahn

Hasel - Der Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken redet der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) das Wort. Zu den Strecken, die laut VDV wieder ans Netz angeschlossen werden können, gehört auch die Wehratalbahn.

Elf Millionen Mark, eine für damalige Verhältnisse riesige Summe, wurde in den Bau der Wehratalbahn investiert, die am 20. Mai 1890 feierlich eröffnet wurde. Von der neuen Bahnlinie wurde bereits im Eröffnungsjahr reger Gebrauch gemacht.

Eisenbahnverbindung hat fast 80 Jahre Bestand

Gut 80 Jahre lang verband die Wehratalbahn Wehr mit Schopfheim. Dann war der Zug abgefahren. 1971 kam die von vielen Protesten begleitete Stilllegung. Ideen, die Strecke zwischen Schopfheim und Wehr wieder in Betrieb zu nehmen, scheiterten an den Kosten. Rentabel war die Wehratalbahn, die in erster Linie als strategische Bahn gebaut wurde, schon vom ersten Jahr ihres Bestehens für die Badische Staatsbahn nicht. Welch hohen strategischen Stellenwert der Strecke einst beigemessen wurde, zeigt sich in der Elektrifizierung der Bahnstrecke, die im September 1913 abgeschlossen war.

Damit war der Höhepunkt der Bahnlinie jedoch überschritten. In den 20er Jahren wurde der Bahnhof „Fahrnau Tunnel“ als erster geschlossen, und nach der Schließung des Hasler Bahnhofs fuhr im Mai 1971 der letzte Personenzug auf der Wehratalstrecke, im August 1971 der letzte planmäßige Güterzug. Wer heute den Schienen folgen will, braucht gute Augen und gutes Schuhwerk. Die Natur hat sich beinahe alles wieder zurückgeholt, was 1300 Männer zwischen Mai 1887 und der feierlichen Eröffnung drei Jahre später gegraben, gesprengt und befestigt haben. Die Bahnhöfe an der Strecke sind längst einer anderen Nutzung zugeführt worden.

Nach der Streckenstilllegung gab es immer wieder Bemühungen, die Wehratalbahn zu neuem Leben zu erwecken. Ein neuer Vorstoß kommt jetzt vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen mit Sitz in Köln. VDV-Präsident Ingo Wortmann sieht sich nicht nur gestärkt durch das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 doppelt so viele Bahnkunden zu gewinnen wie bisher und mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern, sondern auch durch die klimapolitischen Ziele, die sich die Große Koalition gesetzt hat. Eine Studie hat Wortmann zufolge gezeigt, dass die Reaktivierung von Schienenstrecken aus Umweltsicht sinnvoll ist.

Die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken stärkt nach Ansicht des VDV auch strukturschwache Räume. Dazu hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen für Verantwortliche einen Leitfaden zur Reaktivierung von Eisenbahnstrecken herausgebracht, der die Erfahrungen von Fachleuten bei solchen Projekten zusammenfasst. Außerdem wird auf stark verbesserte Finanzierungsinstrumente verwiesen. Der VDV räumt aber auch ein, dass sich nicht jede stillgelegte Eisenbahnstrecke für eine Reaktivierung eignet. Neben einem nicht hinreichenden Potenzial können auch Konflikte mit anderen Arten des öffentlichen Verkehrs gegen eine Reaktivierung einer Strecke sprechen.

Auf der Vorschlagsliste des VDV zur Reaktivierung von stillgelegten Eisenbahnstrecken steht auch die Wehratalbahn. Die 20 Kilometer lange Strecke von Schopfheim über Hasel und Wehr nach Bad Säckingen könnte durch eine Wiederinbetriebnahme laut VDV das Angebot im öffentlichen Personenverkehr verbessern. Allerdings wird die Priorität weder dringlich noch hoch eingestuft. Verschwiegen wird in der Studie auch nicht, dass die Wiederinbetriebnahme der Strecke voraussichtlich einen hoheren Bauaufwand erfordert.

Wiederinbetriebnahme erfordert hohen Aufwand

Gegebenenfalls ist eine umfangreiche Verlegung anderer Verkehrswege erforderlich und eine Wiederinbetriebnahme der Eisenbahnstrecke daher nicht schnell zu realisieren. Auch Konflikte mit Anrainern oder Naturschutzbelangen sind nicht auszuschließen.

15 Jahre vor der jetzigen Studie gaben die Kommunen und Landkreise entlang der Wehratalbahn eine Untersuchung zur Reaktivierung der Bahnstrecke in Auftrag. Darin wird empfohlen, für die kommenden Generationen zumindest die Trasse zu sichern und über Finanzierungsmöglichkeiten einer Wiederinbetriebnahme nachzudenken.

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