Hausen/Arnstadt Politischer und kultureller Austausch

Manuel Hunn
Hausens Bürgermeister Philipp Lotter (dritter von rechts) mit dem Bürgermeister von Arnstadt Frank Spilling (rechts) sowie den anderen Vertretern der Partnergemeinden Arnstadts. Foto: /Gemeinde Hausen im Wiesental

Hausens Bürgermeister Philipp Lotter war vor Kurzem im thüringischen Arnstadt, der Partnergemeinde des Hebeldorfs. Lotter berichtet im Gespräch mit unserer Zeitung über seinen Besuch und die Hintergründe der Partnerschaft.

Wie Lotter erzählt, geht die Partnerschaft mit Arnstadt auf die Deutsche Einheit zurück. Im Jahr 1990 hätten viele Kommunen aus dem „Westen“ Partnerschaften mit Kommunen in der ehemaligen DDR gesucht. So auch Hausen im Wiesental, wo der damalige Bürgermeister Karl Heinz Vogt eine Partnerschaft mit der damaligen Thüringer Gemeinde Marlishausen geschlossen hat. Wohl nicht zufällig war ein Ort namens Hausen ein Teilort von Marlishausen.

Dass nun nichts mehr an die Namensgleichheit mit der Partnergemeinde erinnert, liegt daran, dass Marlishausen 1994 in die Gemeinde Wipfratal eingemeindet wurde. Wipfratal wiederum wurde bei einer Kommunalreform 2019 in Arnstadt eingemeindet. Folglich ist Arnstadt seit fünf Jahren die Partnerstadt Hausens.

Heimliche Hauptstadt

Die Stadt mit rund 28 000 Einwohnern sei „die heimliche Hauptstadt Thüringens“, erklärt Lotter. Wäre der Ort nicht zweimal von einem Großbrand betroffen gewesen, hätte es gut sein können, dass die Hauptstadt von Thüringen heute nicht Erfurt, sondern Arnstadt heißt.

Bei seinem ersten Besuch in Arnstadt stand ein Austausch mit seinem parteilosen Bürgermeisterkollegen Frank Spilling, ein Rundgang durch die Stadt und der Besuch des Stadtfests auf dem Programm. Wie Lotter schildert, war nicht nur er im Rahmen des Fests Gast in Arnstadt, sondern auch Vertreter der weiteren Partnergemeinden Arnstadts aus Tschechien, Frankreich und Österreich. Lediglich Vertreter aus der Partnerstadt Kassel fehlten aufgrund des Museumswochenendes dort bei der Zusammenkunft in Thüringen.

Mit der Partnerschaft soll laut Lotter ein gegenseitiger politscher, aber auch kultureller Austausch stattfinden. Dabei hat Arnstadt kulturell einiges zu bieten. So ist der Ort als „Bachstadt“ bekannt, hier hatte Johann Sebastian Bach seine erste Anstellung als Organist.

Hausen wiederum lädt Vertreter ihrer Partnergemeinden jedes Jahr zum Hebelfest ins Hebeldorf ein – dem die Vertreter von Marlishausen, Wipfratal und nun Arnstadt auch regelmäßig nachkommen. Wie und wo das 35-jährige Jubiläum im nächsten Jahr gemeinsam begangen werden soll, sei indes noch nicht entschieden.

Politische Verschiebungen

Wie sich der politische Austausch in Zukunft gestaltet, ist jedoch noch nicht abzusehen. Wie in anderen Teilen Thüringens kam es bei der vergangenen Kommunalwahl im Mai dieses Jahres auch in Arnstadt zu politischen Verschiebungen – die stärkste Fraktion im Stadtrat bildet nun die AfD. Lotter berichtet, dass er bisher noch keinen Kontakt zu den Räten der AfD hatte. „Wir werden unsere Partnerschaft deswegen bestimmt nicht aufkündigen“, betont Lotter mit Blick auf den neuen Stadtrat. Bisher sei das Verhältnis mit den Vertretern aus Arnstadt stets gut gewesen. Wie es sich künftig entwickelt, „bleibt abzuwarten“. In Hausen wolle man den guten Kontakt jedoch weiterhin pflegen.

Neben Arnstadt hat Hausen im Wiesental noch eine weitere Partnergemeinde: Hausen im Aargau in der Schweiz. Auch hier finden regelmäßige Besuche und ein Austausch statt. Angesichts des anderen politischen Systems in der Schweiz sei es interessant „ein bisschen über den eigenen Tellerrand zu schauen“, so Lotter.

Der Bürgermeister des Hebeldorfs kann sich sogar noch eine dritte Partnergemeinde für die Zukunft vorstellen: „Ich hätte gerne eine im Elsass“, sagt er. Die alemannische Mundart und das Elsass würden gut zueinander passen. Wie man jedoch eine Partnergemeinde dort konkret gewinnen kann, sei „noch Neuland“ für Lotter.

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