Hausen im Wiesental Ausdrucksstarke Marionetten

Jürgen Scharf
Der passionierte Puppenspieler und Marionettenbauer Karl-Hans Bachmann (rechts) und der Initiator und Kurator der Ausstellung, Hansjürg Baumgartner, vor den Petruschka-Figuren im Hebelhaus Hausen. Foto: Jürgen Scharf

Hebelhaus zeigt bis 3. Juli Bühnenbilder, Skripte und Plakate von Karl-Hans Bachmann.

Hausen - Hebel im Hebelhaus: Ehrensache! Karl-Hans Bachmann, begeisterter Puppenspieler und Marionettenbauer, nahm Johann Peter Hebel zum Anlass für die Ausstellung „Bilder – Texte – Figuren“ im Literaturmuseum. 28 Marionetten und sechs Stabfiguren sind hier aufgebaut und geben Einblick in das Schaffen des passionierten Marionettenspielers und früheren Leiters des Lörracher Marionettentheaters.

Von der Werkauswahl ist es „Hebel und...“ - denn es ist nicht nur Johann Peter Hebels „Mann im Mond“ als Einzelfigur zu sehen. Unter den literarisch inspirierten Figurenserien findet sich mit Annette von Droste-Hülshoffs „Knabe im Moor“ auch ein wahres Highlight an kalligrafischem Text mit Figuren.

Auf die Idee der Ausstellung ist Hansjürg Baumgartner gekommen, ein ehemaliger Schüler von Bachmann und wie sein einstiger Klassenlehrer ebenfalls ein engagierter Puppenspieler in der Lörracher Marionettenbühne.

Prächtig kostümierte „Petruschka“-Figuren

Baumgartner, der selber Lehrer an der Schule in Hausen war und die Hebel-Homepage der Gemeinde gestaltet, kam bei einem Klassentreffen auf die Idee, die noch spielfertigen Figuren und 16 originale Skripte mit illustrierten Geschichten und Märchen von Andersen über Hebel bis Ludwig Thomas „Ein Münchner im Himmel“ an diesem Ort auszustellen. In langer Vorbereitungszeit hat er die Werkschau kuratiert.

Die Spielfiguren hängen zwar als leblose Gliederpuppen an der Wand, wirken aber, als könnten sie jeden Moment für eine Aufführung zum Leben erweckt werden. Entstanden sind die beweglichen und ausdrucksstarken Figuren einmal für klassisches Puppentheater.

Prächtig kostümiert sind die Figuren der „Petruschka“-Inszenierungen, etwa der Possenreißer selber, der Mohr und die Ballerina nach dem gleichnamigen Ballett von Igor Strawinsky. Aber auch bei dem Ochsenkarren und dem Gnom aus den „Bildern einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky kann man sich das Figurentheater bild- und lebhaft vorstellen.

Begonnen hat die Marionettenliebe Bachmanns Anfang der 1960er Jahre in Lörrach, wo er sich mit Marionetten im Rahmen schulischer Möglichkeiten beschäftigte. Die Marionettenbühne hatte bald Renommee gewonnen und unter Bachmanns Leitung allein vier Mal den „Preis der Stadt Bochum für Laienpuppenspiel“ sowie verschiedene wichtige Förderpreise und Medaillen erhalten.

Als Repräsentanten des deutschen Laienpuppenspiels war Bachmann mit seiner Truppe sogar zu Gastspielen bei Wettbewerben und Figurentheatertagen in Ungarn und Rumänien.

Man kann sich diese Erfolge mit dem Spiel der sprechenden Puppen anhand der Wirkung der naturgetreuen Darstellungen, der Bewegungsabläufe, der plastischen Gestalt gut vorstellen: den Räuber aus den Bremer Stadtmusikanten, die Geschichten „Iwan mit dem Ranzen“ nach einem rumänischen Märchen, „Die abenteuerliche Reise des kleinen Jo“, ein im Unterricht entwickeltes und bis zur aufführungsreifen Fassung gebrachtes eigenes Stück oder Einzelfiguren wie der Trompeter von Säckingen, Don Quijote mit Sancho Pansa, Faust und Mephisto und Till Eulenspiegel.

Viele von Bachmann entworfene Figuren, für die seine Frau Anne-Rose die Kostüme schneiderte, befinden sich als Dauerleihgabe im Theaterfigurenmuseum in Lübeck. Im Archiv des Dreiländermuseums Lörrach werden die Figurensätze von „Petruschka“ aufbewahrt, im Theater „Tempus Fugit“ sind die „Bilder einer Ausstellung“ untergebracht.

Vom Till Eulenspiegel konnte sich sein Schöpfer bisher nicht trennen, „es ist wie mit der ersten Liebe“, sagt Bachmann schmunzelnd. Einige Figurensätze sind verschollen oder verteilt an ehemalige Spieler. Dass sie alle nun einmal traut versammelt sind, macht die Werkschau einzigartig.

Aus Bachmanns „Schatzkiste“ wurden Entwürfe, illustrierte Hefte, Bühnenbilder und Plakate zu den Stücken herausgeholt.

Man blättert gerne in den mit kalligrafischer Schönschrift geschriebenen und handkolorierten Bilderbüchern, etwa in Hebels Kannitverstan aus dem „Rheinischem Hausfreund“ oder liest an der großen Tafel Hebels bedeutendes Gedicht „Die Vergänglichkeit“, das im Zentrum der Ausstellung steht. Die Besucher dürfen die sechs Stabfiguren sogar ausprobieren und staunen, was man ihnen alles machen kann.

Die Ausstellung „Bilder- Texte-Figuren" im Hebelhaus ist bis zum 3. Juli zu sehen. Das Haus ist mittwochs, samstags und sonntags von 13.30 bis 17 Uhr geöffnet.

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