Hausen im Wiesental Blick durchs „archaische Digitaloskop“

Markgräfler Tagblatt
H.-W. Seger vor seinen „Spiegelwald“-Fotografien, die seit Samstag in Hausen zu sehen sind. Foto: Peter Schwendele Foto: Markgräfler Tagblatt

Ausstellung: H.-W. Seger zeigt in Hausen seine fotografischen Arbeiten

Hausen (pele). Im Grunde hat jeder Mensch einen eigenen, zutiefst subjektiven Blick auf die Welt, das Leben und die Natur, doch der von H.-W. Seger scheint sich tiefer in die Dinge und ihr Wesen zu bohren, wenn er mit einer einfachen Kleinbildkamera auf Spurensuche in der Natur, in Wäldern und Parks, unterwegs ist. Was er dabei über das Medium Holz zum Vorschein bringt, zeigt Seger, genannt Nüssi, derzeit anhand von fotografischen Drucken unter dem Titel „Spiegelwald“ in der Container-Galerie von Peter Fritz in der Krummatt in Hausen.

Die Formen, die H.-W. Seger mit einfachsten fotografischen Mitteln im Wald entdeckt, bearbeitet er am heimischen Computer mit einem ebenso simplen Bildbearbeitungsprogramm – und schafft es dergestalt, unterschiedlichste Deutungsvariationen zu entwickeln. Vor dem Auge des Künstlers entstehen so Bilder, die er mit Titeln wie „Der Navigator“, „Fake Zeus“ oder „Der Einzug der Trolle ins Paradies“ versieht.

Ob H.-W. Seger, der vor einigen Jahren auch den Con-stanze-Mozart-Boulevard in Zell initiiert und gestaltet hat, seinen Motiven diese Bedeutungen entreißt oder sie ihnen über sein Tun erst vermittelt, darüber könnte trefflich in philosophischen Seminaren gestritten werden. Offen ist auch, ob der Betrachter bei der „Spiegelwald“-Schau Ähnliches zu erkennen vermag wie der Künstler oder von gänzlich anderen Assoziationen befallen wird. Genau dies aber macht den ganz großen Reiz der Objekte aus, die für Seger einen Spagat zwischen der archaischen und der digitalen Welt darstellen.

Bei der Vernissage am Samstag oblag es Uli Stölzle, die Kunst von H.-W. Seger zu deuten. Dieser dringe in das „Verborgene“ ein, richte seinen Blick im Wald auf eine Art „graue Suppe“ und bewege sich mit Heidegger auf „Holzwegen“, so Stölzle in seiner Laudatio. Dabei werde Erstaunliches zutage gefördert, denn aus Borken, Bruchholz oder Baumrinde erwachsen beim längeren Betrachten der vom Tiefen-Zoom geprägten Motive Gesichter, Körperteile, Tiere, Höhlen und vieles mehr. „Der Künstler hat etwas gefunden. Er sieht eine Welt voller Gestalten und Ereignisse“, so Stölzle, und er schaffe diese Betrachtungsmöglichkeiten mit Hilfe eines ganz speziellen Blicks durch sein „archaisches Digitaloskop“.

Die Ausstellung der „Spiegelwald“-Drucke wird ergänzt durch Miniaturskizzen von H.-W. Seger, die Gestalt annehmen, während das Fernsehbild in seiner Wohnung flimmert. Die Gedankensprünge, die dabei im Kopf entstehen, werden von Seger mit feinen Strichen in bunte Formensprache übersetzt und führen auf einer weiteren Ebene zu Ausflügen in gedanklich-geografische Gefilde, die von Galveston bis zum Red River reichen.

 Die Ausstellung „Spiegelwald“ kann jederzeit in der Container-Galerie von Peter Fritz in der Krummattstraße 1 in Hausen besucht werden (Öffnungszeiten nach telefonischer Vereinbarung unter 0170-9850002).

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading