Hausen im Wiesental Briefmarkensammler auf Spurensuche

Ines Bode

Jubiläum: Elmar Vogt forscht: Eine Briefmarke des Künstler Vytautas K. Jonynas zeigt ein Hebel-Porträt

Vor 25 Jahren starb Vytautas K. Jonynas. Der Künstler stammte aus Litauen, studierte in Paris und ging nach New York: Zwischendurch sorgte der Kosmopolit in der Region um Freiburg für Furore, wie Briefmarkenexperte und Heimatforscher Elmar Vogt in einem Aufsatz erinnert – nicht zuletzt war Jonynas der Erste, dessen Hebel-Porträt eine Briefmarke zierte.

Von Ines Bode

Hausen. Ein passionierter Sammler ist meist jemand, der sich mit den Geschichten auseinandersetzt, die das Objekt umgeben. Folglich erforschen Briefmarkensammler laut Vogt oft die Heimat- und Regionalgeschichte. Im Falle des Litauers galt es, eine Fülle an Ereignissen für den Aufsatz in der „Badischen Heimat“ zu dokumentieren.

Künstlerisches Multitalent

Das Schaffen von Jonynas weist auf ein Multitalent. „Er war Bildhauer, Grafiker, Maler, Illustrator, Buntglaskünstler, Plakat- und gar Möbeldesigner.“ Als 24-jähriger kam er nach Paris, studierte hier bis 1935. „Kaum hatte er eine erste, viel beachtete Ausstellung in der legendären Pariser Galerie Zak hinter sich, folgte er einem Ruf nach Kaunas“. Kaunas ist die zweitgrößte Stadt Litauens, und aktuell übrigens „Europäische Kulturhauptstadt 2022.“ Hier hatte der jugendliche Jonynas seine Ausbildung erhalten. Man kannte ihn also, und lockte ihn aus Paris, um ihn als Lehrer an der Kunsthochschule zu verpflichten, die er später leitete. Vogt: „Paris ließ ihn aber nicht los – Zur Weltausstellung 1937 fand er sich erneut ein, und stellte er seine Werke aus. Sie wurden mit zwei Goldmedaillen ausgezeichnet.“

Kunstschule gegründet

Diese Jahre des erwachsenen Jonynas in Kaunas spielen nun in die Freiburger Zeit hinein: Denn an der litauischen Kunsthochschule traf er auf einen gewissen Raymond Schmittlein. Der Sohn elsässischer Eltern gab dort in den 1930ern Unterricht in Französisch. Er sollte seinerseits vieles anstoßen und bewegen. 1945 trafen sich beide in Baden-Baden. Schmittlein leitete während der französischen Besatzungsmacht das Ressort für Bildung und Kultur. Auf seinen Rat gründete Jonynas, kaum in Freiburg angekommen, die Ècole des Arts et Métiers in Günterstal. 1946 und eine Kunstschule? „Worauf warten?“, soll er gesagt haben. 1950 kam die Schließung, doch nicht wenige Studenten, die ebenfalls Emigranten warten, wurden berühmt.

Briefmarke mit Porträt

Gleiches gilt für die erwähnten Briefmarken: Als Jonynas in Freiburg eintraf, war es noch von der Bombennacht im November 1944 gezeichnet. Nur das Münster stand. Es galt als Hoffnungssymbol für Frieden. Für einen Künstler wie Jonynas offensichtlich ein Muss, es aufs Papier zu bannen. Vermutlich war er stets mit Stift und Block unterwegs, davon zeugen die Trachtenmädchen, der Blick ins Höllental, das Schloss Rastatt und mehr – alle auf Marken verewigt. Auch J. P. Hebel wurde ihm zum Begriff, wie eine Marke bezeugt, eine 12 Pfennig-Marke von 1947. Aufschlussreich fand Vogt, dass es die Franzosen waren, die die erste Hebel-Briefmarke herausbrachten. Und, dass ein Litauer der Erste war, der mit einem Porträt Hebels involviert war, gab Vogt Anlass zu Recherche.

Symbol politikfreier Kunst

Es könnte mit einer Bezugsperson aus dem Elsass zusammenhängen. Wobei Schmittlein im hohen Norden Frankreichs geboren wurde und aufwuchs. Dennoch: die enge Verbundenheit zog, als es 1946 darum ging, eigene Briefmarken für die französische Besatzungszone zu schaffen. Vogt: „Im zerbombten Nachkriegsdeutschland wurden seine Werke geradezu zum Symbol politikfreier Kunst.“

Eigene Briefmarken für Baden, Rheinland-Pfalz und Württemberg sowie das Saarland wurden nach Entwürfen von Jonynas gestaltet. Insgesamt sind es 136 Marken. Nach der Schließung der Kunstakademie Günterstal folgte Jonynas Schmittlein nach Mainz, um 1951 nach New York zu gehen. Dort wurde er natürlich aktiv. Doch kaum zog in die alte Heimat politisch Ruhe ein, ging er nach Vilnius, wo er am 4. Dezember vor 25 Jahren als 90-Jähriger starb.

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