Hausen im Wiesental „Das ist eine vertane Chance“

Anja Bertsch
„Es wäre ein mutiges Zeichen gewesen“: Die Ratsmehrheit indes war anderer Meinung und stimmte dagegen, die Grundschule nach dem Künstler August Babberger zu benennen. Foto: Anja Bertsch

Gemeinderat Hausen - Mehrheit lehnt eine Umbennung der Grundschule in August-Babberger-Grundschule ab

Hausen - Mit einer Mehrheit von sieben (überwiegend aus den Reihen der Freien Wähler) zu vier Stimmen lehnte der Hausener Gemeinderat die Umbenennung der Hausener Grundschule ab: Statt einer „August-Babberger-Grundschule“ wird es im Hebeldorf daher auch künftig eine schlichte „Grundschule Hausen im Wiesental“ geben.

Der als Namenspate verschmähte August Babberger gehörte als Maler zu den bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten der Klassischen Moderne im deutschen Südwestens und zählte zu den Protagonisten des Expressionismus, erklärte Bürgermeister Martin Bühler eingangs in Anlehnung an Wikipedia. Hausen ist der Geburtsort des Künstlers: Er erblickte dort am 8. Dezember 1885 das Licht der Welt; gestorben ist er 1936 im Schweizerischen Altdorf. Angestoßen wurde die Debatte um die Umbenennung der Grundschule vom Hausener Lokalhistoriker Elmar Vogt: Der hatte bereits 2002 – wiederum auf Anregung von Hebelplakettenträger Hans Viardot – einen ersten Anlauf unternommen und brachte das Thema in den zuständigen Gremien und in der Öffentlichkeit nun im vergangenen Jahr erneut aufs Tapet.

In der Gemeinderatssitzung nutzte Vogt die Gelegenheit, sein Anliegen nochmals kurz zu erläutern: Angesichts der Bedeutung Babbergers als einem der bedeutendsten Expressionisten des Südwestens sei es angebracht, die Erinnerung an den Künstler und sein Werk in seinem Geburtsort zu pflegen und ihm ein Denkmal zu setzen. Die Benennung der Schule als wichtigem Teil des Dorfes wäre für eine solche Würdigung der richtige Ort, so Vogt.

„Die Namensgebung wäre kulturpolitisch ein mutiges und wichtiges Zeichen“, erklärte ein weiterer Zuhörer – „die Ablehnung wäre eine vertane Chance.“

Das sah die Mehrheit der Gemeinderäte anders, die sich in ihrer Ablehnung wiederum mit dem Votum von Schulbeirat und Schulkonferenz einig erklärte. Schon im Grundsatz sei ein spezifischer Name für die Hausener Grundschule nicht nötig, weil sie als einzige Schule am Ort immer schon ohne konkreten Namen auskam und identifizierbar sei. „Das war schon immer einfach ’unsre Grundschule’“, bekräftigte FW-Sprecher Harald Klemm in der Sitzung.

Daneben richtete sich die Ablehnung gegen den konkreten Vorschlag. August Babberger habe nur wenige Jahre seiner Kindheit in Hausen verbracht – „sein künstlerisches Schaffen habe offensichtlich weder einen unmittelbaren Bezug zur Schule noch zur Gemeinde“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Außerdem komme die von Babberger verkörperte Stilrichtung des Expressionismus im Lehrplan der Grundschule nicht vor – und könne von den Schülern in ihrem jungen Alter auch schwerlich in Veranstaltungen oder Aktionen nach außen repräsentiert werden.

„Zu lang, zu schwierig und ohne Bezug zur Grundschule“, fasste eine ehemalige Lehrerin ihre Vorbehalte in Sitzung zusammen. Grundsätzlich sei es eine gute Überlegung, August Babberger stärker zu würdigen, befand SPD-Gemeinderat Wilhelm Libor. Besser geeignet wäre da aber vielleicht ein Straße oder ein Saal. Eine Lanze für die Umbenennung brach Gemeinderat Hermann Lederer: „Ich finde es sympathisch, wenn eine Einrichtung sich einen Namen gibt“, so Lederer – die Bezeichnung „Grundschule“ sei als reine Funktionsbeschreibung nichtssagend. Die Gegenargumente mochte er nicht recht stichhaltig finden: Auch Max Metzger als im „Dritten Reich“ politisch Verfolgter, oder Johann Faller mit seinen Verdiensten um den wirtschaftlichen Aufschwung stünden nun nicht unbedingt in enger Verbindung mit dem Lernstoff von Grundschulen, merkte Lederer mit Blick auf die Namenspaten der Grundschulen in Schopfheim und Zell an.

Auch der fehlende Bezug zwischen Babberger und Hausen sei kaum ein Ausschlussgrund – schließlich habe auch der so hoch geschätzte Johann Peter Hebel nicht eben den größte Teil seines Lebens im „Hebeldorf“ verbracht.

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