Es wurde „gumpt“, „gsäcklet“ und „gsunge“, man hörte es „bruddle“ und „schwätze“, mal ging’s um „d’Maiegluschd“, mal war’s „pfläddernass“ und am Ende flatterte sogar ein alemannisch krächzender Papagei durchs Geschehen: Mit einer „Alemannischen Nacht“ zelebrierte die Wiesentäler Gruppe der Muettersproch-Gsellschaft am Samstag in der Hausener Festhalle die Mundart in all ihren Facetten. Von Anja Bertsch Hausen. Sechs Autorinnen brachten die alemannische Mundart mit ihrer Fülle an unterschiedlichen Färbungen und in ihrem Reichtum an Begriffen und Ausdrücken zum Klingen. An die 200 Besucher füllten die Halle fast bis auf den letzten Platz. „Bi uns cha me au alemannisch schwätze“, verkündete ein Logo mit dem Muetterspröchler-Motto, was an diesem Abend zum guten Ton gehörte. Mit vielen Ideen hatten die Organisatoren dies umgesetzt: Auf der Bühne lud das „Schnäderbänkli“ zum Hock ein, auf den Tischen sorgte Frühlingsdeko mit handgeschriebenen alemannischen Versen für Farbe und Schmunzeln und die Bewirtung übernahm die Zeller Trachtengruppe. Nach einer humorigen Begrüßung durch Gastgeberin Heidi Zöllner und Bürgermeister Martin Bühler übernahm Jürgen Hack vom Gesamtvorstand der Muettersproch-Gsellschaft mitsamt Gitarre, Gesang und Freiburger „bobbele-alemannisch“ das Moderatorenzepter und bereitete die Gäste darauf vor, den „Swing des Dialekts“ zu genießen. „Trau di halt - schwätz alemannisch“: Den sechs Akteurinnen auf der Bühne ist diese Aufforderung der Muetterspröchler längst selbstverständlich, und sie zeigten in ihren inhaltlich wie in Form und Präsentation sehr unterschiedlichen Beiträgen, dass sich Dialekt keineswegs allein für betuliche Blümchenpoesie eignet. Mit Kathrin Ruesch aus Freiburg etwa stand gleich zu Beginn eine junge Autorin auf der Bühne, die dem Alemannischen in ihren Texten und in der Art ihrer Vortrags einen ungemeinen Flow und Rhythmus verlieh - etwa, wenn sie tiefe, nachdenkliche, schöne und bewegende Bilder für das fand, was Leben ist. Derlei Nachdenkliches verwob Kathrin Ruesch mit netten Beobachtungen aus dem Alltag und leichtfüßig-augenzwinkernden Anmerkungen zu den witzig-irrwitzigen Kapriolen, die die Sprache manchmal schlägt. Inge Trenz aus Schopfheim verwebt in ihren Texten Nachdenkliches und Humoriges, Lebens- und Alltagsbetrachtungen, die zum Gedanken-Machen oder zum Schmunzeln verführen. Offenkundig ist dabei die Freude am Wortspiel und am Ausdrucksreichtum des Alemannischen. Nördlicher im Alemannenland bekam Mariele Loy ihren Dialekt in die Wiege gelegt, in dem sie nun kritische Anmerkungen etwa zur grassierenden Ungeduld der Gesellschaft formuliert, ebenso jedoch witzige Gedichte mit großer Lust an schrägen Gedanken und am Spiel mit Klängen. Als „Schmittie vo de Kass“ ließ Christiane Hack (Freiburg) ihre Zuhörer in aller Ausführlichkeit am offenkundig wenig erholsamen Sommerurlaub des Vorjahres teilhaben, bevor Gastgeberin Heidi Zöllner ihr Publikum mit pfiffigen Texten voll leichtem Witz und Hintersinn zum Nachdenken und zum Lachen brachte. Diebische Freude etwa beim Gedanken, wie „selli Wunderfitz vo de NSA“ beim Lauschangriff im Alemannenland nur Bahnhof beziehungsweise „Buscheli“ verstehen. Wäre es anderen Beiträgen am Ende eines über dreistündigen Programms womöglich schwergefallen, die Aufmerksamkeit des Publikums nochmals für sich zu gewinnen, so gelang Carola Horstmann (Zell/Denzlingen) dies mit ihrem lebendigen Vortag mühelos. Ihre Texte sind leichtfüßig, unterhaltsam und lebensweise zugleich, verweben nette Anekdoten aus der früheren Zeller Kindheit und dem jüngeren Familienleben mit tiefen und klugen Gedanken. Ihr Vortrag schuf eine so freundliche wie berührende Atmosphäre, und bekam mit einer musikalisch-theatralischen Einlage zum Ende hin noch einen Drall in Richtung Varieté - endgültiger Beleg für Formen- und Farbenreichtum dessen, was mit Mundart möglich ist.