Hausen im Wiesental Der Weg, die Wahrheit und das Leben

Christoph Schennen

Abschied: Gläubige würdigen Leistung von Pfarrerin Martina Weber-Ernst.

Hausen - Pfarrerin Martina Weber-Ernst ist am Sonntag im Rahmen des Gottesdienstes verabschiedet worden. Es war nicht ihr letzter „Auftritt“ in der Gemeinde; am Freitagmorgen ist der Gottesdienst zum Schuljahresende und am Sonntag der reguläre Gottesdienst in der Kirche in Hausen, die gestern zum Abschied bis auf den letzten Platz gefüllt war, was zum Teil auch daran lag, dass der katholische Gottesdienst in St. Josef entfiel.

Pfarrer Kai Tilgner, der am Samstag ebenfalls verabschiedet und danach in Überlingen eine neue Stelle antreten wird, lobte das Wirken der Pfarrerin in der Gemeinde. In Erinnerung blieben die kreativen Gottesdienste in der Kirche, im Wirtshaus und im Schwimmbad und auf dem Hebelfest. „Du hast aufbegehrt, wenn du den Eindruck gewonnen hast, dass Gottes Wort verwässert wird oder den Menschen der Sinn der Feiertagsruhe abhanden gekommen ist“, resümierte Tilgner.

Die Pfarrerin habe die Gemeinde ermutigt, eigene Ideen einzubringen und auch mal ohne sie etwas zu wagen und das Eigenengagement zu stärken. Nur so entstehe, fand die Pfarrerin, eine „ansprechende und einladende Gemeinde, die fit ist für das 21. Jahrhundert.“

Tilgner gab ihr einen Spruch aus dem Timotheusbrief mit auf Weg an ihre neue Wirkungsstätte: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“

In den Mittelpunkt ihrer Abschiedsrede stellte sie das Fortbewegungsmittel Bus, das sie eigentlich überhaupt nicht möge, weil sie mal einen Unfall mit einem Bus gehabt habe. In Hausen sei sie aber ständig Bus gefahren - um nach möglichen Plätzen für das regionale Tauffest zu suchen, um mit der Bezirksjugend zum Kirchentag nach Berlin zu fahren oder um mit dem Kirchengemeinderat nach Wittenberg zu fahren, um den Lutherbaum abzuholen.

Unvergessen ist auch der Gemeindeausflug ins Elsass, die Exkursion mit den Konfi-Teamern in den Schwarzlichtpark und die Pilgerwanderung durch das Heilige Land.

Diese Fahrten mit dem Bus stünden sinnbildlich für das, was eine Gemeinde ausmache, so die Pfarrerin, „Omnibus“ heiße übersetzt „für alle“.

„Eine Fahrt mit dem Gemeindebus ist eine bewegte Fahrt“, so Martina Weber-Ernst weiter. „Manchmal geht es rasant vorwärts, manchmal gemächlich, wenn es blöd läuft sogar rückwärts. Manches Mal müssen Umwege gefahren werden, man kann ins Schleudern geraten oder fährt hart an der Straßenkante vorbei.“

Als Pfarrerin habe man die Aufgabe, so die 35-Jährige, die Gemeinde mit dem Kirchengemeinderat auf Kurs zu halten. Kirchengemeinden müssten sich heute mehr denn je auf ihr Profil besinnen und authentisch leben.

Sie lobte die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Gemeinde, die es ihr ermöglicht habe, vieles auszuprobieren und unkonventionelle Ideen zu verwirklichen. Sie drückte sich auch in seelsorgerlichen Gesprächen aus.

Fahrt ins Ungewisse

Nun fahre die Kirchengemeinde erst einmal ins Ungewisse - so wie es Abraham und die „Menge“ tat, als sie mit Simon auf den See Genezareth fuhren, „dorthin, wo es tief ist“. Sie als „Busfahrerin“ steige aus, was aber nicht bedeute, dass der Bus nicht weiterfahre. Denn nicht sie, sondern Jesus Christus sei der Navigator und „der Weg und die Wahrheit und das Leben.“

„Wer ihm Vertrauen schenkt, der wird von ihm sicher geleitet auf den kurvigen Pfaden des Lebens. “ Im Anschluss an den Gottesdienst dankten zahlreiche Redner der Pfarrerin für ihr Wirken in der Gemeinde.

Bürgermeister Martin Bühler sagte, die Gemeinde würde sie „saumäßig vermissen“. Fünf Jahre war Weber-Ernst Mitglied der Hebelkommission. Vertreter aus Raitbach, das kirchlich zum Hebeldorf gehört, und Gersbach, wo sie die Vakanz ausfüllte, dankten ihr für ihr Wirken. „Wir waren nach einem Jahr traurig, dass die Vakanz nicht weitergeht“, so der Vertreter aus Gersbach. Auch ein Vertreter der örtlichen katholischen Gemeinde bedauerte ihren Wegzug, denn „was sie gesagt haben, hat gegolten.“

Nach dem „Schauer aus Liebe“ wünschte die Pfarrerin den Gemeinden, „dass es gut weitergeht.“

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