Hausen im Wiesental Die Landschaft als gewollte Heimat

Elmar Vogt

Hebelfest: Der Johann Peter Hebel-Preis – Staatspreis für eine Provinz? / Grenzüberschreitende Identität

Der Hebelpreis ist einer der ältesten Literaturpreise in der Bundesrepublik Deutschland, benannt nach dem Theologen und Dichter Johann Peter Hebel, geboren am 10. Mai 1760 in Basel.

Von Elmar Vogt

Hausen. Vollzogen und verkündet wurde die Stiftung des Preises im September 1935 „in dankbarem Gedenken an den unvergesslichen Künder oberrheinischen Heimatsinns“.

„Kein Zweifel, der Hebelpreis ist nationalsozialistischen Ursprungs“, schreibt Klaus Oettinger im Heft 13 der Literaturzeitschrift „Allmende“. Die kulturelle Kraft, die von Johann Peter Hebels menschenfreundlichem Gedankengut und auch vom Hebelfest selbst ausgeht, wird auch daran deutlich, dass sich sein Werk in den finsteren Zeiten des Nationalsozialismus gleichsam immun zeigt gegen ideologische Instrumentalisierung. Der 1936 erstmals vergebene Preis hat seine Kontamination durch den ersten Preisträger, Hermann Burte, einen erklärten und von Hitler protegierten Nazi, gut überstanden.

Der Preis wurde also ebenso missbraucht, um mit den Werken verschiedener Preisträger die Kunst- und Kulturauffassung der damaligen Zeit verstärkt zu repräsentieren. Die Befürchtung, der Hebelpreis werde aufgrund des Statuts in eine bloße lokale Bedeutung abgleiten, hat sich glücklicherweise nicht erfüllt.

„Alljährlich um den 10. Mai herum wird in Hausen im Wiesental das Hebelfest gefeiert – ein Volksfest, das in kaum irgendwo vergleichbarer Weise die Identität einer Provinz repräsentiert, der grenzüberschreitenden, das Elsass und die Schweiz einbeziehenden Provincia Alamannica. Bei diesem Fest wird die Landschaft beiderseits des Oberrheins und die mentale Verwandtschaft derer, die in dieser Landschaft leben, eindrucksvoll beschworen. Dass dies jeweils am Geburtstag des Dichters Johann Peter Hebel geschieht, hat seinen Grund. Denn Hebel hat, was gemeinhin bewusstlos erfahren wird, in seinem Werk gegenständlich gemacht: Landschaft als Heimat, - eine sentimentalische Frucht seines Karlsruher ’Exils’. Er hat der alemannischen Landschaft das Bewusstsein ihrer selbst geschenkt.

Und dies begründet die Verehrung, die ihm hier in so reichem Maße zuteilwird, begründet den mitunter geradezu in hagiologischen (die Heiligen betreffend) Formen gefeierten Kult der Hebelgemeinde im Dreiländereck […]“, schreibt Klaus Oettinger in seiner Einleitung zum Beitrag „Staatspreis für eine Provinz? – Versuch einer kleinen Chronik des Johann Peter Hebel-Preises“.

1951 wurde Albert Schweitzer (1875 bis 1965) mit dem Hebelpreis ausgezeichnet.

Schweitzer schrieb an den badischen Staatspräsidenten Leo Wohleb: „Hochverehrter Herr Staatspräsident. Den Preis nehme ich mit großer Freude an. Aber die Geldsumme, die damit verbunden ist, kann ich nicht annehmen, da ich mir nicht erlaube, etwas aus Deutschland für mein Lambarene-Werk zu empfangen, solange so viel Not und so viel Flüchtlinge in Deutschland sind. Ich denke, dass Sie es vielleicht zur Unterstützung von alten, notleidenden Schriftstellern oder Künstlern und von Flüchtlingen verwenden. Also seien Sie so lieb, einfach zu machen, wie ich Sie bitte. – Und nochmals: der Hebelpreis macht mir große Freude; fast hätte ich gesagt "a Mordsfreid", womit mein Alemannentum zum Ausdruck käme“.

„Erfüllen wir uns mit dem Geist Johann Peter Hebels und Albert Schweitzers, und es wird besser stehen um diese verworrene Welt unserer Gegenwart, und wir selber werden bessere Menschen sein, jeder einzelne. Denn beim Einzelnen steht der Anfang. Im Geist Hebels und Schweitzers könnte das Angesicht Europas, ja der Erde erneuert werden“, sagte Staatspräsident Leo Wohleb am 10. Mai 1951 in Hausen.

Mit dem Hebelpreis werden Schriftsteller, Übersetzer, Essayisten, Medienschaffende oder Wissenschaftler ausgezeichnet, die durch ihr publizistisches Werk dem alemannischen Sprachraum oder Johann Peter Hebel verbunden sind. Der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre im Rahmen des Hebelfestes in Hausen im Wiesental verliehen – so auch heute. Preisträgerin ist Autorin Monika Helfer.

Weitere Infos zu und über Johann Peter Hebel:

www.hausen-im-wiesental.de

www.hebelhaus-hausen.de

www.hebelstiftung.ch

www.hebelbund.de

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