Hausen im Wiesental Ein Arbeitsplatz im Baumwipfel

Markgräfler Tagblatt

Gestern rückte eine Spezialfirma den beschädigten Bäumen im Brennet-Park in Hausen zu Leibe

Von Petra Martin

Hausen. Umleitung - mehrere Schilder weisen darauf hin, dass am Brennet-Park kein Durchkommen ist. Ein paar Passanten bleiben an der rot-weißen Absperrung stehen und beobachten zwei Männer. Einer sitzt angeseilt im Baumwipfel einer großen Roteiche. Die beiden professionellen Kraxler haben Werkzeug dabei - Baumpflege auf hoher Ebene sozusagen.

„Der Park ist nicht mehr verkehrssicher“, hatte Bürgermeister Martin Bühler am Vortag erläutert. Beruhend auf dem Ergebnis einer Baumkartierung und eines -gutachtens werde den Bäumen nun zu Leibe gerückt; jeder Baum erfährt eine individuelle Pflegebehandlung.

Handlungsbedarf ist gegeben: „Es gibt viel Totholz in den Bäumen. Das ist eine Gefahr für Kinder, Fußgänger, Passanten und vorbeifahrende Autos“, sagt Stefan Beinke, technischer Leiter der beauftragten Spezialfirma aus Kirchzarten, die „Haus & Garten eG“, eine Dienstleistungsgenossenschaft.

Die grüne Oase ist beliebt bei Kindern. Der Wildpark mit Tümpel ist sich selbst überlassen, wird nur selten im Jahr gemäht; Blumenbeete und Schilder wie „Betreten des Rasens verboten“ sucht man hier vergebens. Doch seit März ist der Park für Besucher gesperrt. „Gefahr durch herabstürzende Äste und mangelnde Standfestigkeit von Bäumen“, heißt es auf den Warnschildern. Ein paar dicke Prügel liegen auf dem Boden.

Um die Verkehrssicherheit des Parks wiederherzustellen, sei der Bauhof tätig, doch alle Arbeiten könne er nicht ausführen, betont Bürgermeister Bühler. Deshalb habe man für die schwierigeren Fälle eine Spezialfirma beauftragt, die gestern im Einsatz war und die auch am Montag noch tätig sein wird, möglicherweise auch noch am kommenden Freitag. Danach räumt der Bauhof alles weg, was die Spezialisten abgeholzt haben.

Etwa sechs bis sieben Bäume müssen gefällt werden, weil sie nicht mehr standsicher sind - insgesamt sind rund 62 Bäume kartiert worden. Nicht alle müssen bearbeitet werden. An dem Teil des Baumbestands, der nur Teilschäden davongetragen hat, die durch einen Schnitt behoben werden können, wird gearbeitet, Totholz entfernt.

Stefan Beinke von der Spezialfirma und sein Kollege Tobias Wöhrl studieren die Unterlagen mit der Kartierung, gehen von Baum zu Baum, suchen die Bäume, bei denen Pflegemaßnahmen erforderlich sind und werfen Seile mit Wurfsäcken mittels einer Schleuder über die Äste hoch oben im Baum.

Danach klettern sie selbst am Seil hoch; im Runterrutschen wird das Totholz beseitigt. Aber es wird auch zur Säge gegriffen - dann müssen sich die Baumpfleger doppelt mit Seilen sichern. Eine Rettungsausrüstung steht immer bereit. „Es ist aber bisher noch nie etwas passiert“, sagt Stefan Beinke. „Man braucht eine teure Ausrüstung“, erläutert der 52-Jährige, der zwölf Jahre im Fels kletterte, bevor er sein Hobby zum Beruf machte.

Vom Hobby- zum Berufskletterer

Nach einer Ausbildung in der Schweiz und einem Studium in Weihenstephan absolvierte Beinke weitere Spezialkurse, um sich das erforderliche Knowhow anzueignen.

„Achtung“ ruft es von oben, und Bauhofleiter Gerhard Kiefer, der unten auf der Straße steht und die Absperrung unter Kontrolle hat, ruft zurück „Ja!“. Da weiß der Baumwipfel-Kraxler, dass er die abgesägten Äste sicher zu Boden gehen lassen kann.

Ein Müllfahrzeug rückt an. „Muss das hier durch?“, fragt Stefan Beinke. Bauhofchef Kiefer winkt ab. Die Mülltonne der angrenzenden Bewohner wurde am Morgen weiter vorne außerhalb des gesperrten Gebiets an die Straße gestellt. Stefan Beinke ist jetzt auf dem Weg zu einer großen Sommerlinde, die als Auslöser für die Maßnahmen gilt. „Sie ist extrem beschädigt.“ Gefällt werden muss sie laut Gutachter jedoch nicht, sie gilt trotz Lackporling, einem Pilz, der den Baum von der Statik her schwächt, als erhaltenswert.

„Es wird vorgeschlagen, die Krone um 15 Prozent zu reduzieren“, so Beinke. Totholz wird beseitigt, die Männer kümmern sich um gerissene Äste und um kreuzende Äste, die aneinander scheuern. „Dem Baum wird so langfristig noch eine Chance gegeben“, sagt Beinke.

Spezielle Schnitttechniken sorgen dafür, dass sich der Baum von den Eingriffen gut erholen kann. Etwa Mitte September kann dann der Brennet-Park wieder geöffnet werden.

Im Jahr 2013 wurde das Jubiläum „30 Jahre Brennet-Park“ gefeiert. Aus diesem Anlass fand eine Foto-Ausstellung („Jugend schützt Natur“) im Hebelhaus statt, die von der Park-AG auf den Weg gebracht worden war.

Die AG mit Hausener Schülern kümmert sich um den Park - Initiator war der Pädagoge Siegfried Schmieg. Die Kinder lernen dabei den Umgang mit Gartenwerkzeugen und viel über die Natur. Bei der Ausstellung wurde die Entwicklung des Geländes von einer Viehweide hin zum gewollten Wildwuchs dokumentiert. Das Vorhaben stieß bundesweit auf Anerkennung und ist preisgekrönt.

Eigentümer des Parks ist die Firma Brennet; die Gemeinde, in deren Obhut der Park liegt, ist für die Verkehrssicherheit verantwortlich. Nachdem bei einem Sturm Äste hinabgefallen waren, hatte die Firma Brennet einen Gutachter beauftragt; die kompletten Kosten, die mit der Nutzung des Parks einhergehen, trägt indes die Gemeinde, die Pächter ist und in Schadensfällen haftbar gemacht werden kann. Die Wiederherstellung der Verkehrssicherheit des Parks ist deshalb ein wichtiges Anliegen.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading