Im ehemaligen Dorfmuseum wurde alles gesammelt, was alt war, und auf die Räume aufgeteilt: Der Nachttopf wurde dorthin gestellt, wo das Bett stand, in die Küche kam alles, was mit Kochen zu tun hat, bis hin zum Kochtopf, so dass Hebel etwas hinter den Dingen verschwand. Die gesammelten Dinge wurden bei der Neukonzeption aber aufgehoben und sortiert, und dabei wurden manche alten Schätze entdeckt.
Heute steht das Tafelklavier von Hebels langjähriger Freundin Gustave Fecht, das 1982 der Hausener Hebelstiftung geschenkt wurde, ebenso in der Dauerausstelllung wie ein Webstuhl aus Hebels Zeit, der daran erinnert, dass Hebels Vater Weber war. Ebenso zu sehen ist der Auszahlungstisch des Hausener Eisenwerks, in dem Johann Peter als Junge wohl gearbeitet hat. „Wir haben Hebel wieder sichtbar gemacht“, beschreibt der 56-jährige Schmidt, der die Arbeitsstelle für literarische Museen in Baden-Württemberg leitet, diese Neuausrichtung. „In dem radikalen Umbruch, in dem wir leben, ist es wichtig, die Tradition auf neue Weise zu vermitteln.“
Dazu wurde ein Ausstellungsformat geschaffen, das sich an einem Vers aus Hebels Gedicht „Die Wiese“ orientiert. Die Zeile „’S isch au kei Wort verlore“ wurde umgedeutet in: „Es ist auch kein Ding verloren.“ Die Grundausstattung ist geblieben und die ständige Präsentation zeitlos angelegt, so dass sie auf entspannte Weise reichlich Information über Hebel vermittelt. Da nach der Maxime der Museumsmacher das Haus immer das „erste Exponat“ ist, spielt auch die Außenhülle, die Wahrnehmung des Museums, eine wichtige Rolle.
Ebenso durchdacht ist die Gestaltung der Innenräume. Im Erdgeschoss wurde ein Multifunktions- und Veranstaltungsraum für wechselnde Ausstellungen eingerichtet. Auch Lesungen der Hebelpreis- und Hebelplakettenträger finden in diesem Raum statt. Blickfang in den Vitrinen sind die Briefe Hebels sowie bibliophile Ausgaben des „Rheinländischen Hausfreunds“.
Wesentlicher Bestandteil der Ausstellung sind die alemannischen Gedichte des Dichterfürsten. An seine Heimatgemeinde im Wiesental, das er sein „Mutterland“ nannte, an den Sehnsuchtsort seiner Kindheit und Jugend, hat Hebel seine alemannischen Verse adressiert. Über eine Hörstation, gelesen von regionalen Sprechern, kann man dem Gedicht „Die Wiese“ lauschen, und anhand von 14 Stationen auf einer Karte vom Feldberg bis zur Mündung dem Fluss im Geiste nachwandern.
Über eine enge Holzstiege gelangt der Besucher ins Dachgeschoss, das mit schwebenden Vitrinen ausgestattet ist. In diesem Stockwerk geht es um die Wirkung von Hebel und seine Bedeutung für die Weltliteratur, auch um die literarische Rezeption. An den Dachbalken finden sich Zitate großer Literaten wie Tolstoi, Rilke und Kafka, von dem der berühmte Satz stammt: „Sehr gut wäre zeitweilig Hebel.“ Dieser Museumsbereich ist dynamisch angelegt und man kann sich über eine Medienstation informieren.
Fortlaufend wird die Liste der Hebelpreisträger als auch der Gedenkplakettenträger aktualisiert, deren Bücher in Vitrinen ausliegen. Den nach dem Schillerpreis zweitwichtigsten Literaturpreis des Landes erhielten so prominente Persönlichkeiten wie der Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer (1951), der Philosoph Martin Heidegger (1960), die Schriftsteller Elias Canetti (1980), Peter Bichsel (1986), Arno Geiger (2008), Arnold Stadler (2010), der Dramatiker Lukas Bärfuss (2016), der Maler-Dichter Christoph Meckel (2018) und aktuell die Dramatikerin Sibylle Berg. Man sieht: Die Hebel-Tradition lebt.