Hausen im Wiesental „Ein phantasieloser Kasten“

Anja Bertsch
Während die einen die Entwürfe guthießen, bemängelten die anderen, das neue Pflegeheim sehe wie ein Schuhkarton aus. Foto: Anja Bertsch

Gemeinderat Hausen - Vorstellung der Pflegeheim-Entwürfe / Gegner äußern erneut Vorbehalte

Hausen - Die aktuellen Entwürfe für das auf dem früheren Autokabel-Areal geplante Pflegeheim wurden im Hausener Gemeinderat am Dienstag vorgestellt. Bei Gemeinderat und Zuhörern stießen einige Details auf Kritik.

Das Pflegeheim ist als dreigeschossiges, rechteckiges Gebäude mit Flachdach geplant.

Pläne

Um das sogenannte „Raumprogramm“ – die geplanten Nutzungen also – unterzubringen, werde das Grundstück durch die Größe des Gebäudes „ziemlich ausgenutzt“, sagte Architektin Anette Holland vom Planungsbüro Sutter 3 : In den beiden oberen Etagen sollen vier Wohngruppen für jeweils 15 Personen - in ihrer Mehrheit psychisch kranke Menschen – Platz finden. Die Wohngruppen bestehen jeweils aus 15 Einzelzimmern und einem Aufenthaltsraum.

Im Erdgeschoss sind die Tagespflege mit 15 Plätzen und (in Richtung öffentlicher Grünfläche) ein auch für die Öffentlichkeit nutzbares Café geplant. Aus Kostengründen soll das Gebäude nicht unterkellert werden; Funktionsräume wie Lager und Technik werden daher im Erdgeschoss in Richtung Zweierweg / Kindergarten untergebracht; eben ist denn auch die Zufahrt für Anlieferungen und Transporte geplant.

Der Haupteingang liegt in Richtung Bündtenfeldstraße. Entlang des Gebäudes sind rechtwinklig zur Straße 23 Parkplätze vorgesehen. Auf dieser Frontseite ist das Erdgeschoss gegenüber den oberen Etagen um etwa 1,70 Meter zurückgesetzt, so dass der direkt am Gebäude verlaufende Gehweg an dieser Stelle überdacht ist.

Diskussion und Kritik

Am knappen Zuschnitt des geplanten Cafés störte sich FW-Sprecher Harald Klemm: Auf 35 bis 40 Quadratmeter soll es Platz für 25 bis 20 Leute bieten – mitsamt geplantem Außenbereich noch einige mehr. „Das muss größer werden“, forderte Klemm und erinnerte daran, dass das Café als öffentlicher Anlaufpunkt und „Zentrum für Kommunikation“ im Quartier angedacht sei.

Wilhelm Libor (SPD) erinnerte daran, dass zu Anfang eine Holzbauweise für das Gebäude im Gespräch gewesen sei. Dies sei aus Kosten- und aus Brandschutzgründen nicht drin, erklärte die Architektin. Einen „phantasielosen Kasten“ erkannte Ex-Gemeinderat Benno Gessner in dem Entwurf: Eine solche „Schuhkartonarchitektur“ entspreche nicht dem dörflichen Charakter, monierte Gessner mit Blick auf das, was da anstelle der früheren Fabrikhalle entstehen soll.

Zum wiederholten Mal gegen die Pläne in Stellung gebracht wurde die Stellplatzfrage: Der Bauträger plant 24 Stellplätze entlang der Bündtenfeldstraße und damit etwa doppelt so viele, wie er rein rechtlich müsste. Er sieht daher keinen Anlass, – und mit Blick auf das gedeckelte Steuergeld-Budget auch keinen Spielraum –, die über eine Million Euro zu verbuddeln, die eine Tiefgarage kosten würde. Diese Argumentation indes ließen die Kritiker auch bei ihrer ungezählten Wiederholung am Dienstag nicht gelten – ebenso wenig wie die Versicherung, dass die Stellplätze mit Blick auf Erfahrungswerte andernorts auf jeden Fall ausreichen. Auch dann, wenn während der Übergabe der Schichten zeitweilig mehr Personal im Haus aktiv ist, wie ein Zuhörer zu bedenken gab. Bürgermeister Bühler signalisierte, dass er die Bedenken in Sachen Parkplatzknappheit im Revier verstehe. Tatsächlich habe die Gemeinde mit Blick darauf erwogen, auf eigene Kosten eine Tiefgarage unterm Pflegeheim zu bauen. Das aber sei finanziell nicht zu stemmen.

Illegitim jedoch sei es, diese Problematik nun dem MPZ anzulasten, das seine Pflichten übererfülle, betonte Bühler und vermutete, dass hier nun unterm Stichwort „Stellplatz“ die grundsätzlichen Vorbehalte gegen das Projekt ausgefochten werden: „Man sollte nicht versuchen, über die Stellplatzfrage etwas zu verhindern, was man vorher nicht auf anderem Wege geschafft hat“, mahnte der Bürgermeister.

Ganz ohne Umwege über derlei Detailkritik sprach eine weitere Anwohnerin ihre Vorbehalte aus: Das Pflegeheim sei „eine viel zu große Belastung für Hausen“, sagte sie und schlug als Alternativstandort „die große grüne Wiese im Industriegebiet“ vor. Hier besitze die Gemeinde Grund; allerdings dürfe dort wegen des Wasserschutzgebiets nicht gebaut werden, erwiderte Bühler.

Weitere Schritte

Das Grundstück ist aktuell noch in Gemeindebesitz; der Verkauf an die kreiseigenen Markus-Pflüger-Zentren (MPZ) als Bauträger und Betreiber des Pflegeheims ist vom Gemeinderat jedoch längst beschlossen und soll im April oder Mai vollzogen werden.

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