Hebelabend Eine Feier „mit Geist und Sinn“

Gerald Nill

Hebelabend: Pädagoge und Philosoph: Franz Littmann ist neuer Träger der Hebel-Gedenkplakette

Der 63. Träger der Johann-Peter-Hebel-Gedenkplakette heißt Franz Littmann und kommt aus Pforzheim. Die Preisverleihung am Samstagabend in der nahezu voll besetzten Festhalle war ein gesellschaftliches Ereignis, auf das sich alle Gäste nach zweijähriger Pause gefreut hatten. Vor allem aber wurden Brauchtum und Heimat, Tradition und die alemannische Sprachkultur gefeiert.

Von Gerald Nill

Hausen . Bürgermeister Martin Bühler hatte es nicht leicht, so viele prominente Gäste zu begrüßen, allen voran Landrätin Marion Dammann. Mit dem zweiten Stück des Abends zeigte die Hebelmusik unter Leitung von Jean-Christophe Naas, dass sie nicht nur die Volksmusik beherrscht. Das Lied „From crystals and eagles“ ahmt den majestätischen Flug des Adlers musikalisch nach.

Launig durch den Abend führten als Moderatoren Katrin Behringer und Attila Saadaoui. Sie zitierten ein Gedicht von Gerhard Jung, in dem er vor 44 Jahren sinniert, wie es im Jahre 2022 wohl sein könnte. Die Vision, dass Maschinen und Apparate dem Menschen alles abnehmen, hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet.

Das bewies im Anschluss der Volkstanz der Grundschule Hausen unter Leitung von Gabi Kropf. Den Kindern, die in bunten Kostümen mehrere Ländler in Tanz umsetzten, flogen die Herzen der Zuschauer förmlich zu, es gab Riesenapplaus und Jubelrufe.

Mit Uli Führe betrat danach ein alter Bekannter die Bühne. Der alemannische Komponist und Gesangslehrer ist seit sechs Jahren ebenfalls Träger der Hebel-Plakette. Führe merkte selbstironisch an, die Corona-Zeit habe gezeigt, „dass kein Mensch uns Künstler braucht“.

Führe gab zur Gitarre noch zwei musikalische Raritäten zum Besten, zwei vertonte Gedichte von Johann Peter Hebel, die durch einen Zufall nach knapp 200 Jahren wieder aus der Versenkung aufgetaucht sind.

Er beschloss seinen Auftritt mit zwei Liedern von Manfred Marquardt zu dessen 40. Todestag, darunter „eines der schönsten alemannischen Liebesgedichte“. Abschließend rechnete Führe noch mit jenen Eltern ab, die ihre sprachliche Identität opferten und ihre Kinder um der Karriere willen zum Hochdeutschen zwangen.

Dann trat Bürgermeister Bühler ans Mikrofon und die Spannung stieg, denn das Stillschweigen über den aktuellen Preisträgers gehört schließlich zur Dramaturgie des Hebelabends.

Die Hebel-Kommission habe sich für Franz Littmann entschieden, lüftete Bühler schließlich das Geheimnis und überreichte Plakette und Urkunde an den neuen Plakettenträger.

Als Laudator durfte Markus Manfred Jung dessen ungewöhnliche Vita in einer Lobrede zusammenfassen. Der Pädagoge, Soziologe und Philosoph Littmann habe 20 Jahre eine Szene-Kneipe geführt, ehe er in den Schuldienst eingetreten sei. Schon während seines Studiums sei Littmann auf den Dichter Hebel gestoßen, über den er später Essays und Aufsätze veröffentlicht habe.

Aber das qualifiziere noch keinen Preisträger, merkte Jung an. Eine besondere Leistung und preiswürdiges Verdienst sei es aber, 15 Jahre lang im Ehrenamt eine sechsbändige Ausgabe „Johann Peter Hebel, sämtliche Werke“ herausgegeben zu haben. Das sei der Gedenkplakette würdig.

Der Geehrte nahm die Auszeichnung mit Humor: „Soweit kann es kommen, wenn man es allen recht machen will.“ In einer kurzweiligen Dankesrede bezog sich Littmann auf Hebels Schweiz-Reise, als er fragte: „Was ist das Wichtigste bei einem Fest? Geist und Sinn!“ Kultur könne etwas schaffen, das über die eigene Endlichkeit hinausreiche.

Mit dem Basler Marsch klang der Hebelabend schließlich noch einmal mit der Hebelmusik stimmungsvoll aus. Anschließend lud die Hebel-Kommission alle Gäste zu Weinschoppen und Gugelhupf ein.

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