Hausen im Wiesental „Er wird uns fehlen“

Markgräfler Tagblatt
Karl Heinz Vogt. Foto: Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt

Trauerfeier: Bewegender Abschied von Altbürgermeister Karl Heinz Vogt

„Ein großer Huusemer ist von uns gegangen“, sagte Pfarrerin Martina Weber-Ernst bei der Trauerfeier für Altbürgermeister Karl Heinz Vogt, der am Sonntag im Alter von 78 Jahren verstorben ist.

Hausen (hjh). Karl Heinz Vogts Leben habe im Dorf deutliche Spuren hinterlassen, so Pfarrerin Martina Weber-Ernst bei der Trauerfeier am Donnerstagnachmittag. Spuren, in denen der „Vereinsmensch“, der „humorige Narr“, der „schlagfertige Eingeborene“, der „Richter des Narrengerichts“, das Ehrenmitglied vieler örtlicher Vereine und nicht zuletzt der Träger der Willy-Brandt-Medaille, der höchsten Auszeichnung, welche die SPD bundesweit zu vergeben hat, in Zukunft weiterlebt.

Für die Pfarrerin war Karl Heinz Vogt ein wertvoller Zeitgenosse, ein „Brückenbauer“, und das nicht nur, weil ihm die Brücke über die Wiese an der Zufahrt vom Bahnhof aus als Ersatz für das damalige Provisorium zu verdanken gewesen sei. „Die Wanderschaft auf den Pfaden des Lebens ist für ihn zu Ende gegangen“, bedauerte Martina Weber-Ernst bei der von Andrea Brigitte Behringer (ABB) und Stefan Gorenflo (Klarinette) musikalisch umrahmten Abdankungsfeier in der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche.

Bürgermeister Martin Bühler würdigte in seinen Abschiedsworten das politische Engagement seines Vorgängers in der örtlichen Amtsstube, aber auch im Kreistag und in den Vereinen. Er habe während seiner Amtszeit die Entwicklung seiner Heimatgemeinde mit Weitblick und Durchsetzungsvermögen entscheidend geprägt. Mit viel Verhandlungsgeschick habe er die Infrastruktur im Hebeldorf deutlich verbessert. Und für die Mitarbeiter im Rathaus sei er „ein verlässlicher, gradliniger Chef gewesen. „Seine Gemeinderäte“, so Bühler, „hatte er meistens im Griff.“ Und die freundschaftlichen Kontakte zu Hausens Partnergemeinden seien immer sein besonderes Anliegen gewesen. Er habe sich jederzeit für die Pflege der Dorfgemeinschaft eingesetzt, betonte Martin Bühler.

Nicht zuletzt für sein soziales Engagement habe ihn der Gemeinderat 1999 zum Ehrenbürger ernannt. 2010 folgte die Auszeichnung mit der Johann-Peter-Hebel-Plakette. Und das Land krönte die Auszeichnungsserie 2004 mit der Heimatmedaille, erinnerte der Bürgermeister, der damit Vogts Engagement für seinen Heimatort, für die Pflege der alemannischen Mundart und für das Vermächtnis des alemannischen Dichters Johann-Peter Hebel gewürdigt sah.

Mario Brugger betrachtete Vogts Wirken aus der Sicht der Vereine und seiner Narrenzunft. Vogt sei ein rechter Mensch gewesen und seiner eigenen Einschätzung nach sei „e rechte Mensch nun mal au e Narr.“ Allen Vereinen im Dorf sei Karl Heinz Vogt zumindest freundschaftlich verbunden gewesen, in vielen habe er sich darüber hinaus in den Vorstandsgremien eingesetzt. 62 Jahre war Vogt Mitglied im Schwarzwaldverein, 18 Jahre sei er der Hebelmusik, deren Ehrenpräsident er schließlich war, als Präsident verbunden gewesen, der mit großer Freude die Hebelmusik-Krawatte getragen habe. Und schließlich habe sich noch vor einem Jahr gezeigt, welch große Rolle Vogt in der Zunft gespielt habe. Damals hätte er mal wieder geehrt werden sollen, aber: Der Zunft sind die Orden ausgegangen. Der „Dorfrichter“ hinterlasse „e großi Lucke im Dorf“, seinen trockenen Humor und seine sinnigen Sprüche werde man in Zukunft sehr vermissen, vermutet Brugger in Erinnerung an den Mann, dessen Tod „auch für die SPD insgesamt, der er so viele Jahre treu verbunden war, ein schmerzlicher Verlust“ bedeute.

„Er wird uns fehlen in seiner den Menschen zugewandten Art“, sagte Rainer Stickelberger, der Vogts hervorstechende Eigenschaften, „seinen Humor, seine Gelassenheit, seine politische Erfahrung, aber auch seine Fähigkeit, sachlich, aber bestimmt zu argumentieren“ unterstrich. Es sei bezeichnend für die Haltung des Altbürgermeisters gewesen, dass er bei der Verleihung der Willy-Brandt-Medaille vor einem Jahr gesagt habe: „Es ist wichtiger, im Kleinen etwas zu tun als im Großen darüber zu reden.“ Diesem Anspruch sei Vogt „in hervorragender Weise gerecht geworden.“ Er habe schlicht danach gelebt, sagte der ehemalige Justizminister des Landes.

Die Zugehörigkeit zur SPD habe einen wesentlichen Teil seines sozialdemokratischen Lebens auch im Kreistag als starke Stimme des Wiesentals ausgemacht, betonte Stickelberger. Oft arbeitete er daran, politische Entscheidungen der SPD-Führung im Alltag umzusetzen. Bei all dem habe ihm sein Lebensmotto geholfen: „Gelassenheit und Gottvertrauen“. Und er fügte hinzu: „Wir werden Karl Heinz Vogt mit seiner liebenswerten Art, seiner Bodenständigkeit und seinem Weitblick als zukunftsorientierten Politiker und aufrechten Sozialdemokraten in Erinnerung behalten.“ Und Stickelberger endete mit Vogts „Vermächtnis“, das er bei der Medaillen-Verleihung 2017 „vielleicht ungewollt“ hinterlassen habe, als er sagte: „Die Auszeichnung für mich war Anlass, auf die eigene Laufbahn und auf die Entwicklung der SPD zurückzublicken. Dabei habe ich festgestellt, dass sozialdemokratische Politik langfristig angelegt sein muss. Außerdem muss die SPD Politik machen, die sich um alle kümmert.“ Und diese Worte werden die Sozialdemokraten nie vergessen. Sie werden Karl Heinz Vogt ein ehrendes Andenken bewahren.

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