Hausen im Wiesental Gern-Dellen: Ein Baugebiet mit vielen Facetten

Maja Tolsdorf
Im Neubaugebiet „Gern-Dellen IV“ sieht es noch sehr nach Baustelle aus. Dennoch genießen die Bewohner an diesem Freitagabend von der Terrasse aus den Sonnenuntergang mit Blick ins Grüne. Foto: Maja Tolsdorf

Im Neubaugebiet „Gern-Dellen IV“ in Hausen sind gerade viele Menschen mit dem Bau oder bereits mit dem Einzug beschäftigt. Auf der Südseite sind alle Grundstücke verkauft, auf der Nordseite sind noch drei zu haben. Ein Rundgang

Kinder sind an diesem Freitagabend „Auf den Dellen“ unterwegs. Allerorten hört man sie rufen, manche stehen etwas unentschlossen mit dem Fahrrad auf dem Gehsteig, andere drehen einander zurufend und kichernd ihre Runden im Viertel. Die langgezogene Fahrradstraße lädt zum Entschleunigen ein, nur wenige Autos fahren vorbei. Die Symbole auf der Fahrbahn sehen wie frisch aufgebracht aus und leuchten in kräftigen Farben.

Fast alle verkauft

Noch ist die Straße eine Sackgasse und mündet in der grünen Umgebung des Neubaugebiets „Gern-Dellen IV“, das an die bestehenden Teile „Gern-Dellen II und III“ anschließt. Insgesamt 14 Bauplätze sind mit dem Neubaugebiet entstanden, bis auf drei sind alle verkauft. Freie Bauplätze gibt es noch auf der Nordseite, die an das Baugebiet „Gern-Dellen III“ anschließt. Die auf der Südseite sind alle verkauft, wie die ehemalige Hauptamtsleiterin Andrea Kiefer im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt.

Blick ins Grün ist teurer

Hinter einem der Häuser mit Blick ins Grün sitzen die Bewohner auf der Terrasse. Da ist zwar noch nichts geplättelt, es sieht mit Plastikplanen, Holzpaletten und eingerüsteten Gebäudeteilen noch sehr nach Baustelle aus. Doch sie haben einen Tisch und Stühle vors Haus gestellt und verbringen die Abendstunden draußen.

Einen solchen Ausblick konnte sich nicht jeder sichern, denn die Grundstückspreise des Baugebiets sind unterschiedlich. Die im Norden liegenden Bauplätze kosten 340 Euro pro Quadratmeter, die im Süden haben einen Quadratmeterpreis von 450 Euro. Die Grundstücke sind zwischen 253 und 567 Quadratmeter groß und können mit Einzel- oder Doppelhäusern bebaut werden. Für „Gern-Dellen IV“ insgesamt wollten es die Richtlinien zur Vergabe im Sommer 2023, dass vor allem ortsansässige Bürger zum Zug kommen, die sich im Idealfall ehrenamtlich engagieren.

Zug für soziale Vermarktung war abgefahren

Ursprünglich war von der Gemeinde vorgesehen, mit einer möglichst sozialen Vermarktung der Grundstücke vor allem jungen Familien aus Hausen das Bauen zu ermöglichen. Der Zug war nach Aussage des damaligen Bürgermeisters Martin Bühler in einer Gemeinderatssitzung im Mai 2023 aber abgefahren, wegen gestiegener Zinsen und stark erhöhter Material- und Leistungskosten.

Diese Fahrradstraße „Auf den Dellen“ in Hausen führt direkt ins Grüne. Foto: Maja Tolsdorf

Dennoch hätte die Gemeinde Bauplätze an junge Familien verkauft, diese seien dabei aber teils an ihre finanziellen Belastungsgrenzen gekommen, wie Kiefer auf Anfrage erklärt. Passieren darf den Grundstücksbesitzern auch künftig nichts, was sie in existenzielle Nöte bringt, denn die Häuser müssen für mindestens acht Jahre selbst bewohnt und dürfen nicht vermietet werden. Dies hat die Gemeinde über die Bauvergabekriterien geregelt. In den Kaufverträgen ist nach Ablauf dieser Frist bei Verkauf zudem ein Rückerwerbsanspruch der Gemeinde enthalten. Die Grundstückseigner verpflichten sich zudem, dass spätestens drei Jahre nach dem notariellen Kaufvertrag der Bau beginnt, fünf Jahre danach müssen die Häuser bezugsfertig sein.

Investoren verhindern

„Wir sind als Gemeinde daran interessiert, Wohnraum zu schaffen und Hausen für junge Familien attraktiv zu machen“, sagt Kiefer. Mit den Regelungen wolle die Gemeinde verhindern, dass Grundstücke von Investoren gekauft werden, die damit ein großes Geschäft machen wollen, diese jahrelang nicht bebauen und blockieren.

Zudem werde es immer schwieriger, Flächen als Baugebiete auszuweisen, weil im Zuge des Klimawandels eher auf Nachverdichtung gesetzt werde, um der wachsenden Zersiedelung und dem Versiegeln von Flächen entgegenzuwirken.

Geschichte reicht bis in die 60er Jahre zurück

Die Geschichte des Baugebiets „Gern-Dellen“ reicht bis in die 1960er-Jahre zurück. So wurde der Bebauungsplan für „Gern-Dellen II“ im Jahr 1969 rechtskräftig, wie dem Geoinformationsportal des Landkreises Lörrach zu entnehmen ist. Im Oktober 1972 wurden schon die ersten Änderungen rechtskräftig, denn zwei große Teilgebiete waren neu überplant worden. Einer Neuaufstellung des Bebauungsplans mit vorheriger Gesamtüberarbeitung hatte der Gemeinderat im Dezember 1975 zugestimmt. Mit zwei vollzogenen Änderungen des vorherigen Bebauungsplans hatte man den ständigen Veränderungen im Bauen Rechnung getragen.

Gern-Dellen II: Änderungen damals und heute

Ein drittes Verfahren hatte das Landratsamt zum Anlass genommen, „der Gemeinde eine Gesamtüberarbeitung unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse im Städtebau und in der Darstellung des Planinhalts zu empfehlen“, schreibt der Gemeinderat in einer Begründung im April 1976. Eine Teil-Änderung des Bebauungsplans „Gern-Dellen II“ gab es dann 2015 wegen des Gebiets „Gern-Dellen III“. Dieses war im bisher gültigen Bebauungsplan als Erweiterungsfläche für den Friedhof ausgewiesen. Doch wegen des höheren Anteils an Urnengräbern eines Rasengrabfeldes wurde die Erweiterungsfläche von 0,5 Hektar nicht mehr benötigt. Die Gemeinde nutzte die Fläche stattdessen zur Innenentwicklung, weil sie bei hoher Nachfrage nach Grundstücken für Einzelhäuser keine anderen Bauplätze anbieten konnte.

Zeit für Veränderungen

Und auch heute, 50 Jahre später, ist es wieder die Zeit, eine grundsätzliche Änderung des Bebauungsplans „Gern-Dellen II“ anzugehen. „Die Anforderungen an ein Wohngebiet haben sich im Vergleich zu damals erneut zu sehr verändert“, erklärt Kiefer.

Im Baugebiet „Gern-Dellen IV“ macht sich gerade eine junge Familie auf zu einem Abendspaziergang ins Grün. „Unsere Familie lebt schon länger hier“, sagt der Vater im Gespräch mit unserer Zeitung: Sein Elternhaus steht nicht weit entfernt am Gernweg.

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