Hausen im Wiesental Hausen in Feststimmung

Christoph Schennen

Hebelfest: Hebelstiftungen verteilen Braut- und Lehrlingsgaben.

Hausen - Johann Peter Hebel hätte seine Freude an dem Fest gehabt, das jedes Jahr an seinem Geburtstag in seinem langjährigen Wohnort gefeiert wird. Zahlreiche Hausener, Wiesentäler, aus dem Landkreis und aus Hausens Partnerstädten sowie Basler zogen am Mittag vom Bahnhof zur Festhalle, um im traditionellen Festakt an die Verdienste des Dichters und Schriftstellers zu erinnern.

Die Basler Hebelstiftung wurde, kurz nachdem sie aus der S-Bahn ausgestiegen war, von Bürgermeister Martin Bühler und Landrätin Marion Dammann begrüßt und von der Hebelmusik begleitet zur Festhalle geführt. Die alten Mannen saßen in einem Zweispänner, der sie zum Ziel führte.

Beat Trachsler, Präsident der Basler Hebelstiftung, berichtete in seiner Ansprache von seiner jüngsten Recherche nach Ohrfeigen und Stockschlägen in Hebels Werk. Sie wurden zur damaligen Zeit als erzieherische Maßnahmen eingesetzt.

An zahlreiche Stellen tauchen sie auf, wie Trachsler ausführte - auch in der kürzesten Kalender-Geschichte. Sie lautet: „Ein Büblein klagte seiner Mutter: Der Vater hat mir eine Ohrfeige gegeben. Der Vater aber kam dazu und sagte: Lügst Du wieder? Willst du noch eine?“

Auch in der Kalendergeschichte „Der Vater und der Sohn“ geht es um eine Ohrfeige, die der Sohn bekommt, weil er eine Schublade aufgerissen hat und dabei ein „Gleesli voll Medizyyn“ zerbrach.

Beat Trachsler hält Ansprache

In „Gutes Wort, böse Tat“ trifft ein Bauer einen Schulmeister, um ihn zu fragen, „eb dass sy Aärnscht syyg, was er geschter de Kinder gleert haig, dass me, wenn aim epper uf die rächti Bagge schloo däät, me däm au die linggi soll aaneheebe?“. Der Schulmeister verweist auf das Evangelium („Wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann halte auch die linke hin“) und bekommt daraufhin vom Bauern einen Schlag auf beide Backen, woraufhin sich der Schulmeister seinerseits mit einem halben Dutzend Ohrfeigen an dem Bauer rächt und erwidert: „Mit welchem Maß ihr messet, wird euch wieder gemessen werden.“

Hebels Lehre aus dieser Geschichte lautet so: „Man muss die Heilige Schrift nicht auslegen, wenn man es nicht versteht, am allerwenigsten aber so: Der Edelmann ließ den Bauern noch selbige Nacht in den Turm werfen auf sechs Tage und dem Herrn Schulmeister, der mehr Verstand und Respekt vor der Bibel hätten haben sollen, gab er, als die Winterschule ein Ende hatte, den Abschied.“

Bei der Vergabe des Hebelbüchleins und der Braut- und Lehrlingsgaben ging es dann anders als in Hebels erwähnten Geschichten sehr harmonisch zu.

Timo Adelmann von der Montfort-Realschule Zell bekam ein Hebelbüchlein von der Basler Hebelstiftung. Er bedankte sich mit dem Aufsagen des Hebel-Gedichts „Der Wegweiser“.

Die Brautgabe der Basler Hebelstiftung bekam Isabell Eisele, geborene Markstahler, die am 26. Mai heiratete und Silke Zimmermann, die seit 16. Juni verheiratet ist. Die Lehrlingsgabe von der Hebelstiftung Hausen erhielt Lena Feuchtig, Industriemechanikerin im zweiten Ausbildungsjahr bei Endress+Hauser in Maulburg.

Umrahmt wurde die Feier von der Hebelmusik (Leitung: Jean-Christophe Naas, „Tondovi-Polka“ und „Basler Marsch“) und einem Gesangsensemble der Musikschule Mittleres Wiesental (Leitung: Michael Herrmann).

Letzteres sang „Der allzeit vergnügte Tabakraucher“ und „Das Gewitter“. Alle gemeinsam sangen dann „Freude in Ehren“, in dem Hausens ganzer Stolz feststellt, dass „e gsund und frölich Bluet“ wichtiger sind als „Geld und Guet“.

Den alten Mannen und Frauen wurde anschließend im katholischen Pfarrheim das „Hebelmähli“ und den anderen Gäste im Feuerwehrsaal das „Dichtermähli“ serviert. Den Schülern oblag die Gestaltung des Nachmittags, ehe gegen 16.30 Uhr die Hebelmusik beim Musikpavillon ein Konzert gab.Begonnen hatte das Hebelfest mit dem Wecken durch die Hebelmusik und der Hebelfeier des Kindergartens „Leuchtturm“.

Ein Vergnügungspark und Verpflegungsstände sorgten für gute Unterhaltung.

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