Hansjörg Noe ist der Träger der Johann-Peter-Hebel-Gedenkplakette 2018. Hausens Bürgermeister Martin Bühler überreichte ihm die Auszeichnung am Samstag beim Hebelabend. Durch das Programm führten Katrin Behringer und Attila Saadaoui.
Hebelabend I: Laudator Wolfgang Klingenfeld würdigt seine Publikationen zur Regionalgeschichte
Hansjörg Noe ist der Träger der Johann-Peter-Hebel-Gedenkplakette 2018. Hausens Bürgermeister Martin Bühler überreichte ihm die Auszeichnung am Samstag beim Hebelabend. Durch das Programm führten Katrin Behringer und Attila Saadaoui.
Von Christoph Schennen
Hausen. Die Hebelkommision würdigte mit der Verleihung die Verdienste Noes um die Aufarbeitung des Lebens im Wiesental während der nationalsozialistischen Diktatur im Dritten Reich. Der 76-Jährige hat in zahlreichen Büchern geschildert, wie Menschen an ihrem Arbeitsplatz, in Vereinen, in der Schule, in der Kirchengemeinde, in der Familie, im Nachbar- oder Freundeskreis mit der Ideologie der Nazis konfrontiert waren. „Diese Zeit war geprägt von Tragik, Verzweiflung, Lebensangst, aber auch Hoffnung“, sagte Wolfgang Klingenfeld in seiner Laudatio auf den Preisträger.
Hansjörg Noe hat mit vielen hochbetagten Zeitzeugen Interviews geführt und unterschiedliche Erinnerungen und Sichtweisen auf das „Dritte Reich“ zusammengetragen. „Diese Stimmen zum Klingen zu bringen, bevor sie nicht mehr zu vernehmen sind, ist eine unschätzbar wichtige Leistung“, sagte Wolfgang Klingenfeld.
Noe habe sich dieser Aufgabe auch dann noch gewidmet, als ihm Hass und Ablehnung entgegenschlug, er in sozialen Medien anonymen Beschimpfungen ausgesetzt war und Drohungen in seinem Briefkasten fand.
Autor zahlreicher Bücher
Noe ist Autor zahlreicher regionalgeschichtlicher Schulbücher und verschiedener Unterrichtsmaterialien für Geschichte, Heimat und Sachkunde. Er ist Autor für Jubiläumsschriften, Mitautor einer Landeskunde für Baden-Württemberg sowie ehrenamtlicher Kurator des Dreiländermuseums in Lörrach. Für sein Buch „Nun kann ich darüber sprechen…“, in dem Zeitzeugenberichte von Lörracher Bürgern versammelt sind, bekam er den Landespreis für Heimatforschung.
Der neue Hebel-Plakettenträger wurde am 6. Januar 1942 in Mayen in der Eifel geboren. Er sei kein indigener Markgräfler oder Wiesentäler und kein alemannischer Muttersprachler, so Klingenfeld, aber er kam schon in jungen Jahren in die hiesige Region. Noe war Volksschullehrer, Schulleiter, hatte einen Lehrauftrag an der Pädagogischen mHochschule in Freiburg inne und war Leiter des Staatlichen Schulamts in Lörrach.
Klingenfeld schilderte am Schluss seiner Rede exemplarisch drei Erlebnisse von Markgräflern in der NS-Zeit. Wie repressiv die Machthaber das Volk unterdrückten, wird deutlich bei Noes Text über die Maschinenarbeiterin Maria Magdalena Ziegler aus Steinen. Sie wurde wegen „absichtlichen Abhörens ausländischer Sender“ (es war ein Schweizer Sender) zu einer Strafe von eineinhalb Jahren verurteilt.
Erfahrungen weitergeben
Der neue Plakettenträger sagte, er sei „recht erstaunt“, dass ihm diese Auszeichnung verliehen werde. Bei der Recherche zu seinen Büchern habe er mit nicht weniger als fünf Plakettenträgern gesprochen. Er sei der Meinung, das Dritte Reich habe erst mit der 68er-Bewegung geendet. Angesichts populistischer Tendenzen zum Beispiel in Ungarn, den USA und Deutschland warnte Noe vor einem Missbrauch des Heimatgedankens. Mit seinen Büchern wolle er Erfahrungen weitergeben und aufklären.
Er schloss seinen Dank mit einem Zitat aus einem Brief eines deutschen Soldaten aus Hausen, der im Zweiten Weltkrieg seine Sehnsucht nach „Maid, Urlaubszeit und Heimat“ beschreibt.