Hausen im Wiesental „Interplast ist Teil unseres Lebens gewesen“

Markgräfler Tagblatt
Johanna Schubring brachte den Dank an Günter Zabel mit einem Geschenk zum Ausdruck. Foto: Klaus Brust Foto: Markgräfler Tagblatt

Frauentreff: Der Chirurg Günter Zabel berichtet vom Dienst an den Ärmsten.

Hausen (kb). Auf aufmerksame Zuhörer traf der Schopfheimer Chirurg Günter Zabel beim Frauentreff im evangelischen Gemeindehaus in Hausen. Mit dem Thema „Als plastischer Chirurg einmal um die Welt“ hatte Zabel nicht zu hoch gegriffen, denn in 30 Jahren leistete der Arzt in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika unschätzbare Dienste für die Ärmsten der Armen.

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, meinte Constanze Streu treffend bei der Begrüßung des bescheiden gebliebenen Referenten, der seine Erzählungen mit manchen Anekdoten auflockerte und bekannte: „Interplast Germany ist für Marianne (seine Ehefrau und begleitende OP-Schwester) und mich Teil unseres Lebens gewesen.“

Die internationale Vereinigung plastischer Chirurgen, kurz Interplast genannt, wurde 1970 in den USA gegründet; 1980 zog Deutschland mit inzwischen zwölf Abteilungen nach. Günter Zabel rief die Sektion Schopfheim 1998 ins Leben, ist seither ihr Vorsitzender und wird das Amt zum Jahresende oder im Frühjahr an Andreas C. Rudolph abgeben. Interplast ist ein rein medizinischer Verein, der sich aus Spenden finanziert. Die Tätigkeit wird während der Urlaubszeit unentgeltlich ausgeführt, und für die Patienten entstehen keine Kosten. Versucht wird bei den Einsätzen, die einheimischen Ärzte weiterzubilden.

Die Einsatzorte hören sich nach interessanten Ferienorten und Freizeit an. Doch für Ausflüge reichte meistens die Zeit nicht. Ein Minister in Indien äußerte bei einem Empfang: „Ihr (Ärzte, Anästhesisten und OP-Personal) seid ein verrücktes Volk; ihr steigt aus dem Flugzeug, arbeitet sofort und verschwindet wieder.“ Günter Zabels erster Einsatz war in Manyemen in Kamerun; aufregend ging es in Peshawar in Pakistan zur Grenze Afghanistans zu, wo einmal das Krankenhaus vom Militär mit Stacheldraht eingezäunt wurde. Die hochgelegene Stadt Gergtok in Sikkim (nahe Nepal) grüßte mit einer einzigartigen Bergwelt. Größere Schwierigkeiten gab es oftmals mit Formalitäten in Indien (Assam und Kalkutta – hier musste eine Fliege im Operationssaal erst narkotisiert und dann nach draußen befördert werden). In Nord- und Südvietnam (Hai Phong, Can Tho und Hue) waren die Patienten besonders dankbar. In guter Erinnerung blieben Günter Zabel Salama in Guatemala und Cochabamba in Bolivien. Neu in Kamerun wurde im französisch sprechenden Teil in Bangoua mit großem Erfolg operiert.

Auch Probleme bei den Einsätzen verschwieg Günter Zabel nicht. Teilweise mussten seine Mitarbeiter erst für hygienische Verhältnisse sorgen, Stromausfälle und mangelnde Wasserversorgung bereiteten zusätzliche Arbeit. Und in Pakistan mussten bewaffnete Männer überzeugt werden, ihre „Männlichkeitssymbole“ beim Eintritt ins Krankenhaus abzugeben.

Behandelt wurden bei den Einsätzen hauptsächlich entstellende Missbildungen und großflächige Verbrennungen.

Langanhaltender Beifall drückte den Respekt und die Hochachtung für die Arbeit der Interplast-Ärzte aus. Johanna Schubring vom Mitarbeiterteam des Frauentreffs dankte Günter Zabel für seine informativen Schilderungen, lud nicht nur zu Kaffee und Kuchen ein, sondern bat um Spenden fürs Körbchen, die Günter Zabel für Interplast mitgegeben wurden.

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