Hausen im Wiesental Magierspaß und Mann im Mond

Ines Bode

Zunftabend: Lachsalven beim Programm bis nach Mitternacht. Narrenzunft bereitet Vergnügen.

Schopfheim - Anlässlich des „internationalen Zunftabends“ der Narrenzunft füllte ein gut gelauntes Publikum den Festsaal. Die Nationalitäten kamen aus Schopfheim wie vom hinteren Wiesental. Zum Dank fürs Erscheinen durften einige Zünfte saftige Sticheleien entgegen nehmen.

Närrische Frotzeleien machten die Runde, sehr zum Vergnügen der Gästeschar, darunter Bundestagsabgeordneter Christoph Hoffmann.

Als erste bevölkerte traditionell die Fasnachtsgesellschaft Zell (FGZ) die Bühne, um Orden und Präsente zu tauschen, um Lobesworte zu formulieren und natürlich „zum Kopf wäsche“. Im Mittelpunkt stand Mario Brugger, „de beschte Entertainer vo Basel bis uffe nach Hamburg“ (Roland Schlageter). Bekannt für seine „spitze Zunge samt verbaler Nackenschläge“ (Björn Keller). 14 Jahre war Brugger Oberzunftmeister, neu agiert er als Zeremonienmeister.

Brugger tat kund, als Ozume sei er abgewählt, die Geschenke kassiere er trotzdem. Die FGZ um Präsi Peter Mauthe und Hürus „Martin vom Göttlesbrunn” übergab eine „Handlungsanweisung für de Ölfde Ölfde“, sprich Benimmregeln. Die Huusemer händigten wegen Wasserknappheit in Zeller Teilgemeinden Flüssigkeit in handlichem 0,7 Liter-Format aus.

Mit dem Satz, „Mensch, denken jetzt viele, was isch de Brugger doch für er rechte Kerle“, stellte sich der neue Ozume Björn „Jo“ Keller vor. Zur ersten Amtshandlung gehörte die Ernennung des ruhmreichen Vorgängers zum Ehren-Oberzunftmeister. Brugger nutzte die Würdigung eigener Verdienste, um an den großen Fasnächtler Karl Heinz Vogt zu erinnern.

Im Anschluss tobte wie gewohnt der Narresome über die Bühne, bot ein Tänzchen als Geisterjäger, hörbar bejubelt. „Uff welchem Planeten lebst du denn?“, so die Frage unter den Moderatoren Schorsch und Guschti, denn auch bei den Schnitzelbänklern gab’s mit Mario Brugger und Jörg Thum eine Neubesetzung.

Süffisante Verse zu erstklassigen Karikaturen amüsierten aufs Köstlichste. Ob Herrenhaus, mit viel Tamtam eingeweiht, ob Schwimmbad Schweigmatt, wo Wespen mit Mückenspray bekämpft wurden. Am 1. März folge eine Beizentour der Schnitzelbänkler („Was singe die da für e Stuss?“). Für Kindereien respektive infantile Blicke auf Baustellen hatten sich die Irrlichter entschieden. Sie lugten als Zwerge durch die Maschen des Bauzaunes, wo von Montag bis Freitag niemand zu sehen sei.

Kita-Leiterin Elvira, „Kinda!“, hatte ihre liebe Not bei glasklaren Offenbarungen, „drei Geschwister haben ein eigenes Besteck, fünf ein eigenes Zimmer, acht einen eigenen Vater“. Um das Schicksal, korrekt um Fortuna, den Kracher aus „Carmina Burana“, ging’s auch bei den Dorfhexen. Vor 40 Jahren gründete sich die Clique, die ihre schaurig-schöne Darbietung aufleben ließ als Tribut an „alle Huusemer Hexen“. Der Saal lohnte die spektakuläre Nummer mit Jubel.

Auf den Boden der Tatsachen führten die „Bouler“, darunter CDU-Ortschef Helmut „Lemmy“ Lang. Vom Kugelsport, „du boulsch wie ne Meidli“ ging’s rasch zur Politik, Lemmy: i bin am Leute suchen. Unglaubliches wurde erörtert, „de Gemeinderat hatte im Feuerwehrsaal raus gefunden …, und wieder rein gefunden“. Einig war man sich, der Brennet-Park wurde abgeholzt, um Thema der Narren zu sein.

Einen Höhepunkt setzten die Schellewercher, die den örtlichen Superstar suchten. Hochkarätig kam die „Butzer“ drückende Jury daher: Harald Klemm, Kulturbeauftragte Ricarda Beil und „unsre Ma vo Raitbach Jörg“. Der kommunale Finanzchef warf mit Scheinen um sich, der Moderator dazu: mir graut‘s vor der Rechnung.

Die Talentsuche indes pures Vergnügen auslöste, es begeisterten die Bäckschtreetboys, die Wildecker Herzbuben und Magier Philipp Adelmann. Erzeugten die ersten beiden Auftritte wahre Lachsalven, rief der dritte Anwärter gar Lachkrämpfe hervor. Im Grunde zog er nur Taschentücher aus der Taschentuchbox und den Meter nur aus der Plastikhülle. Von zehn Fingern ließ er nur zwei übrig – und doch kugelte sich der Saal. Damit stand der Sieger fest. Und der Preis? Ein Klemm‘scher Bauplan – handgemalt. Zum Brüllen komisch weiter die Schellewercher-Oldies, erneut die aufwändigste Kulisse bietend. Direkt auf dem Mond fand sich „de Schoggi“ mit Bauhofkollege Kim. Funkkontakt zur Erde? Zum Rathaus „nichts“. Zum Adler? Der Adlerwirt aus dem Off: Da obe gehöret ihr scho lang ane. Laut Sprecherin galt es, das Jahr 2023 zu beleuchten. Wenn Autos autonom fahren. Wenn klar ist, dass nach sechs Jahren Pflegeheim-Planung natürlich kein Ergebnis zu erwarten sei. Wenn die Wohnungsnot ausufere, außer in Zell, da wolle eh keiner wohnen. Und über allem die Frage schwebte: Wo isch de Bühler?

Der Mann im Mond wusste Bescheid, half bei der Orientierung: Wo sin die Zeller? Antwort: Die müsst ihr hinterm Mond suchen. Nach der Luna-Packung Humor ging’s nochmal rund: Notenständer wurden aufgebaut, die Gesänge des Harmonist-Quartetts einläutend. Schon am Dunnschdig stand das Repertoire, strahlte Brugger, der nach Mitternacht mit seiner Riege zur Hochform auflief. Bekannte Schlager mit neuem Text entzückten das Publikum, besungen wurde erneut CDU-Chef „Lemmy“, eine Inschtitution, er bringt alles use in Huuse. Davon, dass „bi uns alles anders lauft“ kündete die Hebeldorf-Hymne.

„Am 10. Mai, da lön mers krache“, klarer Favorit, in kollektivem Zugabe-Chor mündend. Der Abend endete wie er begann, in schönster Einigkeit der Huuse-Ho-Gesellschaft.

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