Hausen im Wiesental Natur in präzisen Strichen festgehalten

Markgräfler Tagblatt
Inspiriert von Natur und kleinen Dingen: Die Zeichnerin Sigrid Schaub in ihrer schön präsentierten Ausstellung im Hebelhaus in Hausen. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Hebelhaus: Sigrid Schaub zeigt Zeichnungen, Graphiken und Collagen / Am Sonntag ist Vernissage

„Es ist richtig schön geworden.“ Sigrid Schaub ist zufrieden mit der Präsentation ihrer ersten Ausstellung im Hebelhaus. „Das ist vorzeigbar“, meint sie und blickt sich um in diesem kleinen, aber feinen Kabinett von Zeichnungen, Graphiken und Collagen. Der Raum wurde durch Stellwände halbiert und so ergibt sich eine intime Raumsituation. Von morgen, Sonntag, an, zeigt die im Weiler Ortsteil Märkt lebende Künstlerin unter dem Titel „ganz Auge...“ Ausschnitte aus ihrem großen Oeuvre an Arbeiten auf und mit Papier.

Von Jürgen Scharf

Hausen. Mit Papier, das sind ihre „Papercut“-Werke, eine sehr spezielle Technik von Papierschnitten, geometrisch, graphisch: Die „Blaue Stadt“ besteht aus Silhouetten, Dachformen, Fachwerk: eine Skyline. Die Formen werden aus dem Papier geschnitten, eine diffizile und arbeitsintensive Kunst, denn, so die Künstlerin, „wenn man sich verschneidet, hat man Pech gehabt.“

Sigrid Schaub, so viel steht fest, verschneidet sich selten. Ihre Arbeiten sind so subtil wie perfekt. Willkürlich darf man ein solches Blatt nicht schneiden, und somit dauert es lange, bis eine solche Arbeit fertig ist. Zum Einsatz kommt ein spezieller Cutter, ein Schneidemesser, und wenn man diese Schnittbilder von verschiedenen Seiten betrachtet, sieht man, dass sie durch die Schnitte besondere Licht- und Schatteneffekte aufweisen.

Die Papierschnitte sind eine Spezialität der 74-jährigen Künstlerin, die in Stralsund geboren wurde und an der Schule für Gestaltung in Basel etliche Kurse wie Gegenstandszeichnen, Porträt- und Aktzeichnen sowie Illustration belegt hat. Zwischen 1993 und 2012 war sie städtische Kuratorin im Stapflehus in Weil am Rhein und bis dieses Jahr gehört sie dem Kuratorenteam des Vereins Bildende Kunst (VBK) in Lörrach an. 2018 hat Sigrid Schaub in der Kulturfabrik Schopfheim an der Themenausstellung „Stilles Leben“ teilgenommen.

Gerne hat sie die Möglichkeit wahrgenommen, in einer Einzelausstellung in Hausen ihr großes Spektrum an verschiedenen Techniken zu zeigen: Bleistift- und Farbstiftzeichnungen, Tuschen, Collagen, Fotografie, Öl auf Holz, graphisch nachgezeichnete afrikanische Muster, Monotypien bis hin zu Schriftbildern mit der Pipette.

Letzteres ist sehr individuell. Das Schreiben mit einer Pipette ergibt breitere, malerische Schriften. „Man muss flüssig schreiben“, weiß Sigrid Schaub, die etliche Versuche in dieser Technik gemacht hat, deren Ergebnisse kalligraphisch aussehen, als ob sie mit dem Pinsel geschrieben wären.

Eingeblendete skripturale Elemente wie in „Landscape“ haben damit zu tun, was sie früher beruflich gemacht hat: Sigrid Schaub war in Basel als Schriftzeichnerin tätig und arbeitet deshalb weiterhin gerne mit Schrift. Zu einer wahren Meisterschaft hat sie es beim Zeichnen mit Bleistift gebracht. Dabei muss man sehr konzentriert arbeiten. „Hier geht es um Linie und Schraffur, um Hell und Dunkel“, erklärt sie. Auch um das Motiv plastisch werden zu lassen, nicht nur linear. Exemplarisch sieht man das an dem Motiv des Kranichs mit gestutzten Flügeln, offenem Schnabel und luftig aufgeplustertem Gefieder. Angeregt ist das Schriftbild von einem gleichnamigen Gedicht Theodor Fontanes.

„Kraniche sind überhaupt meine Lieblingsvögel“, so Sigrid Schaub, die in ihrer Heimat vor der Insel Rügen Erlebnisse mit Schwärmen von Kranichen hatte. Aber auch auf kleinere Vögeln und Insekten ist sie fokussiert. Hinter dem Titel „Immigranten im Südwesten“ verbergen sich zwei Bienenfresser, die am Kaiserstuhl an den Lößwänden ihre Brutstätten haben. Es sind zugewanderte Vögel aus dem Süden, und sie sind wirklich so farbig, wie Schaub sie gezeichnet hat.

Das führt zu einer weiteren Motivation ihrer Arbeit, Natur zu zeigen, damit man nicht unaufmerksam an Dingen vorbeigeht. Alles, was Natur ist, ist ihr Thema, Blumen schon ganz lange. Insekten wie Mistkäfer, Hirschkäfer, Libelle, Fliege, Schmetterling inspirieren sie zu präzisen Strichen und minutiösem Zeichnen. Es sind aktuelle Arbeiten von diesem Sommer. Ebenso die ganz neuen Tuschezeichnungen auf Transparentpapier mit ihren besonderen Materialeffekten, wo die Flügel wirklich durchsichtig aussehen. Bei dieser Technik kommt Sigrid Schaub entgegen, dass sie einmal didaktisch in einem Museum gearbeitet hat.

Im Hebelhaus sollte eine Hommage an Johann Peter Hebel dabei sein, um sich der Umgebung anzupassen. Hebels Briefe an seine Freundin Gustave Fecht hat Schaub in Schönschrift abgeschrieben und modern gestaltet. Hebel schreibt über Blumen und das spricht die Künstlerin natürlich an, animiert sie zu Collagen und fast dreidimensionalen Objektkästen mit dreierlei Schichten: Malerei, Schrift und Zeichnung. Eine solche umfangreiche Werkschau mit fast 30 Bildern, die gruppenweise zusammengestellt sind, will gut gehängt sein, und da hat die Künstlerin Hilfe von Konrad Grund bekommen, der am Sonntag, 29. September, um 11.15 Uhr bei der Vernissage die einführenden Worte spricht, auf Schaubs Techniken und auf die Hebel-Briefe eingehen wird.

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