„Kraniche sind überhaupt meine Lieblingsvögel“, so Sigrid Schaub, die in ihrer Heimat vor der Insel Rügen Erlebnisse mit Schwärmen von Kranichen hatte. Aber auch auf kleinere Vögeln und Insekten ist sie fokussiert. Hinter dem Titel „Immigranten im Südwesten“ verbergen sich zwei Bienenfresser, die am Kaiserstuhl an den Lößwänden ihre Brutstätten haben. Es sind zugewanderte Vögel aus dem Süden, und sie sind wirklich so farbig, wie Schaub sie gezeichnet hat.
Das führt zu einer weiteren Motivation ihrer Arbeit, Natur zu zeigen, damit man nicht unaufmerksam an Dingen vorbeigeht. Alles, was Natur ist, ist ihr Thema, Blumen schon ganz lange. Insekten wie Mistkäfer, Hirschkäfer, Libelle, Fliege, Schmetterling inspirieren sie zu präzisen Strichen und minutiösem Zeichnen. Es sind aktuelle Arbeiten von diesem Sommer. Ebenso die ganz neuen Tuschezeichnungen auf Transparentpapier mit ihren besonderen Materialeffekten, wo die Flügel wirklich durchsichtig aussehen. Bei dieser Technik kommt Sigrid Schaub entgegen, dass sie einmal didaktisch in einem Museum gearbeitet hat.
Im Hebelhaus sollte eine Hommage an Johann Peter Hebel dabei sein, um sich der Umgebung anzupassen. Hebels Briefe an seine Freundin Gustave Fecht hat Schaub in Schönschrift abgeschrieben und modern gestaltet. Hebel schreibt über Blumen und das spricht die Künstlerin natürlich an, animiert sie zu Collagen und fast dreidimensionalen Objektkästen mit dreierlei Schichten: Malerei, Schrift und Zeichnung. Eine solche umfangreiche Werkschau mit fast 30 Bildern, die gruppenweise zusammengestellt sind, will gut gehängt sein, und da hat die Künstlerin Hilfe von Konrad Grund bekommen, der am Sonntag, 29. September, um 11.15 Uhr bei der Vernissage die einführenden Worte spricht, auf Schaubs Techniken und auf die Hebel-Briefe eingehen wird.