Hausen im Wiesental Popularität ist ungebrochen

Markgräfler Tagblatt
Hebels Schaffen zieht nach wie vor Kreise. In vier Jahren jährt sich die Herausgabe seiner international verlegten „Biblischen Geschichten“ zum 200. Mal. Foto: Ines Bode Foto: Markgräfler Tagblatt

Hebel: Biblische Geschichten erschienen 1824

Hausen (ib). 1824 sind Hebels „Biblische Geschichten“ erschienen, folglich jährt sich die Herausgabe 2024 zum 200. Mal. Die Popularität des eigentlichen Schulbuchs ist bis heute ungebrochen – erst zu Beginn diesen Jahres kam eine weitere italienische Ausgabe heraus.

Neuer Jahrband des Geschichtsvereins

Anlass genug für Hebelkenner Elmar Vogt, sich im neuen Jahresband des Geschichtsvereins Markgräflerland dem „Versuch einer Zusammenstellung aller bisher erschienenen Ausgaben“ zu widmen.

Insgesamt wurden seit 1824 über vierzig Auflagen publiziert, die mehrere zehntausend Büchlein ergaben. Die Biblischen Geschichten erschienen mehrfach in Übersetzungen und in Auszügen. Allein bis 1858 lassen sich sieben Schulausgaben nachweisen, denn der Auftrag an Hebel in seiner Funktion als Kirchenrat lautete, ein evangelisches Schulbuch für 10- bis 14-jährige Schüler Badens zu verfassen.

Dazu muss man wissen, dass das Lesen für Kinder nicht üblich war. Wer an Lesestoff interessiert war, las in Kalendern oder irgendwelchen Kladden, die sich eben im Haushalt fanden. Das Gros der Schulpflichtigen gehörte der „Gemeinen Volksklasse“an.

Auftragsarbeit: eine Kinderbibel

Die Auftragsarbeit verlangte nach einer Kinderbibel, die Episoden des Neuen und Alten Testaments enthielt. Die einstige Markgrafschaft bildete laut Vogt ein „konfessionell gemischtes Territorium“. Als kluger Schachzug Hebels erwies sich, dass er alles Grausame weg ließ. Dies begründet sich womöglich darin, dass er als Dreizehnjähriger Vollwaise wurde. Hebel legte zudem Wert auf eine hübsche und kindgerechte Aufmachung. Zu seiner Schreib-, respektive Erzählweise befand Professor Otto Behaghel (1854 bis 1936): Hebel versenke sich liebevoll in das Denken der biblischen Gestalten. Wo die Bibel nur andeute und Lücken lasse, da ergänze Hebel, um dichterisch auszumalen. Hebel selbst sagte, er habe sich bei „fast jeder Zeile“ in Erinnerung gerufen, wie sich „oberländische Kinder“ unterhalten. In einem Brief hieß es: „Immer wenn ich schrieb, habe ich mir meinen alten Schulmeister Andreas Grether in Hausen ins Gedächtnis gerufen.“ Und in einem anderen Brief: „Man muss sich unaufhörlich fragen, ob`s uns auch ans Herz geht.“

Und genau auf diesem Aspekt liegt wohl die wahrlich seltene Beständigkeit des Werkes – international. Vogt sieht den Grund für die anhaltende Beliebtheit in der einfachen und verständlichen Art sich auszudrücken. Ein katholischer Geistlicher lobte 1825 die „angenehme und gemeinfaßliche Schreibart zur Belehrung trefflich geeignet“.

Kritik an Hebels Werk: nicht bibelnah genug

137 Jahre später, das Werk war 1961 in London erschienen, sagten englische Herausgeber Hebel eine Betrachtungsweise nach, die mit moderner Ideen bemerkenswert übereinstimme. Mehrfach erhielt Hebel, er wurde gar von Goethe und Hesse geschätzt, im Lauf der Zeit den Vorzug vor namhaften Literaten. Freilich gab es auch Gegner: 1855 wurde das Werk als Schulbuch zurückgezogen. Es sei nicht bibelnah genug.

In Dänemark kam das Werk 1826 heraus. In der Schweiz im Kanton Graubünden erschienen zwei rätoromanische Ausgaben, etwa 1857 in Engadin und Oberland. In Italien erschien es 1828/29 sowie 1844 und 2020. In den Niederlanden 1847. In Spanien 2000, und in Florenz, Italien, 2020.

Beachtlich ist Vogt zufolge, dass sich keine Ausgabe in der deutschsprachigen Schweiz finde – hingegen es im Graubündner, also romanischen, Raum gleich mehrere gebe. „Anlass für weitere Studien“, so Vogt. Das Werk erschien letztlich fortlaufend über die beiden Jahrhunderte hinweg – vor allem in der Ära des Zweiten Weltkriegs. Kenner werten es als „geistliches Schatzkästlein“. Hebel selbst „suchte im Mensch die reine ungekünstelte Natur“. Sein schlichter Wunsch 1824 lautete: Möge das Büchlein gefallen.

Der neue Band ist für 19 Euro erhältlich bei Horst Oettle, Tel. 07622/9517, oder im örtlichen Buchhandel.

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