Hausen im Wiesental Über die wahren Helden dieser Zeit

Markgräfler Tagblatt

Kirchengemeinde Hausen-Raitbach: Gottesdienst, Bibelausstellung und Kirchenkaffee zum Reformationsthema

Von Klaus Brust

Ein gut besuchter Gottesdienst, vertraute und neue Lieder, Denkanstöße für Jung und Alt - 500 Jahre Reformation, so feierte die evangelische Kirchengemeinde Hausen-Raitbach das Jubiläum unter dem Motto „Gott neu vertrauen“.

Hausen. Pfarrerin Martina Weber-Ernst hatte gemeinsam mit den Konfirmanden überlegt, was den jungen Menschen das Jubiläum sagt und was diese bewegt. Diese Überlegungen und Überzeugungen brachten die jungen Leute im Gottesdienst nachhaltig zu Gehör.

Das besondere Gepräge des Reformationsjubiläums zeigte sich schon beim feierlichen Einzug der Pfarrerin mit den fünf Kirchenältesten unter den gewaltigen Klängen des Musikvereins Raitbach unter Leitung von Martin Sprich. Nach der Liturgie ging es anschaulich weiter. Da hämmerte „Dr. Martin Luther“ in Gestalt von Pfarrerin Weber-Ernst an die Kirchentür, schlug die 95 Thesen an und zitierte lautstark die erste These.

Was meinten die Konfirmanden zum gottesdienstlichen Geschehen und zur Reformation? „Beeindruckt uns nicht“, hieß es, „Alles müsste cooler sein“ und „Wir wollen chillen“. Die Pfarrerin fragte, ob Gott noch eine Rolle im Leben der Menschen spiele oder Luther, der für seine Überzeugungen einstand und für sie ein Held sei.

Die jungen Menschen lassen sich von anderen Helden ansprechen wie Janusz Korczak (ging in der Nazizeit mit jüdischen Kindern in den Tod), Rosa Parks (schwarze Bürgerrechtlerin) oder Ruth Pfau (Ordensschwester und Waisenhausgründerin). Der Video-Clip der „Wise Guys“ über „Die wahren Helden“, die nicht im Rampenlicht stehen, wie etwa Krankenpfleger, fürsorgliche Mütter, Helfer in Rettungsdiensten, stimmten mehr als nachdenklich.

In der Predigtauslegung spannte Pfarrerin Weber-Ernst den Bogen von Luther, der die Tätigkeit im Alltag als Berufung sah und von Gnade und Barmherzigkeit sprach, zur heutigen Kirche, die die Menschen begleite und die Liebe zu Gott und die Zuwendung zu den Menschen stärken solle.

Nach dem Gottesdienst versammelten sich die Besucher vor der Kirche und ließen blaue Luftballons, versehen mit Bibelsprüchen, aufsteigen und so die biblische Botschaft weiter tragen.

Im Gemeindehaus hatte Siegfried Bühler aus Müllheim eine umfassende Bibelausstellung aufgebaut. 30 Exemplare aus dem fünften Jahrhundert bis zur ersten Luther-Bibel, dem „September-Testament“ von 1522, hatte er kopiert - die Originale liegen wohlverwahrt in Klöstern und Museen -, so dass man die Stücke anfassen und darin blättern konnte. Gleichzeitig bedeuteten die handgeschriebenen, jeweils nur in einer Ausgabe vorhandenen Bücher einen Gang durch die deutsche Sprache in Gotisch, Alemannisch, Alt-, Mittel- und Neuhochdeutsch vor Luther.

Zu sehen gab es die älteste Übertragung der „Wulfila-Bibel“ (fünftes Jahrhundert), den althochdeutschen Tatian (neuntes Jahrhundert), die „Ottheinrich-Bibel“, eine der kostbarsten Bilderhandschriften von 1430 und die erste gedruckte deutsche Bibel von 1455, die „Menteli-Bibel“.

Über die interessante und informative Bibelausstellung wurde beim Kirchenkaffee, ausgerichtet von den Kirchenältesten, noch eifrig im Sitzen oder Stehen diskutiert und anerkennend über die Denkanstöße aus dem Gottesdienst gesprochen.

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