Hausen im Wiesental Um „d` Muettersprooch“ gekämpft

Ines Bode
Bürgermeister Martin Bühler (rechts) ehrte Edgar Zeidler (Mitte) mit der Hebel-Gedenkplakette. Die Laudatio hielt Markus Manfred Jung. Foto: Ines Bode

Hebel-Gedenkplakette: Colmarer Sprach- und Mundartforscher Edgar Zeidler ausgezeichnet.

Hausen - Über die Grenzen hinaus ist die Hebelkommission laut Bürgermeister Martin Bühler fündig geworden bei ihrer Suche nach dem Preisträger der Johann Peter Hebel-Gedenkplakette 2019. Verliehen wurde sie gemäß der Tradition am Hebelabend – gewürdigt wurde das Schaffen des Colmarer Sprach- und Mundartforschers Edgar Zeidler.

Ein Auswahlkriterium war Bühler zufolge das nachhaltige Wirken Zeidlers, der in Hausen kein Unbekannter sei. Die detaillierte Vorstellung übernahm Laudator Markus Manfred Jung, selbst Träger der Gedenkplakette, mit einem launigen Abriss, der den randvoll besetzten Saal hörbar schmunzeln ließ. „E berliner-elsässischi Gmüschlete“ habe Vater Zeidler geschwätzt. Als Kriegsgefangener kam der Berliner ins Elsass, wurde sesshaft, um gar Präsident des „Deutschen Vereins z` Kolmer“ zu werden, sich aktiv in der neuen Heimat einzubringen. Das Französische indes blieb ihm fremd.

Es war Sohn Edgar, der „in däre Familie un uf de Schuel s` Sproochegumpis“ gelehrt und alle drei Sprachvarianten in sich aufgesogen habe. Später studierte er in Mulhouse Germanistik, „hät z` Stroßburg doktoriert“, wurde „Dütschlehrer“. Heute ist der 66-jährige „Oberschtudierat un Doktor der Linguistik“. 15 Jahre gab er „Elsässischkürs“ an der Uni, leitete VHS-„Werchschtätte“, schrieb über elsässische Orthografie und gründete die Akademie „Agate“. Zeidler brachte sich bei den zwei- und dreisprachigen Dichterwegen ein, acht an der Zahl, die durchs Elsass führen, inklusive der Dreilandroute von Weil nach Basel.

Jung betonte, dass Zeidler früh begriff, um „si Muetterschprooch“ müsse er kämpfen. Dies aus persönlichem Drang sowie aus politischem, gesellschaftlichem und „ufklärerische“. Zeidler sei ein „Sproochschpiler, e Akrobat, mänkmol e Seiltänzer, wo s` Risiko iigoht“.

Bei aller Impulsivität und „Gfüehligkeit“ seien seine Texte von Formwille und Kunstfertigkeit geprägt, „grad we mer s` nit merkt - un des isch ebe d` Kunscht“, so Jung. Mehrere Bücher sind erschienen, darunter „Sprooochperle“ mit Ausdrücken und Sprichwörtern. Zeidler sei Kolumnist, schrieb fünf dreisprachige Gedichtbände, ein Theaterstück und vieles mehr. Mehrfach ausgezeichnet, „brennt er für die Elsässischi Dichtung“, begeistert sich und andere, biete drei Sprachwelten.

Der frisch gebackene Preisträger gab an, er fühle sich geehrt, „gebauchpinselt“, die Auszeichnung vor so großem Publikum zu erhalten. Wortreich schilderte er Teile seines Werdegangs, dessen treuer Begleiter die Sprache war. Abschließend begeisterte er mit zwei Gedichten, gekrönt mit lautstarkem Beifall.

Gleiches galt den Bühnenakteuren, die für teils lebhafte Unterhaltung sorgten, allen voran das Quintett „Babüsk“ mit Elsass-Pop-Folk. Zur Aufklärung trug Moderatorin Katrin Behringer bei, die in bewährter Manier mit Attila Saadaoui am Mikro stand: Babüsk, besser BarBüz, bedeute schlicht Beizebuebe. Entsprechend munter fiel das Repertoire aus, das gut ankam.

Den musikalischen Auftakt des Festwochenendes, das Hebels Jubeltag einleitete, bestritt die Hebelmusik unter Jean-Christophe Naas. Dem Dirigenten und seinem Orchester oblag es, mit sinfonischen wie vielschichtigen Klangfeldern die feierliche Umrahmung zu sichern.

Konzentriertes Lauschen erzeugte auch der Gesamtchor, ein stimmstarkes Ensemble um Arne Marterer am Keyboard. Zu Gehör kam etwa die „Rechti Liebi“ des unvergessenen Gerhard Jung. Bevor die Hebelkommission den Umtrunk eröffnete, brillierten die Posaunenbläser der Musikschule um Ingo Ganter mit einigen Stücken, die noch älter waren als jene Ära, mit der man Hausens namhaftem Dichtersohn verbindet. Den Schlussakkord bildete der Basler Marsch der Hebelmusiker.

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