Als im Jahr 1922 das Geld für den Neubau beisammen war, kam die Inflation, das Geld verlor den Wert, und für die angesparte eine Million Mark konnte im Juni 1923 nur noch ein Fahrrad gekauft werden. Die Mutter starb 1931, der Vater 1944. Berta war 49 Jahre alt und lebte von da an bis zu ihrem Tod 1986 ganz allein auf dem Schneiderhof.
Als Jürgen Kammerer die Schneider Berta kennenlernte war sie bereits 85 Jahre alt, lebte auf einem Hof, in dem nur noch ein Raum bewohnbar war und in dem die Zeit stehen geblieben war. „Sie war eine ‚Wälderfrau‘, hochintelligent, hellwach und mit einem großen Herzen“, berichtete der Plakettenträger.
Nach ihrem Tod im Jahr 1986 schlossen sich Jürgen Kammerer und vier Freunde aus Endenburg zusammen, um den Schneiderhof als bedeutendes Denkmal zu erhalten. Mit Unterstützung der Gemeinde Steinen konnte das Grundstück erworben werden, „die Schneiderhofruine war ja nichts wert“, so Jürgen Kammerer. In einer knapp zehn Jahre dauernden Gewaltaktion führten die fünf Freunde eine komplette Restaurierung des Hofes aus dem Jahre 1696 durch und wandelten den Schneiderhof in das heutige Bauernhausmuseum um. Im Jahre 1999 wurde das verfallende Ziegeldach im vorderen Teil des Hofes wieder durch ein originalgetreues Strohdach ersetzt. Den Prozess ließ Jürgen Kammerer anhand von Fotografien lebendig werden.
„Es ist nur dem außerordentlichen Engagement von Jürgen Kammerer zu verdanken, dass dieses wertvolle Kulturdenkmal unserer Region erhalten blieb, liebevoll restauriert wurde und ein neues Leben bekam“, betonte Bürgermeister Martin Bühler in seiner Würdigung.
Das Gespräch mit dem Plakettenträger wurde musikalisch umrahmt von dem Streicherensemble der Musikschule Mittleres Wiesental „Tempo Primo“ unter der Leitung von Raffael Lobo. Zu der Veranstaltung waren neben Hebelbund-Präsident Volker Habermeier, Hebelstiftungs-Präsidentin Beatrice Mall-Grob, Hebelplakettenträger und zahlreiche Bürger aus Hausen und der Region gekommen.