Hausen im Wiesental Zwei berührende Schicksale

Markgräfler Tagblatt
Mit ihren Schilderungen beeindruckten Erika Csiffari und Siegfried Schmieg beim Frauentreff. Foto: Klaus Brust Foto: Markgräfler Tagblatt

Frauentreff: Lebhafter Gedankenaustausch nach bewegenden Vorträgen

Hausen (kb). Das Leitungsteam des Frauentreffs startete am Donnerstag eine neue Reihe. „Frauen aus aller Welt“ – ihre Geschichten und Schicksale – sollen dabei vorgestellt werden. Erika Csiffari aus Hausen berichtete als Zeitzeugin von 1945 und Siegfried Schmieg schilderte das Schicksal einer ermordeten Frau aus Bad Friedrichshall. Die Schilderungen lösten große Betroffenheit aus.

Die 86-jährige Erika Csiffari, Mitglied im evangelischen Singkreis Hausen und beim Altennachmittag, erzählte von ihren Erlebnisse als 14-jähriges Mädchen in Schwenningen. Es war im April 1945, als sie im Luftschutzbunker, in dem sie mit ihrer Schwester saß, die Nachricht hörte, dass die Franzosen auf dem Marktplatz stünden. Ein französischer Soldat empfing die Kinder und brachte sie nach Hause.

Im Nachbarort versuchten Erika und ihre Freundin auf einem abgeernteten Kartoffelacker nachzuernten, doch das wurde nicht erlaubt. Furchtsam warteten die Mädchen auf die Gelegenheit, doch noch ihren Leiterwagen zu füllen, hatten aber ein schlechtes Gewissen wegen des Diebstahls. Mit dem Wagen ging es zurück nach Schwenningen, es herrschte aber schon Sperrstunde. Ein französischer Posten las die Mädchen auf, war aber gnädig und ließ sie nach Hause bringen. Am Ende hatte dieses Ereignis sogar etwas Gutes: die Mutter konnte für den Soldaten die Wäsche waschen, Erika bügelte und als Gegenleistung kamen Lebensmittel ins Haus.

Wenig später durfte Erika Csiffari ihre Großmutter in Hausen besuchen. Zuvor gab ihr ein entlassener deutscher Soldat in Schwenningen einen Brief an seine Braut in Badenweiler mit. Die Verlobte wusste nicht, dass ihr zukünftiger Mann den Krieg überlebt hatte. Zu Fuß machte sie sich von Hausen auf den Weg durchs Kleine Wiesental. Am Abend war sie in Badenweiler angekommen und fand eine glückliche Verlobte und deren Eltern. Sie durfte bei der Familie übernachten und lief am folgenden Tag zurück. Weitere Erlebnisse veranschaulichten die schwere Zeit und wie die Menschen sie meisterten.

Siegfried Schmieg schilderte den Mord einer Frau aus Bad Friedrichshall, der im vergangenen Jahr bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hatte. Siegfried Schmieg war mit der Ermordeten und ihrer Familie bekannt. Die Frau, deren Schicksal Schmieg schilderte, habe er als typisch württembergische Hausfrau kennengelernt, die ihren Ehemann, die zwei Töchter und Enkel versorgte. Im Mai 2016 las Schmieg, dass die 70-jährige Frau tot in ihrem Haus in Bad Friedrichshall aufgefunden worden war. Dann eine Meldung, dass ein Mann aus Öhringen verhaftet worden sei. Bei ihm sei auch Schmuck der Ermordeten gefunden worden und seine DNA konnte am Leichnam nachgewiesen werden. Auch nach dem Prozess wisse der Ehemann der Ermordeten noch immer nicht, wie seine Frau umgekommen ist, da der Verurteilte den Mord bestreitet und auf den Koran verweist.

Beim anschließenden Kaffee wurde über die Schicksale der beiden Frauen noch lebhaft diskutiert wie lange nicht mehr.

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