Tragische Lebensgeschichte
Die Geschichte von der „bösen Frau“ hat Kretz 2015 herausgebracht und vor Jahren schon einmal in Schopfheim daraus vorgelesen. Es ist die tragische Lebensgeschichte einer verbitterten und unterdrückten Frau, „de Ulmer Thérèse“, die im Dorf als „Schadenfreud-Theres“ verschrien ist. Sagt sie doch einmal, Schadenfreude sei ein wunderbares Wort: „Eine schönere Freude als die Schadenfreude gibt es ja gar nicht.“
Ihr Mann, der Emil, ein reicher, aber versoffener Bauer, drangsaliert sie zeitlebens. Eines Nachts, es ist stockfinster, wartet sie auf ihren Mann, der im Suff heimkommt, an der rutschigen Kellertreppe und schubst ihn hinunter, nein, tippt ihn nur „a de Schultere“ an, dass er zu Tode stürzt. Sie hat sich Claire Zachanassian, die „Alte Dame“ aus Dürrenmatts gleichnamiger Tragikomödie, zum Vorbild genommen. Eine Rolle, die sie, die im Dorftheater immer die Gänschen geben musste, nur zu gern einmal im Leben gespielt hätte. „Ich ziehe immer die Notbremse“, diesen Satz der Milliardärin hat sie verinnerlicht und zieht selbst die Notbremse, um ihren Peiniger loszuwerden und aus ihrem lieblosen Leben herauszukommen. Sprachlich und thematisch geschickt, wie Pierre Kretz diese Geschichte der „bösen Frau“ mit „d Visite vo dr alt Madame“ verknüpft, wie er bei der Theres Bosheit mit Bildung herausarbeitet, sodass die Zuhörer nicht nur Verständnis für ihre Handlung, sondern sogar Sympathie für diese Figur empfinden.