Alles muss raus heißt es beim Modehaus Ermuth in Weil am Rhein, das Ende des Jahres schließt. Foto: Beatrice Ehrlich
Nach Corona ging es bergab: Schweren Herzens, aber mit voller Überzeugung ziehen sich Melanie und Axel Teubner aus Weil am Rhein zurück.
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Wer am Mittwoch beim Weiler Modehaus Ermuth vorbeischaut, könnte den Eindruck gewinnen, die Geschäfte laufen prächtig bei dem Modehändler, der zum Ende des Jahres seine Schließung angekündigt hat. Kunden gehen ein und aus, schauen sich an den dicht behängten Ständen um, probieren an und kaufen.
Für den großen Andrang gibt es einen besonderen Grund. Die letzte Sommersaison ist angebrochen und soll noch einmal zu einem richtigen Knaller werden. „Alles muss raus“ und 20 Prozent auf alles, heißt es auf Plakaten im Schaufenster und in Laden.
Noch bis zum Sommer kommen täglich Waren
Um den endgültigen Ausverkauf handelt es sich dabei aber nicht: Noch den ganzen Sommer über und bis kurz vor der Schließung Ende des Jahres, werde Ermuth weiterhin täglich mit Waren beliefert. Rund 25 000 Teile seien durchweg auf der Verkaufsfläche zu finden, schildert Axel Teubner, der das Geschäft zusammen mit seiner Frau Melanie betreibt.
Rabatte zum Abschied. Foto: Beatrice Ehrlich
Seit Anfang März bekannt wurde, dass das Geschäft schließt, wendeten sich viele Kunden an sie und bekundeten ihr Bedauern, berichtet das Paar. Jeden Tag stehen die beiden selbst in ihrem Weiler Geschäft, in dem auf drei Etagen und insgesamt 1000 Quadratmetern Herren- und Damenbekleidung angeboten werden.
Seit der Corona-Krise ging es bergab
Zuletzt liefen die Geschäfte gar nicht gut. Seit der Coronakrise ist die Kundenfrequenz deutlich zurückgegangen, bei der Schweizer Kundschaft mit vielen Stammkunden sogar um satte 50 Prozent, sagt Axel Teubner. Dafür gebe es viele Gründe. Einer sei aber ganz bestimmt darin zu suchen, dass die Attraktivität des Umfelds in der Weiler Innenstadt abgenommen habe.
Die Vielfalt sei stark zurückgegangen. In den vergangenen Jahren hätten in unmittelbarer Näher ein lang ansässiges Schuhgeschäft, ein Friseur, ein Sanitätshaus, ein Fotogeschäft, eine Metzgerei und ein Buchladen geschlossen. „Mit jedem Wegfall nahm die Kundenfrequenz ab.“ Seitdem seien keine gleichwertigen Anbieter nachgekommen.
Auf drei Etagen gab es Damen- und Herrenmode. Foto: Beatrice Ehrlich
Mit dem Ende des Modehauses Ermuth endet nach 95 Jahren eine Ära in Weil. Dabei waren die Teubners – nebenbei auch Inhaber der Modegeschäfte Mein Zimmermann und Mein Frauenzimmer in Staufen – voller Engagement mit ihrem Weiler Geschäft gestartet. 2014 hatten sie das Traditionshaus Ermuth von den Vorbesitzern Claudia und Thomas Menzer übernommen. Die ersten fünf Jahre seien die Geschäfte prächtig gelaufen, mit dem Jahr 2019 als absolutem Höhepunkt.
Pop-Up-Fußgängerzone zum falschen Zeitpunkt
Die Corona-Pandemie mit all ihren Folgen war der Wendepunkt. Die Zeit der schwarzen Zahlen war von nun an passé. Ausgerechnet kurz danach, als die Kunden Nachholbedarf gehabt hätten und die Geschäfte bevölkerten, habe die Stadt Weil eine Pop-Up-Fußgängerzone in der Hauptstraße eingerichtet.
25000 Teile auf 1000 Quadratmetern sind stets vorhanden. Foto: Beatrice Ehrlich
„Ich finde es ja gut, wenn man etwas Neues ausprobiert“, betont er, „aber das war das falsche Timing“. Die Kunden hätten an Weil stets geschätzt, dass man mit dem Auto bis direkt an die Geschäfte fahren konnte.
Rückkehr nach Staufen
Nicht, dass sich die Teubners, seit ihrem Einstieg in Weil privat im nahen Rümmingen ansässig, nicht gegen die Entwicklung gestemmt hätten. Im vergangenen Jahr hätten sie noch einmal einen Anlauf unternommen, betont Teubner. Sie hätten gehofft, dass die Talsohle durchschritten sei – vergebens. Nun wollen die beiden zurück nach Staufen ziehen und sich auf ihre Geschäfte dort konzentrieren.
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