Digital- und Verkehrsminister Wissing verwies in der Debatte darauf, dass man heute noch nicht abschätzen könne, wo KI im nächsten oder übernächsten Jahr stehen werde. "Wir müssen heute nicht alle Fragen abschließend regulieren. Wir können jederzeit nachjustieren."
Verhandlungen in der EU zu KI laufen noch
In der Europäischen Union laufen aktuell die entscheidenden Verhandlungen zum neuen KI-Gesetz (AI Act) zwischen dem Europäischen Rat, dem Europäischen Parlament und der Europäischen Kommission. Eine Einigung soll es bis Jahresende geben. Deutschland hatte sich zuletzt mit Frankreich und Italien auf ein gemeinsames Positionspapier geeinigt, im dem eine Regulierung für KI-Anwendungen befürwortet wird. Bei der Basistechnologien wollen sich die drei größten EU-Staaten auf eine Selbstregulierung der Branche beschränken.
Zum Digital-Gipfel in Jena waren erstmals auch einige Nichtregierungsorganisationen und Vertreter der Zivilgesellschaft eingeladen worden. Christian Humborg, Geschäftsführender Vorstand von Wikimedia Deutschland, sprach vor diesem Hintergrund von einer "positiven Entwicklung hin zu mehr Beteiligung und Vielfalt". Der Digitalgipfel sei besser als im vergangenen Jahr: Zugleich kritisierte Humborg eine "Zersplitterung von Zuständigkeiten und Kompetenzen" in Deutschland. So lasse sich weder eine inhaltliche Handschrift erkennen, noch funktionier so die Digitalisierung im Praktischen. "Mit einem halben Digitalministerium ist keine ganze Digitalpolitik möglich."
Markus Beckedahl, Gründer der Online-Plattform Netzpolitik.org, sprach von einem "zarten Aufbruch einer Bundesregierung in ihre zweite Legislaturhälfte, die bisher in digitalpolitischen Fragen nur weitgehend enttäuscht" habe. "Aber es sollte auch klar sein: Wir brauchen nicht nur einen symbolischen Digitalgipfel einmal im Jahr, sondern müssen kontinuierlich über die Gestaltung der digitalen Welt diskutieren und sie verhandeln - und das nicht nur hinter verschlossenen Türen mit Industrievertreter:innen, sondern mit der ganzen Gesellschaft", sagte Beckedahl.