Interview „Der Jugend fehlt oft die Orientierung“

Verena Wehrle
Mohammed Al Atmani aus Marokko ist bei Faller-Konfitüren im zweiten Lehrjahr als Fachkraft für Lebensmitteltechnik. Foto: ZVg/ZvG

Interview
Der IOW lädt am 7. Mai zur Firmentour ein und wirbt damit für die Ausbildungsberufe. Wie schwer es ist, Auszubildende zu finden, berichten Thomas Faller, Geschäftsführer von Faller-Konfitüren und Daniel Marterer, Ausbildungsleiter von Zahoransky

Zu einem Tag der offenen Tür laden die Unternehmen des Initiativkreis Oberes Wiesental (IOW) am Sonntag, 7. Mai, ein. Sie wollen vor allem Auszubildende gewinnen. Über die aktuelle Situation im Ausbildungsmarkt sprechen Thomas Faller von Faller Konfitüren und Daniel Marterer von Zahoransky.

Wird es auch für Sie immer schwieriger Auszubildende zu finden?

Marterer: Gerade in technischen Berufen haben wir Schwierigkeiten, Auszubildende zu bekommen. Das hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr zugespitzt. Auch im kaufmännischen Bereich gab es vor fünf Jahren noch sehr viele Bewerber für ein bis zwei Stellen im Jahr, aber auch dort sind die Bewerberzahlen gesunken.

Faller: Aktuell haben wir zehn Auszubildende in fünf Bereichen. Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, egal in welcher Branche, die Anzahl der Azubis nimmt gewaltig ab, bei uns sowohl im Bürobereich als auch im handwerklichen Bereich. In guten Jahren hatten wir für die Fachkraft für Lebensmitteltechnik bis zu vier Bewerber auf eine Stelle, heute sind es ein bis zwei Bewerber. Aktuell haben wir in diesem Beruf drei Azubis in zwei Lehrjahren, die aus Marokko und dem Iran für die Ausbildung hierher gekommen sind.

Können Sie die Gründe für diesen Bewerberrückgang nennen?

Faller: Das liegt bestimmt auch am demografischen Wandel, es gibt weniger junge Leute, und wenn, dann möchte jeder Abitur machen.

Marterer: Das wiederum liegt vielleicht auch an der fehlenden verbindlichen Grundschulempfehlung. Der Trend geht mehr in Richtung Gymnasium, auch viele mit Realschulabschluss holen dann ihr Abitur nach. Aber selbst bei unseren DHBW-Studiengängen Maschinenbau und Elektrotechnik sind die Bewerberzahlen zurückgegangen. Bei den jungen Leuten fehlt einfach immer mehr die Orientierung.

Dann braucht es seitens der Firmen wohl immer mehr kreative Ideen, um Auszubildende zu gewinnen?

Marterer: Ja, man muss schon sehr viel tun, dass man im Gespräch bleibt als Firma. Für uns ist es mittlerweile Alltag, das ganze Jahr über an Börsen unterwegs zu sein. Wir machen Projekttage mit den Schulen, zeigen den Schülern die Technik und wollen sie dafür begeistern.

Und wie sieht es mit Praktika aus?

Marterer: Seit Corona sind auch diese sehr zurückgegangen. Davor hatten wir regelmäßig Praktikanten. Das läuft nur langsam wieder an.

Faller: Ja, die Anfragen für Praktika sind auch bei uns überschaubar.

Eine Auszubildende bei Zahoransky.

Und was kann man gegen den Fachkräftemangel tun?

Marterer: Die eigene Ausbildungs ist dazu sehr wichtig. Wenn man die Mitarbeiter für sich gewinnt und an das Unternehmen bindet, ist das ein ganz guter Weg. Gerade im Oberen Wiesental ist dies schwierig, hier muss man auch Mitarbeiter von weiter her gewinnen.

Faller: Genau deswegen ist es gut, dass am IOW-Tag auch die Städte Schönau und Todtnau präsent sind und zeigen, was die Region bietet. Das spielt bei einem Umzug für den Partner, die Familie, eine große Rolle.

Was erwartet die Besucher denn am IOW-Tag am 7. Mai?

Faller: Die Firmen wollen sich der Raumschaft vorstellen als Arbeitgeber und auch als Ausbildungsbetriebe. Sie zeigen, was sie produzieren und bieten. Faller informiert über das Produktportfolio mit Verkostungen und Filmvorträgen sowie über unsere Ausbildungsberufe.

Marterer: Wir zeigen die verschiedenen Geschäftsfelder von Zahoransky, geben Einblick in die Produktion, zeigen wie wir weltweit aufgestellt sind. In der Lehrwerkstatt werden wir die verschiedenen Berufe vorstellen, auch zum Mitmachen. Interessierte können sich auf Augenhöhe mit unseren Azubis austauschen. Ein Highlight ist der „Discovery Industry Truck“ von Südwest-Metall. Der Erlebnis-Lern-Truck bringt die spannende Welt der Industrie auf unser Betriebsgelände und bietet Einblick in das digitale Zeitalter der Metall- und Elektroindustrie.

Der IOW-Rundgang am Sonntag, 7. Mai

Wann?
 Am Sonntag, 7. Mai, von 11 bis 17 Uhr.

Was?
 Geboten wird eine IOW-Tour durch die Firmen im Oberen Wiesental. Besucher können hinter die Kulissen der Industriebetriebe schauen. Die Firmen bieten ein umfangreiches Programm wie Betriebsrundgänge, Bullriding, Sektempfang, Kinderprogramm, Live-Musik, Selfie-Gewinnspiel, Discover-Industrie-Truck, „Ice in Concert“, Werkstücke von Auszubildenden und vieles mehr. Es gibt Speisen und Getränke. Ein Schwerpunkt liegt in der Präsentation der Ausbildungsberufe.

Wer?
Die Mitgliedfirmen der IOW sind Celanese in Utzenfeld, Frank-Bürsten in Schönau, Sunstar Interbros in Schönau, EWS Schönau, Heinzmann in Schönau-Brand, Sensopart in Wieden, Faller-Konfitüren in Utzenfeld, Forvia Hella in Wembach und Zahoransky in Geschwend.

Wie kommt man hin?
Zwei kostenlose Shuttlebusse bringen die Besucher zu den neun Firmen. Abfahrt ist an 10.30 Uhr bei der Hella in Wembach und bei Sensopart in Wieden. An jeder Station fahren die Busse stündlich weiter zur nächsten Firma – quasi als Rundfahrt.

Was gibt es sonst noch zu wissen?
Auf der IOW-Tourenkarte kann man sich die besuchten Firmen abstempeln lassen und drei Hauptpreise sowie weitere Preise gewinnen, mit etwas Glück sogar eine Fahrt im Pistenbulli. Alle weiteren Infos zum Programm unter www.i-o-w.org.

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