Interview Römerpark Wyhlen-Kaiseraugst als Idee

Tim Nagengast
Mehr als Ruinen: Asterix und Co. (hier Majestix und Falbala) empfangen einen in dieser Unterführung in Kaiseraugst. Foto:  

Interview: Helmut Bauckner regt die Schaffung eines grenzüberschreitenden Römerparks Wyhlen-Kaiseraugst an.

Die römischen Landgüter im Bereich Grenzach-Wyhlen bildeten einst den „Versorgungsvorhof“ der Stadt Augusta Raurica. Doch die Ruinen auf deutscher Rheinseite wie auch die zahlreichen Reste des später errichteten Castrum Rauracense stehen ein wenig im Schatten der öffentlichen Wahrnehmung. Mit der Schaffung eines grenzüberschreitenden Römerparks Wyhlen-Kaiseraugst möchte Helmut Bauckner den Fokus wieder verstärkt auf das gesamte bauliche Erbe aus der Antike richten.

Herr Bauckner, wer sich das römische Amphitheater in Augusta Raurica ansehen will, sagt oft: „Ich fahre rüber nach Kaiseraugst.“

Sie kommen mir zuvor! Denn damit fängt schon ein großes Problem an. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen den Unterschied zwischen Kaiseraugst und Augst nicht kennen. Dabei sind es zwei Gemeinden in zwei verschiedenen Kantonen. Die bekannten Ruinen von Augusta Raurica rund um das Amphitheater stehen im heutigen Augst. Und nur dort.

Die Gemeinde Kaiseraugst wurde dagegen auf dem Gebiet des einstigen Castrum Rauracense errichtet.

Richtig. Und zwar erst später, um das Jahr 300 herum, als das eigentliche Augusta Raurica schon größtenteils aufgegeben war. Die Römer haben das Castrum Rauracense direkt am Rhein als Grenzgarnison errichtet. Denn der Fluss bildete inzwischen die Grenze des Römischen Reichs zu Germanien. Die Brücke nach drüben bestand noch und musste aber inzwischen mit einem eigenen Kastell gesichert werden.

Womit wir am anderen Flussufer wären. Denn dieses Kastell steht in Wyhlen am Rheinufer und wurde jüngst deutlich aufgewertet. Bei der offiziellen Einweihung hatten Sie in Ihrer Rede den Traum von einem grenzüberschreitenden Römerpark Wyhlen-Kaiseraugst skizziert. Wie könnte man sich diesen denn vorstellen?

Schauen Sie mal (legt eine Landkarte auf den Tisch): Wir haben hier direkt beim Kastell die Rheinfähre nach Kaiseraugst hinüber. Von dort kommt man zu Fuß in wenigen Minuten zu den römischen Rheinthermen. Einfach den Uferweg entlanglaufen.

Ein geheimnisvoller Ort! Man läuft ja quasi im Heizungskeller, im Hypokaust, herum. Dazu hört man aus versteckten Boxen plätscherndes Wasser und verbnimmt Stimmen, die sich auf Latein unterhalten.

Ich merke, Sie waren schon dort! Und wenn man hinten wieder hinausgeht, steht man schon fast vor der „Heidemur“, einem noch immer sehr mächtigen Teil der römische Kastellmauer. Sehen Sie, was ich meine? (fährt mit dem Finger über die Landkarte). Wir kommen, wenn wir von Wyhlen aus mit der Fähre rübergefahren sind, fast automatisch von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. Wir haben ja unter der ebenfalls am Rheinufer stehenden Galluskirche noch eine toll konservierte frühchristliche Bischofsresidenz aus dem vierten, fünften Jahrhundert. Das bisher älteste bekannte Zeugnis des Christentums in unserer Region!

Von dem viele noch nie gehört haben dürften...

Ja, leider. Es ist schade, wie wir uns beiderseits des Rheins auseinandergelebt haben. Dabei gibt es diese wunderbare Fähre, diese einzigartigen Sehenswürdigkeiten, die eigentlich beeindruckende Zeichen einer tiefen Verbundenheit sind. Denn wenn wir den Spaziergang weiterführen (fährt mit dem Finger auf der Karte weiter), sind wir, wenn wir die einzigartig schöne Ergolzmündung passiert haben und damit Augst erreichen, bereits am Wasserkraftwerk. Über dieses können wir dann zurück nach Wyhlen spazieren. Am besten wieder am Rhein entlang flussaufwärts. Vielleicht mit einem Abstecher zum Spiel- und Grillplatz in der Stück-Siedlung, dann vorbei an den Resten der römischen Straßenstation und wieder zum Brückenkastell, wo man eventuell das Auto geparkt hat.

Und wo sehen Sie jetzt genau den von Ihnen angedachten Römerpark?

Den sind Sie und ich gerade im Geiste abgelaufen. Ein einzigartiger Rundweg an beiden Ufern des Rheins entlang. Dank Fähre und Kraftwerksbrücke. Wenn man den als touristisches Projekt entsprechend forcieren und zum Beispiel mit einem eigenen Signet versehen und ausschildern würde...

Wer ist „man“?

Die politischen Gemeinden Grenzach-Wyhlen und Kaiseraugst im Verbund. Und das Projekt würde sie – bis auf die Beschilderung – sogar kaum Geld kosten. Denn wir als Verein für Heimatgeschichte könnten zum Beispiel, wenn beide Kommunen mit dem Begriff Römerpark einverstanden wären, sogar den entsprechenden Flyer erstellen und diesen auch finanzieren.

Und wo wollen Sie ansetzen?

Im Rathaus in Grenzach-Wyhlen ist man immer sehr offen für neue Ideen, die auch zur Stärkung des Tourismus beitragen. Unser Verein wird dort den Anstoß machen. Und dann dasselbe in Kaiseraugst. Vielleicht gibt es ja auch noch irgendwelche Fördertöpfe, die die Gemeinden anzapfen können, sodass die Ausschilderung des grenzüberschreitenden Römerparks Wyhlen-Kaiseraugst – oder wie auch immer er am Ende heißen wird – fast kostenneutral wird, aber beide Gemeinden touristisch enorm aufwertet. Sie würden damit wieder sichtbar als Teil beziehungsweise Umland der einst großen, wichtigen Stadt Augusta Raurica.

Aber dazu gehört dann auch Grenzach.

Natürlich! Aber wenn man einen Themenweg wie den Römerpark will, muss man irgendwo die Strecke begrenzen. Mir schwebt mit dem Römerpark einfach etwas Familientaugliches vor. Mit Kindern und der Oma am Sonntag erst zu unserem Brückenkastell, dann mit der Fähre über den Rhein rüber nach Kaiseraugst, die schönen Sachen aus der Römerzeit anschauen, weiterspazieren und dann in Wyhlen noch grillen oder so. Wunderschön! Ein tolles Erlebnis! Dazu empfiehlt sich noch ein Besuch im sehenswerten und familienfreundlichen Regionalmuseum Römervilla Grenzach.

Ihre Begeisterung kann echt anstecken, Herr Bauckner.

Ja, schauen Sie doch mal, wie schön es hier ist! Was bei uns hier an Kultur und Natur zusammenkommt, ist einzigartig.

Wie geht es jetzt weiter?

Ich werde das Thema mal im Vereinsvorstand besprechen und dann mit Bürgermeister Tobias Benz.

Als ich neulich am Brückenkastell neben Ihnen stand, habe ich zufällig mitbekommen, wie Sie den Römerpark auch schon gegenüber einem Gemeindevertreter aus Kaiseraugst angesprochen haben. Wie war dessen erste Reaktion?

Gut! Aber alles Weitere in dieser Richtung muss jetzt aufinterkommunaler Ebene laufen. Das trägt auch dazu bei, unsere Partnerschaft hier vor Ort wieder zu festigen. Denn dieser Fluss hier, der Rhein, war mal ein Binnenfluss. Er hat uns einst miteinander verbunden und nicht getrennt. Und Ersteres wünsche ich mir wieder.

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