Inzlingen Aus der Enttäuschung geboren

Tim Nagengast
Beim zweiten Infoabend der Bürgerinitiative Inzlingen war die Pfarrschüre bis hinten gefüllt. Foto: Tim Nagengast Foto: Die Oberbadische

Inzlingen bekommt dritte Liste zur Gemeinderatswahl. Vereinsgründung angestrebt.

Inzlingen - Die neue Bürgerinitiative Inzlingen manifestiert sich. Seit Montagabend steht fest, dass die von Stefanie Fechtig ins Leben gerufene Gruppe bei der nächsten Gemeinderatswahl mit einer eigenen Liste antreten will. Im nächsten Schritt ist die Gründung eines Vereins geplant. Für die Bürger gibt es ein Flugblatt, auf dem diese angeben können, welche Themen ihnen wichtig sind.

Kräftiger Applaus

„Es ist diese Stimmung im Dorf“, sagte Stefanie beim Infoabend in der Pfarrschüre immer wieder. „Einfach diese Stimmung, weil es immer heißt: Wir können eh nichts machen. Dabei stimmt das gar nicht.“ Das Gros der rund 40 Zuhörer spendete ihr dafür am Schluss kräftigen Applaus.

Zwar drohte sich die bewusst offen geführte Diskussion bisweilen sehr im Detail zu verlieren, ein dicker roter Faden aber war klar erkennbar: Hier kamen Bürger zusammen, die sich von den beiden Ratsfraktionen im Gemeinderat (SPD und CDU) offenkundig nicht genügend vertreten fühlen. Bürger, die etwas ändern wollen im Dorf und enttäuscht sind. „Wir wollen Strukturen aufbrechen, wir wollen aufrütteln“, sagte Markus Haag.

"Da können wir nichts machen."

„Immer wenn es um etwas Wichtiges geht, etwa Temporeduzierung, das Verkehrsproblem auf der Riehenstraße oder auch Bausachen, heißt es in Verwaltung und Gemeinderat: Da können wir nichts machen. Dafür ist die nächsthöhere Stelle zuständig“, klagte Fechtig. Und widersprach sogleich, denn es gehe vor allem darum, etwas auch wirklich zu wollen.

Diesen Ball griff Haag gerne auf. Der frühere Gemeindekämmerer und Verwaltungsfachmann fungiert als Geburtshelfer der Bürgerinitiative, erklärte rechtliche Hintergründe zur Listenaufstellung und zur geplanten Vereinsgründung. Gesucht werden nun Mitstreiter auf allen Ebenen, also Kandidaten für die Liste zur Gemeinderatswahl oder auch solche, die sich im geplanten Verein einbringen wollen.

Vorwurf: „Gemeinderäte nicken zu vieles ab“

Ja, man müsse viele Dinge von Gemeindeseite einfach nachdrücklich „wollen“, klang auch bei Haag immer wieder durch. Dennoch zog er dann und wann in der Diskussion die Bremse, um klarzustellen, dass beispielsweise die Gemeinde Inzlingen selbst an einer Kreisstraße keine Temporeduzierungsschilder aufstellen oder nach Gutdünken Baugesuche abändern könne. Derartige Dinge seien Sache übergeordneter Stellen, beispielsweise das Landratsamt oder die Stadt Lörrach. „Aber die machen von sich aus bei uns bestimmt nichts, wenn nichts kommt, also wenn die Gemeinde damit nicht an sie herantritt“, sagte Haag.

Und genau da liegt, wie durchklang, der Hase im Pfeffer: Beide Fraktionen am Ratstisch nicken aus Sicht der Bürgerinitiative zu vieles einfach nur ab. „Es staut sich auf. Wir wollen nicht mehr nur hintenrum schwätzen, sondern etwas machen. Es brodelt hier“, resümierte Fechtig.

Mit welchem Wahlprogramm die BI im Mai 2019 antreten will? Genau das ist ganz bewusst noch offen. Oder wie sagte Markus Haag: „Wir wollen kein Programm vorgeben, sondern eines von euch haben!“ Dieses soll aus den Rückmeldungen der Bürger, aber auch aus im Rahmen geplanter Workshops geführter Diskussionen erwachsen.

Ein Fragebogen ist gedruckt und wird in Kürze im Dorf verteilt. Auch ein Infostand im Ortskern ist geplant.

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