Inzlingen Da will man Fachkraft werden, aber...

Die Oberbadische
Das Inzlinger Ehepaar Androniqi und Pyrro Moukia/Mukja hofft, dass es bald klappt mit dem langersehnten Praxisplatz.Foto: Tim Nagengast Foto: Die Oberbadische

Integration: Androniqi Mukja hat die Lehrstelle zur Kinderpflegerin sicher, findet aber keinen Praxisplatz

Die feste Zusage für den Ausbildungsplatz zur Kinderpflegerin an der Lörracher Mathilde-Planck- Schule hat Androniqi Mukja in der Tasche. Was der 34-jährigen Inzlingerin jetzt noch fehlt, ist ein Kindergarten oder eine Kita, an der sie während ihrer Ausbildung ab September einmal wöchentlich hospitieren kann. Gemeinsam mit Ehemann Pyrro Moukia telefoniert sich die gebürtige Albanerin die Finger wund. Vergeblich. In Zeiten eklatanten Fachkräftemangels im Betreuungsbereich eigentlich unglaublich.

Von Tim Nagengast

Inzlingen. Dass die zweifache Mutter ihre angestrebte Ausbildung aufgrund des noch fehlenden Praxisplatzes nicht aufnehmen kann, dürfte jedenfalls nicht an mangelnden Sprachkenntnissen liegen. Als der Autor dieses Artikels bei Familie Mukja (albanische Schreibweise) beziehungsweise Moukia (griechische Schreibweise) in Inzlingen im Wohnzimmer sitzt, läuft die Konversation flüssig. Selbst als Schnellsprecher muss man sich nicht sonderlich bremsen, was durchaus erstaunt, ist die Familie doch erst Ende 2017 nach Deutschland gezogen.

In Griechenland Deutschkurse gepaukt

In Griechenland hatte sich das Ehepaar bereits vorbereitet und Deutschkurse besucht. „Ist doch klar. Wer hierherkommt, muss unbedingt Deutsch lernen. Die Sprache ist alles“, bekräftigt Pyrro Moukia. Mehr nebenbei legt seine Ehefrau Androniqi während des Gesprächs ihr Deutsch-B2-Zertifikat auf den Tisch. Auch eine Bescheinigung für ein jüngst im Inzlinger Erstelkindergarten absolviertes Halbjahrespraktikum zückt sie. Dazu kommt eine Urkunde, wonach ihr albanisches Abitur in Deutschland zumindest als Mittlere Reife anerkannt wird.

Eigentlich, so berichtet die 34-Jährige, wollte sie ja ursprünglich Lehrerin werden. Zwei Semester Geschichte und Geografie hatte sie bereits studiert, als Tochter Danai – heute elf Jahre alt – das Licht der Welt erblickte. Vor siebeneinhalb Jahren folgte die zweite Tochter, Nefeli, nach. Beide besuchen die Buttenbergschule in Inzlingen und sprechen fließend Deutsch.

Für ihre Mutter Androniqi hat sich die Wiederaufnahme des Studiums zwar erübrigt, im pädagogischen Bereich tätig werden möchte sie aber dennoch unbedingt. Ihr Traum: erst die dreijährige Ausbildung zur Kinderpflegerin absolvieren und dann Erzieherin obendraufsatteln. Doch es gibt einen Haken.

Die Familie telefoniert sich die Finger wund

„Da! Ganze zwölf Einrichtungen in Lörrach haben wir abtelefoniert – nichts geht, leider. Es gibt für meine Frau nirgends einen Platz. Wer soll das verstehen?“, deutet Pyrro Moukia auf einen Zettel mit Namen von Kindergärten samt Telefonnummern. Der 40-jährige Grieche, der in seiner Heimat mit Kleidung handelte, wählt seine Worte genau. „Eins nach dem anderen“, sagt er. Deutsche Sprichwörter haben es ihm angetan, obgleich unsere Sprache sehr schwer sei.

Alltag ist für ihn das ganze Vokabular, das er als festangestellter Linienbusfahrer bei der SWEG braucht: Viererticket, Ticket TriRegio-Mini, die RVL-Zonen – alles sitzt. „Ich fahre viel in Lörrach-Stadt und im Umland, auch Schulbus und so“, berichtet Moukia, der für seine Arbeit, aber auch für seine Familie alles geben will.

Genau deshalb kann auch er einfach nicht verstehen, dass seine Frau noch immer keinen „Praxisplatz“ für angehende Kinderpflegerinnen gefunden hat: „Meine Frau will doch unbedingt arbeiten. Sie strengt sich so sehr an.“ Pyrro Moukia sagt dies mit keinerlei Bitternis in der Stimme. Im Gegenteil. Auch Androniqi nickt und strahlt dabei. Denn die Flinte ins Korn schmeißen ist echt nicht ihr Ding.

Es geht um nur einen einzigen Tag pro Woche

Viele Kontakte hergestellt und zu helfen versucht hat auch Bernhard Greiner. Der Grenzacher ist mit Familie Moukia/Mukja freundschaftlich verbunden, hilft bei Behördenangelegenheiten und ist auch sonst immer zur Stelle, wenn Androniqi, Pyrro und die Kinder mal nicht weiterkommen.

Im Moment aber kann Greiner nur noch mit dem Kopf schütteln: „Überall – wirklich überall! – heißt es doch: Wir brauchen ganz dringend Fachkräfte im Erziehungsbereich. Und in diesem Fall scheitert es ausschließlich am Praxistag. Es geht um einen Tag pro Woche, der die entsprechende Einrichtung übrigens nicht einmal Geld kostet.“

Doch inzwischen drängt die Zeit: Das neue Ausbildungsjahr beginnt im September. Zwar hat die Mathilde-Planck-Schule Androniqi Mukja noch eine gewisse Fristverlängerung eingeräumt, „aber ich möchte natürlich von Anfang an im September dabei sein“, bittet die 34-Jährige um Hilfe.

Kontaktmöglichkeit: Kinderbetreuungseinrichtungen, die einen wöchentlichen Praxistag anzubieten haben, können sich direkt an Androniqi Mukja, Tel. 07621/953 85 20, wenden. Kindergarten oder Kita sollte von Inzlingen aus mit dem ÖPNV erreichbar sein.

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