Inzlingen Das Feld nicht den Multis überlassen

Die Oberbadische
Sprach im Inzlinger Gemeinderat mahnende Worte: Landwirt Andreas Bachthaler. Foto: Herbertz Foto: Die Oberbadische

„Rettet die Bienen“: Andreas Bachthaler vom Langmatthof: „Wenn das so umgesetzt wird, sind wir erledigt“

„Wir kleinen Landwirte denken in Generationen. Wir wollen nicht alles bis aufs Letzte ausreizen und kaputt machen. Ihr müsst auf die Familienbetriebe aufpassen, sonst kommen die Multis.“ Das sagte Langmatthof-Bauer Andreas Bachthaler im Rahmen der Gemeinderatssitzung, als es um die möglichen Auswirkungen der Aktion „Rettet die Bienen“ insbesondere auf die Gemeinde Inzlingen ging.

Von Manfred Herbertz

Inzlingen. Intensiv und teils auch emotional wurde das Thema im Gremium diskutiert. Auch über die möglichen Folgen für Inzlingen, sollte die Aktion Erfolg haben und Gesetz werden, wurde munter gestritten.

Bürgermeister Marco Muchenberger betonte zwar, er wolle keine Diskussion um die zweifelsohne notwendige Sicherung der Artenvielfalt lostreten, aber wenn das Volksbegehren so umgesetzt werde, hätte das massive Auswirkungen speziell auf Inzlingen wegen der besonderen Situation der Wasserschlossgemeinde.

Heftige Diskussion am Ratstisch

Die Aktion „Rettet die Bienen“ will, dass künftig auf 50 Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen ökologischer Anbau betrieben werden soll. Es soll zudem ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Schutzgebieten erfolgen.

Das hätte für Inzlingen gravierende Folgen, denn weit mehr als 90 Prozent der Gemarkungsfläche sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Muchenberger betonte, die Diskussion um das Schutzgebiet reiche bis in die 1990er Jahre zurück. 2000 wurde eine Bürgerversammlung zum Thema veranstaltet, 2005 hatte der Gemeinderat zugestimmt, und 2011 erfolgte die endgültige Festlegung des Schutzgebietes. Es sei damals hervorgehoben worden, dass das Schutzgebiet „auch dem Schutz der Bewirtschafter“ diene.

Doch, so der Bürgermeister, wenn das Gesetz so käme, würde es Inzlingen besonders hart treffen, und für die Landwirtschaft sähe es schlecht aus.

Glatzel wittert „Panikmache“

Vollerwerbslandwirt Bachthaler machte im Gremium deutlich: „Ich hatte schon schlaflose Nächte deswegen.“ Eigentlich, so der Langmatthof-Bauer, sei das Landschaftsschutzgebiet bislang eine gute Sache. Aber was jetzt durch die Hintertür kommen solle, sei existenzbedrohend: „Wenn das so umgesetzt wird, sind wir erledigt.“ Umstellen auf Bioerzeugung funktioniere nicht, so Bachthaler, denn der Markt dafür sei nicht da. Er nannte ein Beispiel: Würde er Biomilch erzeugen, würde er dafür keine Abnehmer finden.

Tilo Glatzel (SPD) beklagte indes, dass das Thema „einseitig“ auf die Tagesordnung gekommen sei. Er sprach von „überbordender Panikmache“. Er bekräftigte, die Aktion „Rettet die Bienen“ sei gut und richtig, denn der Bestand an Insekten habe sich in den vergangenen 30 Jahren um 80 Prozent verringert. Hier würden Pflanzen zerstört, sagte Glatzel, und das Grundwasser werde mit den Chemikalien, die auf den Boden gekippt würden, verseucht. Die Nitratbelastung steige.

Inzlingen ist zu 90 Prozent Schutzgebiet

Dafür erntete Glatzel heftigen Widerspruch von Hanspeter Bachthaler (CDU): „Unser Inzlinger Wasser ist nahezu nitratfrei“.

Bürgermeister Muchenberger wandte ein, es sei nicht richtig, „dass man uns Panikmache unterstellt“. Inzlingen habe seinerzeit Vorbildcharakter bewiesen, jetzt aber solle der Gemeinde etwas übergestülpt werden, was so nicht gut sei.

Thomas Kunzelmann (CDU) betonte, man müsse den Landwirten dankbar sein, dass sie mit ihrer Arbeit die Landschaft pflegten und offenhalten. Dafür musste er sich von Glatzel den Vorwurf „Das ist purer Populismus“ gefallen lassen.

Roswitha Drechsle (Gemeinsam für Inzlingen) hingegen fand die „Rettet die Bienen“-Aktion gut und betonte: „Wir müssen umdenken.“

„Ohne die Bewirtschaftung der Flächen hätten wir hier einen bösen Dschungel“. Karl Fisch (CDU) ärgerte sich, dass nur über die Landwirte hergezogen werde, „nicht aber über die, die ihre privaten Gärten munter weiterspritzen“.

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