Paukenschlag: Kurt Sonntag überrascht den Inzlinger Gemeinderat mit seinem Rücktrittswunsch
Mit einem regelrechten Paukenschlag endete die jüngste öffentliche Sitzung des Inzlinger Gemeinderates am Montagabend im Wasserschloss: gegen 21.30 Uhr verkündete Kurt Sonntag seinen erstaunt dreinblickenden Ratskollegen und der Verwaltung kurz und knapp, sein Mandat als Gemeinderat niederlegen zu wollen.
Von Manfred Herbertz
Inzlingen. „Ich bin jetzt 80 Jahre alt und gehöre dem Inzlinger Gemeinderat seit 34 Jahren an. Da darf man auch mal ans Aufhören denken“, sagte das dienstälteste Inzlinger Ratsmitglied. Sonntag fügte an, er habe sein Amt immer sehr gerne ausgeübt, aber jetzt sei es einfach an der Zeit, aufzuhören. Fragende Gesichter gab es bei den Ratsmitgliedern, die die Ankündigung Sonntags kommentarlos zur Kenntnis nahmen.
„Mein Entschluss ist seit längerer Zeit gereift, mit 80 aufzuhören“, sagte Sonntag gestern auf Nachfrage und hält fest: „Ich habe die Arbeit im Gemeinderat gerne gemacht, und es hat mich auch befriedigt.“ Er sei zwar noch fit, aber jetzt sei die richtige Zeit gekommen, Abschied zu nehmen. Er habe sich stets für die Interessen der Bürger eingesetzt und auch in der Gemeinde viel mitbewegt und vorangebracht, blickt er zurück. Und er ist auch stolz auf seine Arbeit: „Die vielen positiven Rückmeldungen, die ich bekommen habe, sind ein schöner Lohn für meinen Einsatz. “ Auch Bürgermeister Marco Muchenberger zeigte sich überrascht über den ohne irgendwelche Vorzeichen erfolgten Abgang des zuletzt partei- und fraktionslosen Gemeinderates.
Kurt Sonntag gilt als streitbarer und manchmal unbequemer, doch stets fairer Gemeinderat, der nicht immer auf die Linie anderer Gremiumsmitglieder einschwenkte und oftmals eigene Ansichten im Sinne der Inzlinger Bürger vertrat.
Der 80-Jährige wurde erstmals am 28. Oktober 1984 in den Gemeinderat der Wasserschlossgemeinde gewählt und gehört dem Gremium seither ununterbrochen an. Im Jahr 2014 wurde er für seine 30-jährige kommunalpolitische Tätigkeit ausgezeichnet. Mit 975 Stimmen erreichte Sonntag bei der Kommunalwahl 2014 zudem das beste Ergebnis aller SPD-Kandidaten.
Im Juli 2015 aber kehrte Sonntag überraschend und ohne weitere Angaben von Gründen der SPD den Rücken. Gleichzeitig verließ er auch die SPD-Fraktion und übte ab diesem Zeitpunkt sein Mandat als fraktionsloses Mitglied des Inzlinger Gemeinderates aus.
Das Parlament der Wasserschlossgemeinde muss nun in seiner nächsten Sitzung formell über das Ausscheiden von Sonntag befinden, sagte Muchenberger, der sich auch gestern noch über dessen angekündigten Rückzug überrascht zeigte.
Mögliche Nachrückerin ins Ratsgremium ist Christine Ullrich-Halder, die bei der Kommunalwahl 365 Stimmen auf der SPD-Liste auf sich vereinen konnte.
