Am Nachmittag bietet sich am Ort des Geschehens ein trostloses Bild. Ein Regal aber hat den Brand überstanden. Die Pokale und Ehrenteller stehen noch immer an Ort und Stelle.
Wie zum Trotz weht auch die unbeschädigte Vereinsfahne des SVI weiter im Wind. Denn für den umtriebigen Verein war die Halle am oberen Ortsrand mehr als nur Heimstatt. Sie war ein Identifikationsobjekt. Im Jahr 1938 von den eigenen Mitgliedern errichtet, ist sie immer wieder modernisiert worden. Zuletzt ab 1986 über vier Jahre lang – in Abertausenden Stunden Eigenleistung und mithilfe von großzügigen Spenden.
Als der Autor dieser Zeilen vor Ort ist, schlagen drei Arbeiter vom Gemeindebauhof gerade Pflöcke in den immer schlammiger werdenden, vom Regen durchnässten Hang. „Absperrung“, sagt einer – und klopft weiter, während seine Kollegen rot-weiße Baken daran befestigen.
Auf dem Parkplatz der SVI-Halle steht derweil ein einsames Auto. Hinterm Lenkrad sitzt Peter Kremer. Er betrachtet die Brandruine bei Licht. Im Trockenen, denn es schüttet wie aus Kübeln. „Um halb vier war ich heute Nacht im Bett“, sagt der Ehrenkommandant der Inzlinger Feuerwehr. Bis 2007 hatte er das Kommando. Noch heute packt er mit an, wo er gebraucht wird: „Heute Nacht saß ich am Funk.“
Mitglied im SVI ist Kremer auch – natürlich. Viele im Dorf sind das. Kremer fühlt sich daher doppelt betroffen, bewahrt aber routiniert die Fassung. „Zum Glück! Zum Glück hat der Wind heute Nacht in die richtige Richtung geweht“, sagt der altgediente Feuerwehrmann. Angesichts der nur wenige Meter entfernten Reihenhäuser mag man sich gar nicht vorstellen, was für einer Katastrophe die Wasserschlossgemeinde in der vergangenen Nacht – trotz allem Schaden – augenscheinlich entgangen ist.
Nahe Wohnbebauung erfolgreich geschützt
Dafür gesorgt haben auch die Feuerwehren aus Inzlingen und Lörrach, die rund 80 Mann aufgeboten hatten und mit 13 Fahrzeugen ausgerückt waren. Sie taten alles, um die Nachbarhäuser zu schützen. Unter anderem rissen sie sicherheitshalber einen in Richtung der Wohnbebauung ragenden Hallenteil mit einem Bagger ab. Mit Erfolg. Das Löschwasser kam aus dem nahen Schlossweiher.
Gemeinde will den SVI unterstützen
Die Polizei ermittelt nun in alle Richtungen. Ob das Feuer etwas mit einer am Samstagabend in der SVI-Halle stattgefundenen Privatveranstaltung zu tun haben könnte? Polizeisprecher Kiefer sagt, bei der Abnahme der Halle am Sonntagvormittag habe es jedenfalls keine Auffälligkeiten gegeben. „Den Rest müssen die Sachverständigen klären.“
Bei Bürgermeister Marco Muchenberger laufen derweil viele Fäden zusammen. Er hat heute - nach Rücksprache mit Polizei und Feuerwehr - aus Sicherheitsgründen die Sperrung der Ruine veranlasst. Des Weiteren führt er viele Gespräche organisatorischer Art, schließlich wolle die Gemeinde Inzlingen ihren Sportverein in dieser Situation nicht hängen lassen – Stichwort: Sicherstellung des Übungsbetriebes an anderen Stellen.
Schon jetzt kündigt der Rathauschef an, dass der von der Gemeinde organisierte Hemligkunki-Umzug, der stets in die SVI-Halle führte, voraussichtlich verlegt wird. Die Glunkis sollen in der Erstelhalle feiern und der SVI sie dort bewirten können.
Den Brand bewertet Muchenberger als echtes Drama, „denn es hängen Herzen an der Halle“. Wichtig sei jedoch, dass keine Menschen zu Schaden gekommen sind.