Inzlingen „In Inzlingen kann man gut sein“

Die Oberbadische
Tobias Walkling, Pfarrer der evangelischen Lukasgemeinde, verlässt Inzlingen nach siebenjähriger Tätigkeit in Richtung Konstanz. Foto: Manfred Herbertz Foto: Die Oberbadische

Abschied: Pfarrer Tobias Walkling verlässt die evangelische Lukasgemeinde und zieht nach Konstanz

„Es waren im besten Sinne des Wortes, biblisch gesehen, sieben gute Jahre, und deshalb werde ich auch mit einem weinenden Auge gehen“, überschreibt der evangelische Pfarrer Tobias Walkling seine Inzlinger Zeit. Im Schatten der Bäume im Garten der Lukaskirche blickt Walkling zurück, der Ende des Monats nach sieben Jahren seelsorgerischer Tätigkeit Inzlingen verlässt. Er stellt sich einer neuen beruflichen Herausforderung in Konstanz.

Von Manfred Herbertz

Inzlingen. Neben seiner Aufgabe als Pfarrer der Inzlinger Lukasgemeinde umfasste sein Arbeitsgebiet die Krankenhausseelsorge an den Kreiskliniken sowie die Polizei- und Notfallseelsorge in Lörrach.

Der Geistliche wird zum 1. September in Konstanz die Leitung der Telefonseelsorge übernehmen: „Eine völlig neue Herausforderung, auf die ich mich sehr freue.“ Doch nicht nur die neue berufliche Aufgabe sei es, die den 46-Jährigen nach Konstanz lockt, es ist auch die private Seite, wie er im Gespräch erzählt: Denn Walklings Ehefrau lebt und arbeitet in Konstanz. Und nach Jahren der Fernbeziehung sei es an der Zeit, diese nun endlich zu beenden und gemeinsam weiterzugehen, sagt der Pfarrer.

Vor allem die vielen kleinen Ereignisse bleiben hängen

An Inzlingen wird er sich gerne erinnern. „Hier kann man gut sein. Es ist ein sehr freundliches Völkchen, das hier lebt.“ Er habe einen guten Zugang zu den Menschen gefunden und obendrein den offenen, freundschaftlichen Umgang mit der katholischen Schwestergemeinde als sehr bereichernd empfunden.

Eigentlich, so sinniert Walkling, gab es in den vergangenen Jahren nicht dieses eine große Ereignis, das ihm besonders im Gedächtnis verhaften bleibe. „Es waren vielmehr diese vielen kleinen Sequenzen der Begegnung mit den Menschen, die wertvoll waren.“ Und bei mancher Arbeit in der Polizeiausbildung sei ihm klar geworden, was es heutzutage bedeute, Polizist zu sein.

In der Krankenhausseelsorge sei er aufgrund der coronabedingten Einschränkungen in etlichen Fällen einziger Ansprechpartner für Patienten gewesen, berichtet Walkling. Da sei auch sehr deutlich geworden, wie wichtig das Gespräch oder einfach nur ein gemeinsames Gebet für die Menschen seien. „All diese kleinen Begegnungen fügen sich wie Mosaiksteinchen zu einem positiven Gesamtbild zusammen.“

Der scheidende Inzlinger Pfarrer sieht seine neue Aufgabe aus der evangelischen Position, dass Menschen Fragen plagen. Und der Telefondienst sei gerade – aber nicht nur – in der Zeit der Coronapandemie auch als großer Faktor im Angebot der Kirchen zu sehen: „Denn, wir können Zeit mitbringen.“ In Anlehnung an den Religionsphilosophen Martin Buber sagt Walkling: „Das Ich braucht das Du.“ Und das Miteinander habe er unter anderem auch in der Zusammenarbeit mit den Ältestenkreisen und dem Freundeskreis der Lukasgemeinde intensiv erlebt.

Eigentlich wollte Walking ursprünglich gar nicht Pfarrer werden. In Sinsheim geboren, studierte er in Heidelberg zunächst Kulturwissenschaften und Theologie und wollte sich eigentlich den Religionswissenschaften und der Ethnologie zuwenden. Die evangelischen Kirchentage hätten ihn jedoch der Seelsorge nähergebracht. Es folgten etliche Praktika, bis er dann in Rheinstetten bei Heidelberg sein Lehrvikariat absolvierte. Weitere Stationen waren die Rechberg-Kliniken in Bretten sowie eine Stelle in Bühlertal, bevor er im September 2014 die Pfarrstelle in Inzlingen annahm.

Christiane Schulz übernimmt Vakanzvertretung

Wenn er nun Inzlingen verlässt, wird Pfarrerin Christiane Schulz aus Lörrach die Vakanzvertretung übernehmen. Und da auf Dekanatsebene ein neuer Stellenschlüssel erstellt werde, könne man derzeit noch nicht sagen, wann die Pfarrei wieder einen eigenen Pfarrer bekommt. Außerdem gebe es auch in der evangelischen Kirche ein Nachwuchsproblem.

Weitere Informationen: Am Sonntag, 20. Juni, 18 Uhr, findet in der Erstelhalle der Aussegnungsgottesdienst für Pfarrer Tobias Walkling statt.

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