Inzlingen „Sei wer du bist und sag was du denkst!“

Willi Vogl
Pfarrer Thorsten Becker und die Ministranten zelebrierten in Inzlingen den Gottesdienst zu Fronleichnam. Foto: Willi Vogl

Fronleichnam-Motto: „Sein lassen". Blumenbotschaften in Kirche St. Peter und Paul.

Inzlingen - Blumen schmücken farbenfroh den Kirchenraum von St. Peter und Paul, die Vereinsfahnen von Feuerwehr und Kolpingfamilie vor dem Altar demonstrieren dörfliche und christliche Solidarität, das Großaufgebot der Ministranten und liturgische Laienhelfer deuten auf ein katholisches Hochfest: Fronleichnam, das Fest der leiblichen Gegenwart Christi in der Eucharistie.

Passend zum hohen Kirchenfest warteten Kirchenchor und Organist Andreas Mölder mit einem bunten Reigen musikalischer Beiträge auf. Klassische Werke wie Mozarts Ave verum corpus oder ein unbegleitet gesungenes Dona nobis pacem standen in abwechslungsreicher Verbindung zur vornehm figurierten barocken Orgelkunst während der Kommunion.

Mölders Vorliebe zu aparten Artikulationen, seine spitzbübische Verwendung von Trugschlüssen und bonbonfarbener Jazzharmonik und insgesamt seine musikantische Modulationsfreude in den Vor- und Zwischenspielen zum Volksgesang sorgten für heitere Andacht. Mit Paul McCartneys Evergreen „Let It Be“ schlug er gar einen poppig amüsanten Bogen zum Inzlinger Fronleichnamsmotto „Sein lassen“.

So sah Pfarrer Thorsten Becker in seiner Predigt auch Sir Paul in der Reihe jener Menschen, vor denen er größten Respekt habe. Mary, die Mutter von McCartney, sei ihrem Sohn im Traum erschienen und machte ihm angesichts damaliger Querelen mit seinen Bandkollegen Mut nach dem Motto: Lass dein Leben sein, was es dir an Dur- und Mollklängen hineinkomponiert. Man solle das Leben tragen und ertragen, mit Blick auf Gott, der es gründet und begründet.

In Jürgen Klopp, dem Trainer des FC Liverpool, sieht Becker ein weiteres Vorbild und eine Verkörperung der Lebensmaxime „Sei wer du bist und sag was du denkst“. Der Brite Dave Evans hoffte auf einen Sieg seines Fußballclubs in der Champions League und sparte für die Reise zum Finale nach Spanien. Die Diagnose Gallengangkrebs und der damit verbundene unausweichliche Tod verhinderten die Reise. Um ihrem Mann noch eine Freude zu machen, bat seine Frau Liz den Club um eine Videobotschaft.

„Ich habe von deiner Geschichte gehört und es ist auch für mich sehr schwer, damit umzugehen. Aber ich habe gehört, du bist ein unglaublicher Kämpfer. Wir denken an dich. Du bist wirklich mit uns“, sagt Klopp. Er könne Evans Kampf nicht mit dem Kampf seines Teams in dieser Saison vergleichen: „Es ist mehr als Fußball, es geht ums Leben.“ Seine Mannschaft wolle den Menschen Hoffnung und Freude geben, „Momente, an die sie sich erinnern können.“ Klopp wünscht Evans „von ganzem Herzen alles Gute.“ Die Schlussworte Klopps lauten: „Ich bin ein Christ. Also: Wir sehen uns.“

Wenngleich Stellungnahmen von Prominenten in hochemotionalen Kontexten wie diesem nie völlig frei vom Verdacht geschäftsfördernder Promotion sind, regen sie zumindest zu eigener Positionsbestimmung an. Jeder könnte sich dabei die Frage beantworten ob man es bei Worten belassen wollte oder ob der verbalen Anteilnahme auch weitere eigene Taten folgen könnten.

Private Entscheidungen fern von Prominenz und großem Geschäft haben es mit der Glaubwürdigkeit leichter. So die Entscheidung einer schwangeren Frau, die trotz einer prognostizierten Behinderung ihr Kind zur Welt bringt. Sie sei der Überzeugung, dass nicht sie es sein sollte, sondern Gott, der über Leben und Tod entscheiden soll. Auch die Entscheidung eines Mannes, der gegen seinen Präsidenten an der Mauer zu Mexiko steht und für runde Tische und Dialog eintritt statt für harte steinerne Fakten, verdiene höchsten Respekt.

Wertschätzung und vor allem Freude dürften die zahlreichen Gottesdienstbesucher auch angesichts der großflächigen Blumenbilder auf dem Linden- und Wendeplatz empfunden haben. Die Prozession führte durch die auch von den Anrainern mit den liturgischen Festfarben Weiß und Gelb geschmückte Dorfstraße zum Wendeplatz, begleitet von den andächtigen Klängen des Musikvereins unter Leitung von Daniel Meyer, dem Gesang des Kirchenchores und den Ehrenabordnungen von Feuerwehr und Kolpingfamilie. „Vor allem liebt einander“ animierte eine der blumengenerierten Botschaften die Gottesdienstbesucher.

Liebe oder doch zumindest große dörfliche Solidarität und Anteilnahme waren in den erläuternden Worten Rudi Waibels, dem Sprecher des Blumenbilderteams, wie in den Fürbitten zu spüren.

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