Inzlingen Stabwechsel im „Wasserschloss“

Manfred Herbertz

Sepp und Sybille Beha übergeben nach 40 Jahren die Regie an ihre beiden Töchter.

Inzlingen - Was seit längerem geplant war, ist nun offiziell vollzogen: Nach 40 Jahren auf dem Restaurant Wasserschloss in Inzlingen haben Sybille und Sepp Beha den Stab an ihre beiden Töchter Simone und Stephanie weitergereicht.

Sepp und Sybille Beha haben das Restaurant im Wasserschloss vier Jahrzehnte lang mit Herzblut geführt und es dabei zu einer der bekanntesten Adressen der Region entwickelt. Doch nun hat Sepp hat die Kochschürze ausgezogen und Sybille ihr Reservierungsbuch zugeklappt. Das Ehepaar will ganz seinen Ruhestand genießen. Der Betrieb aber geht nahtlos weiter: Die beiden Töchter Simone und Stephanie haben die Regie im Restaurant samt Gästehaus übernommen.

24 Jahre lang mit Michelin-Stern gekrönt

Mit der Familie Beha, die 24 Jahre lang mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet war, hatte die Gemeinde Inzlingen – ihr gehört das Schloss – einen Glücksgriff getan, der sich für beide Seiten ausgezahlt hatte. Im vergangenen Sommer erst wurde das 40-jährige Bestehen gefeiert. „Hier ist zusammengewachsen, was zusammengehört“, hatte Inzlingens Bürgermeister Marco Muchenberger anlässlich des runden Geburtstags des Restaurants und der erfolgreichen Renovierung des Schlosses gesagt.

Doch nun ist für Sepp und Sybille Beha Schluss, die Verantwortung trägt jetzt die nächste Generation. „40 Jahre Wasserschloss, 45 Jahre in der Selbstständigkeit und fast genau 60 Jahre im Beruf, das reicht“, sagt der 73-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Mit dabei sitzen Ehefrau Sybille, bislang die gute Seele des Servicebereichs, sowie die beiden Töchter. Simone hat nun in der Küche das alleinige Sagen, Stephanie kümmert sich um den kaufmännischen Bereich.

„Das Feld war bestellt“, sagt Sepp Beha, der im vergangenen Jahr angedeutet hatte, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. „Wir beide wollen uns nun ein bisschen zurücklehnen und unseren anderen Interessen nachgehen.“ Musik, Theater, Reisen, Freundschaften pflegen – alles Dinge, die bislang zu kurz gekommen seien, sollen in den Vordergrund treten. Auch das Singen will Sepp Beha nicht aufgeben.

Endlich das tun, wofür nie genügend Zeit war

Wichtig sei, dass die beiden Töchter jetzt allein die Regie führen. Sie wollen mit dem Restaurant den bisherigen Weg weitergehen und es dabei behutsam weiterentwickeln: „Es wird keinen radikalen Schnitt geben, wir werden nicht alles umkrempeln. Es wird auch weiterhin die traditionelle Hummersuppe geben“, sagt Simone, die schon in der Vergangenheit immer wieder neue Ideen eingebracht hat. „Die Gesellschaft und die Ansprüche verändern sich, dem müssen wir auch Rechnung tragen.“ Dem stimmt Sepp Beha zu. „Würden wir heute noch so kochen wie in den Anfängen, als wir den Michelin-Stern bekommen hatten, hätten wir kaum noch Gäste.“ Das Konzept von einst gilt auch heute: bestmögliche Küche mit dem Schwerpunkt auf regionalen Eigenheiten mit französischen und italienischen Einflüssen.

Das „Wasserschloss“ ist mit seinen 26 Angestellten übrigens einer der größten Arbeitgeber in der Gemeinde Inzlingen. Die Ausbildung lag Sepp Beha immer am Herzen. Der Berufsstand brauche gut ausgebildetes Personal. Eine Auffassung, die auch Tochter Simone vertritt. So ist sie inzwischen zur Ausbildungswartin in der Dehoga avanciert.

„Wenn man uns braucht, werden wir da sein“

Nach 40 Jahren Erfolgsgeschichte sind die Weichen für die Zukunft gestellt. Es sei zwar nicht immer einfach gewesen, das Haus über die Jahre oben zu halten, zieht Beha sein Fazit, aber der Gast und der Kunde hätten ein Recht auf eine gute Leistung, bekennt er sich zu Qualität. „Für uns ist es das größte Kompliment, dass das Haus sehr gut frequentiert wird, und unsere Töchter haben eine gute Chance für die Zukunft.“

Menschen von Rang und Namen sind im Wasserschloss zu Gast gewesen. So erinnert sich Sepp Beha gerne an ein Bankett mit dem damaligen Weltbankpräsidenten und früheren US-Verteidigungsminister Robert McNamara zurück: „Ein langer Abend.“

Im Zuge des Generationenwechsels sind Sybille und Sepp Beha übrigens aus dem Schlossgebäude in eine neue Wohnung in Inzlingen gezogen. „Es wäre nicht gut, wenn wir ständig reinreden würde“, sagen die frisch gebackene Ruheständler, denen man die Freude an der neu gewonnenen Freiheit anmerkt. Die Verbindung zum Wasserschloss ist jedoch nicht ganz gekappt, denn: „Wenn man uns braucht, werden wir da sein.“ Und Simone fügt augenzwinkernd an: „Er darf auch noch weiterhin singen im Schloss.“ Eines vermissen die beiden Beha-Töchter aber schon ein bisschen: „Das fröhliche Guten Morgen, wenn der Chef in der Küche auftaucht.“

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