Inzlingen Vor allem der Gesang gibt ihm Kraft

Manfred Herbertz
Sepp Beha, mehr als 40 Jahre lang Patron des Restaurants im Inzlinger Wasserschloss, feiert heute seinen 75. Geburtstag. Tochter Simone führt das Restaurant inzwischen und freut sich in Zeiten von Corona über die Unterstützung durch den Senior. Foto: Manfred Herbertz

Jubilar: Der frühere „Wasserschloss“-Patron Sepp Beha feiert heute seinen 75. Geburtstag

Inzlingen - Seinen Ehrentag hatte Sepp Beha sich eigentlich anders vorgestellt: „Ich wollte mit meiner Frau und zwei Freunden zusammen eine kleine Kreuzfahrt im Mittelmeer unternehmen.“ Die Corona-Pandemie hat dem Jubilar, der heute seinen 75. Geburtstag feiert, aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch kann ihn dies nicht verdrießen.

„Jetzt werde ich zuhause mit meiner Frau Sybille eine Flasche Champagner aufmachen und mit ihr anstoßen“, sagt der weithin bekannte Koch, der das Inzlinger Restaurant „Wasserschloss“ zu einer Topadresse gemacht hat. Mehr als 40 Jahre hatte er das Restaurant geführt und im vergangenen Jahr die Geschäfte in die Hände seiner Töchter Simone und Stephanie übergeben. „Trotz aller Erfolge, noch wichtiger ist, dass – gerade in der derzeitigen Situation der Coronakrise – die Familie zusammensteht und ich gesund bin“, sagt Beha, der seinen Ruhestand sonst sehr genießt. Die Maxime ist, gemeinsam mit Ehefrau Sybille endlich mehr Zeit für die anderen schönen Dinge des Lebens zu haben.

Sepp Beha wurde am 29. April 1945 in Elsfleth an der Weser geboren. Sein Beruf war für ihn seit Beginn mehr Berufung denn reiner Broterwerb. So suchte er sich im Alter von gerade einmal 14 Jahren selbstständig seine Lehrstelle als Koch. Einen anderen Beruf zu erlernen, sei ihm erst gar nicht in den Sinn gekommen. In der Bahnhofsgaststätte in Lörrach, damals ein angesehener Gastronomiebetrieb, erlernte er die Grundlagen seines Handwerkes. Stationen auf einem Rheinschiff der Köln-Düsseldorfer Schifffahrtsgesellschaft, in der „Krone“ in Haltingen und im Offizierscasino der Bundeswehr in Sigmaringen folgten. Im Schloss Herblingen bei Schaffhausen bei Werner Spitznagel wurden bei Beha die Wurzeln gelegt für das, was er zeitlebens als Maxime in seiner Küche beherzigte: Nur frische und natürliche Ware kommt auf den Teller.

25 Jahre lang hielt Beha einen „Michelin“-Stern

Mit der „Sonne“ in Rümmingen vollzog der Jubilar anno 1973 den Schritt in die Selbstständigkeit. Dort konnte er sich verwirklichen. Der „Guide Michelin“ würdigte die Kochkunst des jungen Gastronomen gar mit einem Stern, den Sepp Beha hernach mehr als 25 Jahre lang behalten sollte.

„Es war ein Glücksgriff für die Gemeinde Inzlingen – und für uns“, sagt der Jubilar heute nicht ohne Stolz, denn 1978 erfolgte die Übernahme des Restaurants im Inzlinger Wasserschloss. Dieses hatte die Gemeinde im Jahr 1969 erworben und bis 1978 aufwendig restauriert. Seither hält diese für beide Seiten fruchtbare Verbindung.

Stolz ist Beha auch darauf, über all die Jahre das hohe Niveau gehalten zu haben. Dass seine Töchter das Ruder übernommen haben, freut den Familienmenschen sehr.

Im Ruhestand hat der frischgebackene 75-Jährige Zeit für seine zweite große Leidenschaft: den Gesang. Dreimal in der Woche probt der Bariton zusammen mit Pianisten und feilt an seinem Repertoire, das er ständig erweitert. Dank seiner intensiven Gesangsausbildung hat Sepp Beha es zu beachtlichen Qualitäten gebracht. Seine Konzerte sind stets gut besucht. „Singen und die Musik sind ein wichtiger Teil meines Lebens, daraus habe ich viel Kraft und Optimismus gezogen“, sagt er.

Als Koch den schönsten Beruf der Welt gehabt

Überhaupt: Zwar habe die Coronakrise die gesamte Gastronomie mit Wucht getroffen, aber es sei keine Option, jetzt auf der Couch zu liegen und zu jammern: „So bitter die Kontaktsperre für die Branche ist, es ist im Augenblick der richtige Weg. Aber: Es wird wieder weitergehen. Anders als bisher, aber ich bin zuversichtlich, denn die Gastronomie hat einen nicht zu unterschätzenden sozialen Auftrag“, ist Beha überzeugt.

Nachdenklich fügt er an: „Ich bin dankbar für das, was war, bin dankbar, dass ich mit meinen jetzt 75 Jahren noch gesundheitlich fit bin, bin dankbar für meine Familie, die zusammensteht, und auch dankbar dafür, dass ich im Schloss und seiner wunderschönen Umgebung den schönsten Beruf der Welt ausüben konnte.“

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