Istein Ukrainische Solisten spielen

Arwen Stock
Das erste Konzert findet in der Isteiner Kirche statt. Foto: zVg

Eine Reihe an Benefiz-Konzerten haben zwei Isteiner für ukrainische Profi-Musiker organisiert. Der Spendenerlös geht vollständig an humanitäre Zwecke.

Alles begann Ende 2017 beim 40. Europäischen Taizé-Jugendtreffen in Basel. Damals war Istein eine der Gastgemeinden für die 20 000 Teilnehmer des ökumenischen Gebetstreffens: Als orthodoxe Christen waren die zwei jungen Profi-Musiker aus Odessa, der Tenor-Sänger Oleksandr Prokopovych und die Sopran-Sängerin Yuliia Tymakova, zu Gast bei Angela Schellhorn und bereicherten den Abend der Nationen mit ukrainischen Weisen.

Was damals niemand ahnte: Rund fünf Jahre später kam der russische Angriffskrieg. Schellhorn und Michael Kiffe, der damals ebenfalls Taizé-Gastgeber war, hatten lose den Kontakt zu den beiden Ukrainern gehalten und fragten nun: „Was braucht ihr?“ „Generatoren und eine Konzertreise“, lautete die Antwort der beiden.

Drohnen und Stromausfall

Bis die Planung aber beginnen konnte, dauerte es. „Heute wieder 17 Drohnen“ – solche Nachrichten oder gar keine, weil es tagelang Stromausfall in Odessa gab, und andere Gründe kamen dazwischen. Selbst die Kommunikation per E-Mail und Kurznachricht war schwierig. Erst vor sechs Wochen wurde es dann konkreter.

„Eigentlich können die beiden nur zwei Wochen im Voraus planen“, erzählt Kiffe im Gespräch mit unserer Zeitung. Dass nun dennoch die Konzertreise mit neun Auftritten im kirchlichen Bereich in Baden-Württemberg steht, scheint fast wie ein Wunder.

In der Regio findet das erste Konzert am Samstag, 22. April, in der St.-Michael-Kirche Istein statt. Nach dem Gottesdienst um 18 Uhr beginnen Prokopovych als Tenor, Tymakova als Sopranistin und Liudmyla Havrylenko am Piano mit ihrem Programm „Mit der Ukraine im Herzen“. „Vom Barock bis zur Moderne“ wollen sie die Freude, die in der ukrainischen Musik liegt, zeigen.

Gegen das Vergessen

Kiffe ist sehr froh, dass er mit Schellhorn die Konzertreise auf die Beine stellen konnte: „Wir wollen, dass die Menschen in der Ukraine nicht in Vergessenheit geraten.“ Es habe sich leider ein gewisse Müdigkeit gegenüber den Bildern und Nachrichten aus dem Kriegsgebiet eingestellt. Gerne hätten die Organisatoren für die Musiker auch in Basel ein Konzertauftritt arrangiert, aber das scheiterte. Dabei sind die beiden hochkarätige Profi-Musiker, Solisten der Odessa Natioal Opera und Preisträger internationaler Wettbewerbe.

Die Konzertreise konnte auch stattfinden, weil Oleksandr Prokopovych die Erlaubnis bekam, zu einer Tournee mit dem Theater zu gehen und später in die Ukraine zurückzukehren. Deshalb wird er von Holland zu den Konzerten im Rebland anreisen.

„Unsere Hauptaufgabe ist es, die Menschen in Europa mit der ukrainischen Musik vertraut zu machen, um die ganze Schönheit und Bedeutung der ukrainischen Kultur zu zeigen“, schreiben sie in einer Mail an Kiffe und Schellhorn: „Und natürlich werden wir sehr gerne für unsere Landsleute singen, die das Mutterland sicher sehr vermissen.“

Konzerte auf Spendenbasis

Der Eintritt zu allen Konzerten erfolgt auf Spendenbasis. Die Musiker, die bei den Konzerten auf ihre Gagen verzichten, hoffen: „Wenn wir es schaffen, Spenden für die Opfer des Krieges zu sammeln, wird es eine große Freude sein.“ Die Summe wird auf ein Treuhandkonto eingezahlt und für humanitäre Zwecke im Kriegsgebiet eingesetzt.

Zugunsten welcher Organisation die Einnahmen aus der Konzertreise dann gehen? „Um ehrlich zu sein, kann ich jetzt noch nicht einmal eine konkrete Organisation nennen, weil es so viele Orte gibt, die nicht genug Geld haben“, schreiben sie und zählen auf: „Angefangen bei Soldaten an der Front, für die wir Stiefeleinlagen kaufen, Verwundete in Krankenhäusern, wo es nicht genug Medikamente gibt, und Heime für Waisenkinder, Tierheime.“

Liste der Hilfsbedürftigen

„Viele Zwinger und Zoos haben gelitten“, schreiben die Künstler. Die Probleme sind vielfältig: Die Heizung ist kaputt, es gibt kein Licht, keine Nahrung, keinen Lebensunterhalt. Sie räumen ein: „Die Liste ist sehr lang und wir können natürlich nicht allen auf einmal helfen.“

Auch für die Solisten war die Arbeit nicht einfach. Oft haben sie sich nur eines gewünscht: „Die Hauptsache ist, dass es keine Sorgen gibt, die sehr oft die Aufführungen unterbrechen, ganz zu schweigen vom Probenprozess. Und das Wichtigste ist, dass der Himmel ruhig ist.“

Den 24. Februar 2023 nennen die beiden in ihrer Mail den „Jahrestag der Unbezähmbarkeit des ukrainischen Volkes“. Passend dazu wurde an diesem Tag die neue Oper „Kateryna“ (siehe Hintergrund), an der die beiden Musiker teilnehmen, über den Fernsehsender Arte in ganz Europa ausgestrahlt.

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