Jahreskonzert im Burghof Lörracher Stadtmusik hat Spaß mit dem Publikum

Barbara Ruda
Die Stadtmusik überzeugte bei ihrem Jahreskonzert mit dem Titel „Marches Bizarres... und andere satirische Tänze“ unter Leitung von Phillip Boyle. Foto: Babara Ruda

Ein symphonisches Blasorchester wie die Lörracher Stadtmusik widmet sich in erster Linie der „ernsten Musik“. Aber passt die überhaupt mit Humor zusammen? Wer das Jahreskonzert im Burghof erlebt hat, wird diese Frage sicherlich mit „Ja“ beantworten.

Das Vorhaben von Phillip Boyle, das Konzert unter das Thema „Humor“ zu stellen, ist vollumfänglich aufgegangen. Mit dem Programm „Marches Bizarres... und andere satirische Tänze“ gelang es dem Orchesterleiter und seinen Musikern, das Publikum mit schrägen Klängen, witzigen Wendungen, spöttischen Zitaten und ungewohnten Instrumenten zu erheitern und zu begeistern. Aktiv- und Jugendorchester bürsteten die Regeln gegen den Strich und hebelten manch’ eine Erwartung ihres Publikums gnadenlos aus.

Schabernack mit Gästen

Etwa die, dass es der Stadtmusik wie gewohnt nach den einzelnen Stücken applaudieren würde. Diesbezüglich trieben das Orchester und Dirigent konsequent Schabernack mit ihm. Nachdem der letzte Akkord von „Heinzelmännchens Wachparade“ sich nicht anders angehört hatte als viele Akkorde davor, entstand eine Stille im Saal. Man schaute sich gegenseitig fragend an. Ist das Stück zu Ende? Nur langsam setzte der Beifall ein.

Und so ging es weiter. Bei „Perpetuum Mobile“, mit dem Johann Strauß sich über die damals zum unendlich andauernden Tanz aufspielenden Musikerkollegen lustig machte, verließ Boyle kopfschüttelnd das Dirigentenpult und schlich sich von der Bühne. Hier blieb es einem Musiker vorbehalten, dem Orchester den Schlussakkord anzuzeigen.

Höchstes Können gefordert

Wie das lustige Fach für die Schauspieler das anspruchsvollste ist und höchstes Können abverlangt, verhält es sich auch bei der Musik. Damit man den Humor durchhören konnte, brauchte es allen voran ein haargenaues Zusammenspiel und Ineinandergreifen der Register. Der Stadtmusik gelang das im Burghof. Das Publikum konnte im burlesken „Marche Bizarre“ des Iren Gerard Victory im Takt schwelgen, sich wie bei dem Song „Love is all around“ aus einer romantischen Filmkomödie entspannt von einer Melodie forttragen lassen oder bei „The Simpsons Theme“ die Augen schließen und Kopfkino schauen.

Bei Sergej Prokofiews dramatisch anmutendem „Die Liebe zu den drei Orangen“ teilten sich Trompeten und Holzblasinstrumente die Melodie und streuten immer wieder eine Reihe von Akkorden ein, die scheinbar keinen Bezug zueinander hatten.

Turbulenter Melodien-Mix

„Mouthpiece Mania“ von Ware S. Mahorn gab den Trompeter ein Feature, bei dem sie, vor dem Orchester aufgereiht, allein auf den Mundstücken ihrer Instrumente bliesen. Das verfremdete den Klang. Das Marsch-Potpourri beim „Einzug der Plagiatoren“ von Siegfried Bergmann dirigierte Tenorhornist Ortwin Burkheiser. Geschrieben in der vierteiligen Form eines typischen Marsches wiederholten sich allerdings die Teile nicht, sondern stellten jedes für sich ein Zitat aus einer anderen Komposition dar. Sage und schreibe 37 Melodien waren darin so genial miteinander verwoben, dass die nächste bereits begonnen hatte, bevor man das letzte erkannt hatte - wenn überhaupt: Auf in den Kampf Torero, Alla Turka, Muss i denn zum Städtele hinaus, Humba Humba Tätärä, um nur ein paar zu nennen.

Manchmal vermittelte die Stadtmusik den Humor auch durch ihre Umsetzung einer Komposition auf der Bühne. Etwa „störten“ Instrumentenregister bei der „Scherzpolka“ von Thomas Doss die Interpretation, indem sie immer wieder aufstanden oder zum Amüsement des Publikums im Chor juchzten.

Das Jugendorchester

Wie gewohnt begann das Jahreskonzert mit der Zukunft der Stadtmusik, dem Jugendorchester unter Leitung von Jasmin Weinelt. Es unterhielt das Publikum unter anderem mit „Attack of the Garden Gnomes“ oder als Zugabe mit „Barbie Girl“. Hatte der Nachwuchs sich inmitten leerer Stuhlreihen noch ziemlich verloren, füllten diese sich bald mit den Aktiven, um gemeinsam zwei Stücke zu spielen. Passend zum Thema führten Oberzunftmeister Andreas Glattacker alias Blacky White und Zunftmeister Philipp Buser in der Rolle des Märtwiibs Sieglinde als Moderatoren humorig durch das Konzertprogramm. Wann hat schonmal das Publikum eines Jahreskonzerts der Stadtmusik im Burghof Narrenruf „Friss’n weg, dr Schnägg“ angestimmt? Am Samstag war es soweit.

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