Je später der Abend ...
Gegen 22:30 Uhr beginnt das ambitionierte Aufnahmeprojekt. "Wir hatten nur eine Nacht, um es hinzubekommen", erinnert sich Richie in der Netflix-Doku "The Greatest Night In Pop". Der Vokalarrangeur Tom Bähler sorgte vorab dafür, dass jeder, der eine kurze Solopassage übernimmt, in seinem Stil und seiner Tonlage singen kann. Hier und da muss noch ein wenig nachjustiert werden. Vorab wurde auch festgelegt, wer im Studio neben wem steht. Assistenten, PR-Leute und andere nicht direkt beteiligte Personen müssen draußen bleiben.
Die Stimmung ist zunächst gut. Doch im Laufe der langen Nacht steigt die Anspannung. Mit 70 bis 80 Leuten im Raum, darunter 47 Künstler, wird die Luft dünner und die Geduld kürzer. Country-Star Waylon Jennings verlässt das Studio, als darüber diskutiert wird, eine Zeile auf Swahili einzubauen - eine Idee von Stevie Wonder. Schließlich kommt die Erkenntnis, dass in Äthiopien nicht Swahili gesprochen wird. Auf Geheiß von Smokey Robinson wird aus der nichtssagenden Zeile "That's what we're giving" der Aufruf "Let's start giving".
Huey Lewis muss für Prince einspringen
Bis zuletzt hoffen die Macher, dass Prince noch auftaucht. Dessen Bandkollegin Sheila E. ist bei den Aufnahmen für "We Are The World" dabei. Doch der Musiker, der Stunden zuvor bei den American Music Awards Michael Jackson in zwei Kategorien ausgestochen hat, lässt sich nicht überreden, ins Studio zu kommen. Stattdessen bietet er an, ein Gitarrensolo beizusteuern, was abgelehnt wird. Den für ihn vorgesehen Gesangspart übernimmt ganz spontan Huey Lewis, der in "The Greatest Night in Pop" von zitternden Knien berichtet.